Kreis-Frauentag

Frecher Wortwitz und Jonglage

Das Kölner Kabarett-Duo „MaDamm“ nahm in Obrigheim die Arbeitswelt aus der Sicht von Frauen aufs Korn. Skurril und originell

Von 
Sabine Braun
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Das Kabarett-Du „MaDamm“ begeisterte beim Frauentag des Neckar-Odenwald-Kreises. © Sabine Braun

Neckar-Odenwald-Kreis. Als stolpernde und gackernde Hühner eroberten Rita Zimmermann und Victoria Wiese vom Kabarett-Duo „MaDamm“ die Bühne in der Obrigheimer Neckartalhalle und hatten sofort die volle Aufmerksamkeit des Publikums beim Frauentag im Rahmen der Neckar-Odenwald-Tage 2023 gewonnnen. Mal einfach lustig wie die Hühner, die sich über ihr Leben nach dem Tod Gedanken machen – eingefroren, getrüffelt, in Butter gebraten oder als Suppe „Juliette –, mal als trübe Tassen im Eck des Büroschranks, meist aber tiefgründig und immer wieder auch politisch. Der Titel ihres Programms lautete: „Arbeiten Frauen wirklich oder bilden sie sich das nur ein?“

Entwaffnend und hintergründig

In seiner Begrüßung wies Landrat Dr. Achim Brötel darauf bereits hin: Im Gegensatz zur manchmal flachen Comedy fordere Kabarett zum Nachdenken heraus, sei entwaffnend und hintergründig. „Gerade das macht es so wertvoll.“ Und der Landrat gab ein Beispiel für das Spiel mit der Provokation: Mit seinem auf den Programmtitel bezogenen Satz „Natürlich arbeiten Männer länger und härter als Frauen“ erntete er einen kleinen Protest-Sturm im rund 360 Köpfe zählenden Publikum. Für den erklärenden Nachsatz „weil Frauen es schon beim ersten Mal richtig machen“, gab es dann viel Beifall.

Brötel dankte dem Team um die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Annette Vogel-Hrustic, die den Frauentag mit viel Engagement und Herzblut vorbereitet habe. Ein weiterer Dank galt dem Gastgeber Obrigheim sowie den Kooperationspartnern, die an Tischen in der Halle über ihre Arbeit informierten, sowie den Frauen von „Mona Lisa“, die gemeinsam mit dem Förderverein des Frauen- und Kinderschutzhauses für Bewirtung sorgten. Schnell kam Achim Brötel noch zu seiner „Kernkompetenz“, nämlich dem Überbringen der Grüße des Kreistags und der Landkreisverwaltung, und wies auf die Spendenbox zugunsten sozialer Projekte des Frauen- und Kinderschutzhauses und „Mona Lisa“ hin. Dann machte er Platz für „MaDamm“.

Nicht mehr als Hühner, sondern als Büroangestellte in der Klatschecke tratschten und sangen Rita Zimmermann und Victoria Wiese dann im Bänkelsänger-Stil über den Zusammenbruch einer Kollegin, mit dem bösen Refrain: „Sie ist einfach nicht belastbar“ und „Man kann hier nur bestehen, wenn man Stress aushalten kann.“

Ins Reich der Büros führte auch die Episode der trüben Tassen im letzten Eck des Schrankes. Doch die hatten letztlich ein Ass im Ärmel: Auch die schönste Bürotasse landet im Müll, wenn die KI übernimmt. „Die trinkt gar keinen Kaffee.“ Ging es hier nur um Tassen?

Warum so wenige Männer Frauen in Vorstände wählen (wegen des Dienstreisen-Herrenabend-Programms, wo man dann nicht weiß, wohin mit der Frau) war ebenso Thema wie das Gefühl, wenn die Kollegin plötzlich Chefin wird („Sag ab jetzt Sie zu mir“).

Dass Frauen nicht automatisch die „Lieberen“ sind, wurde im von Wettkampfmusik umrahmten „Mütter-Bashing“ deutlich, das das Verhältnis Mutter-Tochter auf die Schippe nahm. Da stritt die Veggie-Mama gegen die Aasfresser-Oma, die Sonnensegelmama gegen die Sonnenanbeter-Oma, die Faule gegen die Sport-Oma. Es folgte ein Song, der die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen klärte: „Männer grillen, Frauen stillen“.

Nach einer Pause ging es unterhaltsam weiter, wobei nicht nur der freche Wortwitz der beiden Kabarettistinnen gefiel, sondern auch ihre Jonglage mit verschiedenen Musikstilen von Ballade bis Rock, von virtuos bis schräg. Zum Beispiel bei „Leih-Heini“ und „Leih-Heidi“, die keine Festanstellung bekommen, als Jodelduo. Viel Beifall gab es für das Fazit: „Nur Schafe warten auf ein Wunder“.

Keine Scheu hatte das Duo vor politischen Themen wie dem abdriftendem Ehemann, der fortan nur noch „Knödel, Knödel und Kraut“ bekommt, kein mit auswärtigem Soja gefüttertes Fleisch. In ihren Wunschträumen, so „MaDamm“, wollen manche Männer nicht mehr, dass es „die Bürste“ heißt, sondern „der Borst“, nicht „die Erde“, sondern „der Erd“. Und es wurde immer absurder: „Der Wurd des Menschen ist unantastbar.“ Doch es bleibe bei „die Demokratie“. Den Vorschlag „Die nächsten 100 Jahre dürfen nur noch Frauen wählen“ verwarfen die Kabarettistinnen schnell: Frauen wählen sei auch nicht immer eine gute Idee. Das wurde beim nächsten, im Taramtamtam-Stil vorgetragenen Song über „falsch abgebogene“ Frauen deutlich.

Skurriler Beitrag

Zum Abschluss drehten die beiden Kölnerinnen noch einmal richtig auf im skurrilen Beitrag über Rentnerinnen, die gar nicht mehr schuften müssen. Um die Zustände zu verändern, schrecken die „Protestprothesen“ vor nichts mehr zurück. Mit der Forderung „Omis for Future!“ schloss der Song, doch erst nach einer Zugabe ließ das begeisterte Publikum „MaDamm“ ziehen.

Zum Auftakt des Abends hatte Annette Vogel-Hrustic mit Zahlen über den Frauenalltag in Deutschland informiert, die nachdenklich machten (siehe weiteren Bericht). Ein Grußwort sprach auch Hausherr Bürgermeister Achim Walter. sab

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