Festgottesdienst

Zusammenschluss birgt auch viele Chancen und Möglichkeiten

Unterzeichnung der Gründungsvereinbarung für die „neue“ Kirchengemeinde St. Martin und Lioba An Tauber und Main

Von 
Kurt Baumann
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Main-Tauber-Kreis. Zu einem wesentlichen „Meilenstein“ auf dem Weg zur neuen Kirchengemeinde waren viele Pfarrgemeinderäte, Stiftungsräte aber auch fast alle Bürgermeister der bisherigen Seelsorgeeinheiten Freudenberg, Wertheim, Külsheim-Bronnbach, Königheim, Großrinderfeld-Werbach und Tauberbischofsheim gekommen. Über Monate hinweg war an einer Gründungsvereinbarung gearbeitet worden, die nun von allen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden unterzeichnet wurde.

Beeindruckend war bereits der große Einzug zu diesem Festgottesdienst in die Tauberbischofsheimer Stadtkirche St. Martin mit den vielen Ministranten, Priestern, Diakonen, pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Mitgliedern der Lokalen Projektleitung und den PGR-Vorständen.

Dr. Robert Koczy, der als Lokaler Projektkoordinator zusammen mit Dekan Thomas Holler die Projektleitung steuert, freute sich, dass nach zwei Jahren Arbeit richtungsweisende Regelungen in dieser Gründungsvereinbarung zu finden sind. Viele Ideen für die zum 1. Januar 2026 entstehende neue große Kirchengemeinde sind hier zu finden, alle Pfarrgemeinderäte, Priester, Pastoralen Mitarbeiter sowie die MAV waren eingebunden.

Tiefgreifende Veränderungen

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Pfarrer Thomas Holler ging in seinen Predigtworten auf die aktuellen Entwicklungen mit großen Umbrüchen und tiefgreifenden Veränderungen ein, die auch vor der Kirche nicht halt macht: Weniger Kirchenmitglieder und Gottesdienstteilnehmer, weniger Taufen, Firmungen, Trauungen und kirchlichen Beerdigungen, weniger Geistliche und Ordensleute, Seelsorger und Ehrenamtliche im Dienst der Kirche und schmunzelnd: weniger Ministranten – das konnte man in diesem Festgottesdienst nicht bestätigen, denn sehr viele Ministranten waren dabei, auch aus vielen Pfarreien der neuen Kirchengemeinde. Die negativen Entwicklungen wolle man in der Kirche nicht einfach hinnehmen und tatenlos über sich ergehen lassen. Deshalb wurden im Erzbistum Freiburg auch schon Maßnahmen ergriffen.

Spürbare Entlastung

Um den Dienst für Gott und die Menschen auch unter veränderten Rahmenbedingungen gut erfüllen zu können, ist die Kirchenentwicklung 2030 notwendig. Durch die Neuordnung der kirchlichen Strukturen und die dadurch mögliche Auslagerung der gesamten Verwaltung, die einer eigenen Geschäftsführung übertragen wird, die das Seelsorgepersonal und auch die Ehrenamtlichen spürbar entlastet und ihnen Freiräume schafft, um sich wieder auf die Kernaufgaben der Kirche konzentrieren zu können: Auf die Vermittlung und Weitergabe des Glaubens, auf die Feier von Gottesdiensten, auf die Unterstützung Hilfsbedürftiger und auf die Stärkung der Gemeinschaft, ein vertrauensvolles Miteinander in der Ökumene und eine möglichst gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft.

Das Positive sehen

Inwieweit dieser Plan aufgehe, könne heute noch niemand sagen. Aber in allen Gemeinden gebe es Menschen, die sagen: „So wie jetzt kann es ja auf Dauer nicht mehr weitergehen.“ In den zwei Jahren, in denen er, Thomas Holler, nun im Taubertal sei, habe er in jeder Seelsorgeeinheit wunderbare Menschen kennengelernt, bei denen ihm das Herz aufgehe, die nicht am Negativen hängen bleiben, sondern trotz aller menschlichen Unzulänglichkeiten in der Kirche das Positive sehen und bereit sind, sich dafür zu engagieren. „Schön, dass es Euch gibt“. Mit der Bereitschaft zu einem Neuaufbruch sei man in guter Gesellschaft. Auch das Volk Israel habe im Lauf seiner Geschichte immer wieder einen Neuanfang gewagt und trotz aller Ungewissheit Chancen darin gesehen.

