Kreiserntedankfeier

„Falsch verstandene Freiheit zwingt andere zur Unfreiheit“

Gottesdienst und Zusammenkunft im Pfarrsaal in Obrigheim. Verleihung von Goldenen Meisterbriefen an Landwirte und Hauswirtschafterinnnen

Von 
Liane Merkle
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Die Kreiserntedankfeier begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche in Obrigheim. © Liane Merkle

Mit einem ökumenischen Gottesdienst und einer Zusammenkunft im Pfarrsaal feierten viele Teilnehmer den Kreiserntedank. Außerdem wurden Landwirte und Hauswirtschafterinnen geehrt, die seit 50 Jahren den Meistertitel führen.

Obrigheim/Neckar-Odenwald-Kreis. Landrat Dr. Achim Brötel stellte in seiner Ansprache fest, dass die Welt an vielen Stellen gleichzeitig gerade aus den Fugen gerate. „Es ist unverständlich, dass gerade bei uns, wo es den Menschen noch sehr gut geht, Unzufriedenheit und rechtsradikale Tendenzen derart auf dem Vormarsch sind“, sagte er. Er dankte Diakon Markus Vogl und Pfarrer Wolfgang Müller für die Gottesdienstgestaltung, Albert Gramling als Vorsitzenden und Andreas Sigmund als Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes für die Ausrichtung der Erntedankfeier, Dirk Büttner als Leiter des Fachdienstes Landwirtschaft für seinen Einsatz und den Landwirten, für die eine Vier-Tage-Arbeitswoche mit vollem Lohnausgleich lachhaft klinge. Denn diese verrichteten an sieben Tagen der Woche wertvolle Arbeit.

Falsch verstandene Freiheit

„Die selbst definierte, allerdings grundlegend falsch verstandene Freiheit des einen zwingt die anderen zur Unfreiheit. Denn die Freiheit, die nur ich meine, ist aber nicht die, die das Grundgesetz meint“, erläuterte Brötel. Weiter sprach der Landrat den beiden Geistlichen aus dem Herzen, denn auch ihre Predigt zielte darauf, dass Erntedank die Menschen ganz bewusst wieder einmal zum Nachdenken bringen sollte: über Gott und die Welt, über die Schöpfung und das, was wir daraus machen, und über unser eigenes Leben, das vielleicht doch nicht so schlecht sei. Sie meinten, dass der biblische Satz: „Macht Euch die Erde untertan“ von den Menschen falsch interpretiert worden sei.

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Renate Streng, Vorsitzende der Kreislandfrauen, und ihre Geschäftsführerin Isabella Theuerweckl brachten es mit der Geschichte von den einst fleißigen Ameisen, deren Freude an der Arbeit durch die nicht mehr zu bewältigende Bürokratie verloren ging, auf den Punkt.

Bürgermeister Achim Walter, Landrat Dr. Brötel, Albert Gramling als Vorsitzender des Bauernverbandes und vor allem sein Stellvertreter Alois Gerig bestätigten die Bürokratiemüdigkeit. Natürlich hinterlasse der Klimawandel seine Spuren. Dafür sei es notwendig, dass die Menschen nicht immer noch mehr haben wollten, sondern Verantwortung übernähmen für das große Ganze. Der Landrat plädierte deshalb für einen Bund für die bunte Vielfalt von Tieren, Pflanzen und Menschen, die unsere eine Welt bevölkert. „Die Natur braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen umgekehrt sehr wohl die Natur, und vor allem auch die Landwirtschaft“, sagte Brötel. Denn man merkt erst, wie gut es einem gehe, wenn etwas fehle. Und es sei wichtig, dass die Menschen noch mehr sensibilisiert würden für die Wertschätzung der guten Produkte aus der Region. Der Landrat zeigte sich davon überzeugt, dass die Kinder der vier Kindergärten in Obrigheim die Erntegaben in den nächsten Wochen würden genießen können, denn diese Einrichtungen erhielten diese Lebensmittel nach der Feier.

Bevor Albert Gramling zum gemeinsamen Mittagessen im benachbarten Pfarrsaal einlud, würdigten Dirk Büttner als Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft gemeinsam mit Melanie Bender, Vorsitzende des Vereins landwirtschaftliche Fachschule, Landwirte und Hauswirtschafterinnen, die seit 50 Jahren den Meistertitel führen. Diese beglückwünschten er die Empfänger der „Goldenen Meiserbriefe“ zu ihrem Fachwissen und ihrer Lebensleistung.

Goldene Meisterbriefe verliehen

Den goldenen Meisterbrief im Beruf des Landwirts erhielten Karlheinz Hemberger (Oberneudorf), Friedrich Hildenbrand (Nüstenbach), Werner Heckmann (Billigheim), Michael Ackermann (Walldürn), Willi Seitz (Hainstadt), Otto Schmitt (Aglasterhausen), Arthur Stich (Oberneudorf), Reinhold Weimer (Dornberg), Rudolf Laumann (Hüffenhardt), Hermann Kirstätter (Volkshausen) und Hermann Essig (Ravenstein). Auf den Goldenen Meisterbrief im Beruf Hauswirtschaft konnten Irmgard Tomschik (Osterburken), Waltraud Hambrecht (Sindolsheim) und Ilse Stäbler (Kälbertshausen) stolz sein. Außerdem wurde Thomas Haas im Auftrag des Statistischen Landesamtes eine Ehrenurkunde überreicht für 25 Jahre ehrenamtliche Berichterstattung. L.M.

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