Katastrophenschutz

Im Neckar-Odenwald-Kreis: Mit Drohnen und Notstrom für den Ernstfall rüsten

Um vorbereitet zu sein, sind weitere Übungen geplant. FN-Gespräch mit Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr

Von 
Sabine Braun
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Neckar-Odenwald-Kreis. Bald ein Jahr ist es her, dass sich die Landkreisverwaltung und die „Blaulicht“-Organisationen des Neckar-Odenwald-Kreises unter Führung der Zuständigen im Landratsamt zur zweitägigen Katastrophenschutzübung „Petrus 21“ zusammenfanden. Landrat Dr. Achim Brötel und Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr zogen damals ein eindeutig positives Fazit. Auch die Teilnehmer, Vertreter der Kommunen, der Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, THW, DLRG und des DRK, lobten die Aktion.

Wichtig war allen, die Mitglieder der verschiedenen Stäbe weiter zu schulen und ihnen durch Übung Sicherheit und Routine in ihrer Arbeit bei einem Katastrophenfall zu geben.

Für die Fränkischen Nachrichten war das ein Grund, nachzufragen, was sich inzwischen getan hat. Antworten auf die Fragen gibt Jörg Kirschenlohr.

Herr Kirschenlohr, im Nachgang zu „Petrus 21“ hatten Sie angekündigt, dass es weitere Übungen geben wird. Was ist konkret geplant?

Jörg Kirschenlohr: Tatsächlich sind mehrere praktische Übungen für die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes vorgesehen. Zum einen ist noch im September ein Geländefahrtraining auf dem Truppenübungsplatz in Hardheim geplant.

Wann wird das stattfinden, was passiert dabei?

Kirschenlohr: Am 23. und 24. September trainieren 25 Feuerwehrkräfte aus Mosbach, aber auch Baden-Baden, Heidelberg und Ötisheim mit hochgeländegängigen Fahrzeugen in Theorie und Praxis. Dabei kommt auch der neu beschaffte und in Mosbach stationierte Gerätewagen Logistik (GWL-KatS) zum Einsatz. Dieses Training führen wir gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe sowie mit Unterstützung der Bundeswehr, konkret dem Logistikbataillon 461, Walldürn, durch. Zum anderen ist im Juni 2023 eine weitere überregionale, praktische Ausbildung im Bereich der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung geplant.

Als „verbesserungsbedürftig“ wurde im vergangenen Jahr die Kommunikation betrachtet…

Kirschenlohr: Spätestens im Jahr 2023 wird es Verbesserungen im Bereich der Technik für den Verwaltungs- und Führungsstab geben. Zudem werden Optimierungen der Kommunikationswege erfolgen.

Was kann man sich darunter genau vorstellen?

Kirschenlohr: Beispielsweise wurde die Software „KatS-Plan“ beschafft, ein internetbasierter Dienst zur Verwaltung von Katastrophenschutzplänen. Diese Software ermöglicht die schnelle Koordination des Katastrophenschutzes im Ernstfall.

Ein weiteres Projekt ist die geplante Einführung des Digitalfunks. Wie ist da der Stand?

Kirschenlohr: Das ist ein großes und zeitaufwendiges Projekt für den Neckar-Odenwald-Kreis. Hier befinden wir uns aber nach jahrelangen Vorbereitungen auf der Zielgeraden. Das Projekt soll Mitte 2023 zum Abschluss gelangen. Der Bund und das Land Baden-Württemberg sind ebenfalls beteiligt, indem sie das Digitalfunknetz optimieren. Daraus resultierend ist man besser auf langfristige Stromausfälle vorbereitet und kann den Funkverkehr mit den Einsatzkräften aufrechterhalten.

Stromausfälle – das ist ein gutes Stichwort. Ist die Anschaffung von weiteren Notstromaggregaten geplant? Gibt es genug Strom zum Beispiel für die Krankenhäuser und die Feuerwehr?

Kirschenlohr: Tatsächlich ist der Kauf eines mobilen Notstromaggregats vorgesehen. Es ist für eine vielseitige Nutzung zur Überbrückung von Stromausfällen oder für die Inbetriebnahme von Ausrüstungsgegenständen des Katastrophenschutzes vorgesehen – dort wo es keine Stromversorgung gibt. Unabhängig davon gibt es natürlich bereits eine Planung für längerfristige Stromausfälle.

Wie sieht es mit dem Katastrophenschutz allgemein aus?

Kirschenlohr: Auch da investiert der Neckar-Odenwald-Kreis. Aufgrund der Erfahrung aus dem Ahrtal wurden im Frühjahr 2022 Bautrockner für die Behebung von Hochwasserschäden beschafft. Auch die Anschaffung einer Drohne wird die Verwaltung dem Kreistag empfehlen.

Wie kann eine Drohne im Katastrophenfall helfen?

Kirschenlohr: Drohnen können als modernes Einsatzmittel den Überblick und die Lageerkundung für die Einsatzleiter und die Führungskräfte deutlich erleichtern und beschleunigen. Und sie können eine effektivere und schnellere Koordination der Einsatzkräfte ermöglichen. Die Drohne soll als Gemeinschaftsprojekt zwischen den Fachdiensten Forst, Veterinärwesen und dem Katastrophenschutz beschafft werden. Sie kann für die Fallwildsuche bei der Afrikanischen Schweinepest ebenso genutzt werden wie im Zusammenhang mit der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung.

Vor einem Jahr wurde auch eine Übung für die Bevölkerung angeregt. Ist da etwas geplant?

Kirschenlohr: Ja, die nächste Katastrophenschutzübung im Jahr 2023 oder 2024 wird die Bevölkerung unmittelbar einbinden. Solche Übungen erfordern allerdings einen langen Planungszeitraum, damit diese dann tatsächlich das gewünschte Ergebnis bringen. Die Bevölkerung ist aber auch schon jetzt zentraler Bestandteil jeglicher Katastrophenschutzplanung im Kreis.

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