Neckar-Odenwald-Kreis. Zum erfreulichen Anlass waren auch gleich zwei Minister gekommen: der Minister des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen und zugleich stellvertretender Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Thomas Strobl, und Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, hatten die Fahrt nach Aglasterhausen angetreten, um neben einer Rede noch Hand anzulegen.
Und so flog ganz am Ende Sand durch die Luft. Nach den Reden bei schwül-warmen Temperaturen griffen eine Reihe von Herren und eine Dame (MdB Nina Warken, CDU) zum Spaten, um eben jenen symbolischen Spatenstich zu vollziehen: Damit war der erste praktische Schritt auf dem Weg zum Ausbau getan.
Am Montag beginnen die Arbeiten in Aglasterhausen dann konkret.
„Heute beginnt die Zukunft“, mit diesen Worten begrüßte Dr. Achim Brötel die Gäste der Veranstaltung. „Mit dem ersten Spatenstich hier in Aglasterhausen startet der Neckar-Odenwald-Kreis jetzt auch ganz offiziell in das Gigabit-Zeitalter.“ Für den Landrat überaus erfreulich, hat doch damit das Leuchtturmprojekt des Kreises und der Breitbandversorgung Deutschland (BBV) den nächsten Meilenstein erreicht. Der schrittweise Ausbau in allen 27 Städten und Gemeinden des Kreises soll bis 2024 dauern. „Vielleicht sind war aber auch schon Ende 2023 fertig“, sagte BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek. Die Investitionssumme von über 120 Millionen Euro bringen der Infrastrukturinvestor und BBV-Gesellschafter Infracapital auf.
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„Historischer Tag“
„Historisch“ nannte der Landrat den Tag, werde doch der Neckar-Odenwald-Kreis mit dem Ausbaustart zum ersten Landkreis in Deutschland, der den Glasfaserausbau bis in die Gebäude flächendeckend ohne einen Cent Steuer- und Fördergelder stemmt. Er freue sich über die hohe Akzeptanz der Bürger: Rund 24 000 Haushalte und Gewerbebetriebe, die sich schon von Ausbaubeginn für einen direkten Glasfaseranschluss im Gebäude entschieden haben, würden für sich sprechen.
„Damit setzen wir nicht nur landesweit, sondern bundesweit ein vielbeachtetes Zeichen für den beschleunigten Ausbau dieser Zukunftstechnologie.“ Und das Projekt zeige, was sich im Schulterschluss aller Kommunen, vieler Vereine und noch mehr engagierter Menschen in einem überschaubaren Zeitraum trotz schwieriger Pandemiebedingungen gemeinsam erreichen lasse.
Minister Thomas Strobel sagte, in Aglasterhausen werde an diesem Tag begonnen „Zukunft zu bauen“. Digitalisierung verändere die Welt und wenn in die Digitalisierung des Landes investiert werde, dann werde in die Zukunft des Landes investiert. In diesem Bereich habe das Land eine große Investitionsoffensive gefahren, und diesen Kurs wolle man fortsetzen. „Und schon heute wissen wir: Es zahlt sich aus.“
Vor allem im Gigabit-Bereich verzeichne Baden-Württemberg einen rasanten Anstieg. Ende 2020 hatten 57 der Haushalte einen Gigabit-Anschluss. Vor ein paar Jahren war es gerade einmal ein Prozent. Und das Ausbau-Modell im Neckar-Odenwald-Kreis sei ein neuer Baustein beim Breitbandausbau. Mit dem Ausbau spare man mit Blick auf die Möglichkeiten des Homeoffice Energie und Ressourcen, das Glasfaser sei vom CO2-Abdruck her optimal.
Minister Peter Hauk, der auch Abgeordneter des Wahlkreises NeckarOdenwald ist, nannte die Digitalisierung „eine große Herausforderung unserer Zeit“. Dieser Tag sei für den Kreis „ein Quantensprung“. Dreierlei werde damit erreicht: der ländliche Raum verliere nicht den Anschluss an die Ballungszentren, man schaffe Lebensqualität und Perspektiven für die jungen Menschen und erreiche so drittens, die Einwohnerzahl des Kreises zu halten oder auszubauen.
Seckachs Bürgermeister Thomas Ludwig, Vorsitzender im Gemeindetag des Neckar-Odenwald-Kreises, sagte, mit dem Spatenstich sei die erste Etappe des Weges zum vollständigen Glasfaserausbau im Landkreis erfolgreich zurückgelegt. „Endlich wird Realität, wofür wir uns seit Jahren stark machen.“ Der Ausbau sorge für gleichwertige Lebensverhältnisse im Land. Wichtig sei gewesen, dass Kreis und Kommunen an einem Strang gezogen haben.
Lob für Vereine
Maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg hätten auch die vielen Vereine, die „als Glasfaserbotschafter“ aufgetreten sind, denn mit deren Netzwerken seien trotz Corona über 40 Prozent der Verträge eingeworben worden. „Die direkte Auffahrt auf die schnelle Datenautobahn ist für jede Kommune ein enorm wichtiger Meilenstein auf dem Weg in eine chancenreiche und erfolgreiche Zukunft.“
Blick in den Main-Tauber-Kreis
BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek lobte die Zusammenarbeit mit dem Kreis als „fantastisch“. So sei es möglich gewesen, so schnell voran zu kommen. Enge Kooperation, lokale Partner und Netze, innovative Produkte und neue Vertriebskonzepte hätten sich bewährt. Maschek richtete den Blick schon über die Kreisgrenzen hinaus: Im August werde man mit der Vermarktung für den flächendeckenden Glasfaserausbau im Main-Tauber-Kreis beginnen.
Nach Aglasterhausen stehen Spatenstiche in Unter- und Ober-Schwarzach an, bevor es in Neunkirchen, Obrigheim Neckargerach und Zwingenberg losgeht. Im Oktober will die BBV den Ausbau in Buchen starten und von dort aus über Limbach und Fahrenbach eine Glasfaserstrecke durch den Kreis ins Cluster Aglasterhausen aufbauen. Von dieser Strecke aus wird ab Herbst über Osterburken eine zweite große Glasfaserstrecke bis in den Main-Tauber-Kreis gebaut. Von diesen Basisstrecken aus will die BBV ab Januar 2022 im Jahresverlauf schrittweise den Ausbau in allen Kommunen angehen.
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