Ukraine-Krieg

„Dieser Krieg geht uns alle etwas an“

100. Mahnwache für frieden und Solidarität in Mosbach / Landrat Brötel einer der Redner

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Sabine Braun
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Knapp 100 Teilnehmer kamen zur 100. Mosbacher Mahnwache für Frieden und Solidarität mit der Ukraine. Einer der Redner war Landrat Dr. Achim Brötel. © Sabine Braun

Mosbach. Zu einem „doppelten Jubiläum, das keiner von uns wollte“, begrüßte Lena-Marie Dold am Samstag knapp 100 Personen zur Mahnwache am Mosbacher Chateau-Thierry-Platz. Zum 100. Mal treffe man sich, um ein Zeichen für Frieden und Solidarität mit der Ukraine zu setzen, und zwar an dem Tag, an dem sich der Angriff auf die Ukraine zum zweiten Mal jährte. Die Organisatorin war überwältigt, dass so viele Teilnehmer dem Aufruf zur Mahnwache gefolgt waren, darunter Bürgermeister, Kreis- und Gemeinderäte. Unterstützt wurde der Aufruf von den Kreisverbänden von Bündnis 90/Die Grünen, der SPD, der CDU, der FDP und der Freien Wähler sowie von der grünen Jugend, den Jusos, der Jungen Union und den Jungen Liberalen.

Lena-Marie Dold berichtete zunächst am Beispiel von jüngsten Erfahrungen über die aktuelle Situation in der Ukraine: Die Teilnehmerin einer Hilfsfahrt sei an einer Rezeption als erstes darauf hingewiesen worden, dass man im Falle eines Raketenbeschusses keine Ansprüche gegenüber dem Hotel anmelden könne, sondern nur gegen Russland. Es wurde informiert, wo der nächste Bunker ist, aber auch, dass es keinen Luftalarm mehr gebe. Denn dieser sei so oft zu hören, dass es von den Menschen als störend empfunden werde. Das Leben müsse weitergehen, auch im Krieg, fasste Lena-Marie Dold zusammen. Dennoch bleibe es die klare Botschaft, dass Putin den grausamen Krieg beenden müsse.

Den Auftakt der Redebeiträge machte Landrat Dr. Achim Brötel, dem Dold dafür dankte, dass er immer wieder bei den samstäglichen Mahnwachen dabei war. Der Landrat berichtete von seinem Großvater, der in Verdun gewesen sei und darüber nie sprechen wollte. Es sei ein riesiges Glück für die aktuelle Generation, dass sie als Friedenskinder aufwachsen durfte. Doch das habe sich mit dem 24. Februar 2022 schlagartig geändert. Der Krieg sei nach Europa zurückgekehrt. Brötel kritisierte das Wort vom Kriegsausbruch, denn „Ausbruch“ suggeriere ein Naturereignis. Tatsächlich sei Krieg etwas Menschengemachtes.

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pm
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„Der Krieg in der Ukraine geht uns alle etwas an“, so Brötel. Denn er sei nicht nur der Angriff auf ein Land, sondern auf alle Lehren, die man aus zwei verheerenden Weltkriegen gezogen habe, auf Souveränität und Selbstbestimmung, auf die Menschenwürde. Deshalb müsse der Westen zusammenstehen. Auch in der Region müsse sei es daher das Gebot der Stunde, geschlossen Haltung zu zeigen gegen diejenigen, die antidemokratische, radikale und menschenverachtende Positionen vertreten.

Man bewundere die Ukraine und helfe, betonte Brötel. So habe auch der Landkreis bereits 2500 Menschen aus der Ukraine aufgenommen, die Zuflucht suchen. Unabhängig davon räumte der Landrat ein, dass es auch einen Missbrauch der sozialen Hilfe gebe, dem man begegnen müsse. Ein Dank Brötels galt Kreistagskollegin Lena-Marie Dold und ihren Mitstreitern, deren Engagement er als vorbildlich bezeichnete.

Die 17-jährige Sofiia Chernenko aus Charkiv, die heute in Limbach lebt, berichtete danach in bewegenden, leisen Worten, wie ihre Welt erschüttert wurde und wie sie ihre Flucht erlebte. Sie dankte für die gute Aufnahme in Deutschland und speziell in ihrem Gymnasium. Ihre Reise habe sie zugleich inspiriert, stets nach vorne zu blicken, schloss die junge Ukrainerin.

Aus dem Wunsch, Solidarität zu zeigen, sei etwas Gutes entstanden, so Klaus Brauch-Dylla vom Kreisvorstand der Grünen rückblickend auf 100 Mahnwachen: Man habe nicht nur viel Geld für die Hilfsorganisation Vostok SOS gesammelt, sondern der demokratische Zusammenhalt im Neckar-Odenwald-Kreis sei gestärkt worden. Doch gleichzeitig gebe es Entwicklungen, die zeigten, dass Putins Propaganda auch in der Region Erfolge zeige. Brauch-Dylla erinnerte weiter an das Schicksal des Regimekritikers Alexej Nawalny, der den höchstmöglichen Preis gezahlt habe. Es bleibe „unsere Aufgabe, unsere Freiheit und Selbstbestimmung gemeinsam zu verteidigen“, so sein Fazit. Mit Schlussworten unter anderem von Mitorganisator Arno Meuter endete die 100. Mahnwache.

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