Vor der Unterzeichnung wollte man aber noch die Bereitschaft der sechs Seelsorgeeinheiten zu einem echten und guten Miteinander zum Ausdruck bringen: Symbolisch wurden an einer Stellwand die Umrisse der sechs Seelsorgeeinheiten zusammengefügt und mit einem roten Geschenkband verbunden. Für Pfarrer Holler sah es aus wie ein Geschenk: Auch wenn dieser Zusammenschluss zunächst einmal aus der Not heraus erfolge, birgt er doch auch viele Chancen und Möglichkeiten, die einzelne, immer kleiner werdende Seelsorgeeinheiten nicht hätten und ist in dieser Hinsicht eine Bereicherung, ein Geschenk. Das rote Band stehe auch für die Verbundenheit im Glauben und in der Liebe, die in der Kirchenentwicklung 2030 wichtiger sei als alle Strukturänderungen.

Den Weg weitergehen

Das rote Band ließ ihn nicht zuletzt an das Kreuz denken, das wichtigste Symbol unseres Glaubens. Es stehe für die Hingabe Jesu und seine unendliche Liebe zu den Menschen. Mit seinen beiden Balken stehe es auch für die Verbindung von Gott und Mensch und für die Verbindung von uns Menschen untereinander. Darum gehe es in der Kirche: um die Förderung einer guten Beziehung zwischen Gott und den Menschen und den Menschen untereinander. Mit einer kleinen Geschichte wollte er dazu ermutigen, den Weg der Kirchenentwicklung 2030 beherzt weiterzugehen und das zarte Pflänzchen eines neuen Aufbruchs in der Kirche zu kultivieren, so dass in Zukunft wieder mehr von einer frohen und lebendigen Glaubensgemeinschaft aufblüht und auch die Zusammenarbeit mit den vielen anderen Akteuren in Staat und Gesellschaft eine neue Blütezeit erlebt.

Die Unterzeichnung der Gründungsvereinbarung erfolgte durch die Vorsitzenden der Pfarrgemeinderäte, die Sprecherinnen und Sprecher der Mitarbeitervertretungen sowie die lokalen Projektkoordinatoren. Die anschließenden Fürbitten wurden von den Vertreterinnen und Vertretern der bisherigen Seelsorgeeinheiten und der kirchlichen Verbände und Einrichtungen gesprochen. Musikalisch wurde dieser Festgottesdienst vom Kirchenchor St. Martin und Julia Kohler an der Orgel mitgestaltet.

Bundestagsabgeordnete Nina Warken war sich in ihrem Grußwort sicher, dass die aktuellen Entscheidungen das Ergebnis langer Überlegungen und intensiver Gespräche sind, um die Kirche lebendig und zukunftsfähig zu gestalten. Es gehe darum, Brücken zu bauen zwischen Tradition und Innovation. Die wichtige Aufgabe sei, die Werte und Schätze der Glaubensgemeinschaft zu bewahren und mutig neue Wege zu beschreiten. Diese neue Struktur sei eine Chance, „unseren Glauben in neuer Weise zu leben, die Kirche als Ort der Gemeinschaft und des Vertrauens zu stärken und zugleich das Gute, das uns über Jahre und Jahrzehnte getragen hat, zu bewahren“. Es gehe darum, ein lebendiges Zeugnis des Glaubens zu sein, auf die Menschen zuzugehen und ihnen Heimat zu bieten.

Wandel spürbar

Landrat Christoph Schauder griff den Wandel auf, der auch in den Kommunen spürbar sei. Deshalb sei dieser Schritt hin zur größeren Einheit der richtige Schritt. Lobend ging er auf ein Treffen im März mit Generalvikar Neubrand ein, der die Herausforderungen aufgezeigt habe. Letztlich wisse er, dass dieser Weg „steinig sei“, er sehe ihn aber als alternativlos. Er als Landrat des Main-Tauber-Kreises stehe mit der „kommunalen Familie“ an „Ihrer Seite“.

Dr. Robert Koczy dankte für diese wohlwollenden Worte der beiden Grußwortredner und warb noch für ein besonderes Angebot: „Mit der Apostelgeschichte durch den Herbst“. Im Zeitraum 20. Oktober bis 21. November gibt es wöchentliche Austauschtreffen, Filmangebote, aber es ist auch möglich, allein diese Texte der Besinnung zu lesen, zu denen es ein gut gestaltetes Begleitheft gibt, das inzwischen in den Kirchen kostenlos ausliegt. Nähere Infos gibt es in den Pfarrbüros der Seelsorgeeinheiten.

Beim anschließenden Sektempfang und Umtrunk, vorbereitet von Gemeindeteam St. Martin, kamen die vielen Gemeindemitglieder noch miteinander ins Gespräch und lernten sich noch besser kennen.

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