Wertheimer Bähnle auf dem Abstellgleis - Lösung rasch nötig

Pro und Kontra: Zwei Redakteurinnen, zwei Meinungen – soll die Stadt Wertheim den Betrieb der Gecko-Bahn finanziell unterstützen oder nicht

Von 
Heike Barowski und Katharina Buchholz
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Wertheim. Schon seit Jahren hat der Betreiber des Burgbähnles in Wertheim rote Zahlen geschrieben. Seine Bitte um finanzielle Unterstützung wurde abgelehnt. Seit diesem Jahr nun ist der Linienverkehr auf die Burg aus Kostengründen eingestellt. War die Entscheidung des Wertheimer Gemeinderats also richtig?

Pro

Die Wertheimer Burg ist DAS Wahrzeichen der Stadt. Dass sie in den Tourismus eingebunden werden muss, haben Stadtväter schon vor Jahren debattiert und erkannt. Doch wer nicht gut zu Fuß ist, oder mit Kleinkindern unterwegs, dem bleibt derzeit lediglich nur der Blick nach oben. Das ist doch wie die Wurst vor der Nase, die der Hund eben nicht erreichen kann.

Um so wichtiger ist die Anbindung mittels Linienverkehr durch die Gecko-Bahn. Mit genau diesem „Pfund“ konnten außerdem zahlreiche Busunternehmen gewonnen werden, die Wertheim seit Jahren anfahren. Auch hat die Stadt schon Geld in diese Verbindung investiert (Wendeplatz oben, etc). Bleibt es dabei, dass die Bahn nicht fährt, wäre es dann schildbürgermäßig rausgeschmissen. Ich verstehe, dass die Stadt sich schwer tut, in ein privates Unternehmen zu investieren, das weder Bilanzen noch einen konkreten Plan vorgelegt hat. Aber wäre es dann nicht klüger gewesen, dem Betreiber zu signalisieren, werde bitte konkreter, bevor wir entscheiden? Immerhin sind die Bahnfahrten ein Angebot, das für den Tourismus zwingend erforderlich ist und der Stadt durchaus einen Nutzen bringt– genauso wie die Mondfelder Fähre. Eine zugegeben schlecht vorbereitete Anfrage einfach „abzubügeln“, halte ich für sehr kurzsichtig, lässt sich momentan aber in Zeiten knapper Kassen immer prima begründen. Zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung finden, das wäre der richtige Weg gewesen. Denn: Eine Lösung muss her. Also doch die Seilbahn? Klingt nach Monopoly: Gehen Sie zurück auf Los!

 

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Kontra

50 000 Euro weniger für den Erhalt der Spielplätze, 100 000 Euro aus der Einstellung des Wohnbauförderprogramms, 30000 Euro weniger für die Straßenreinigung. Die Gebühren der Bücherei sollen angehoben, die Grund- und auch die Hundesteuer erhöht werden.

Diese Beispiele aus dem im Mai vorgestellten Sparkatalog der Stadt Wertheim zeigen: Der finanzielle Gürtel ist in den kommenden Jahren enger geschnallt. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des Gemeinderats, den Betreiber des Burgbähnles – einem privaten Unternehmer – nicht mit einem mittleren fünfstelligen Bereich pro Jahr zu subventionieren bis heute die richtige. Es fällt schwer zu glauben, dass das Burgbähnle in „normalen“ Jahren keinen oder kaum Gewinn abwirft. Aus gutem Willen betreibt kein Geschäftsmann über zehn Jahre sein Unternehmen. Die Pandemie trifft alle. Zudem: Wer großzügig Geld aus öffentlichen Taschen fordert, sollte um größtmögliche Transparenz bemüht sein. Gut, dass die Pistole auf der Brust der Räte, den Bahnbetrieb einzustellen, nicht gewirkt hat.

Bleibt der Fakt, dass es für Touristen und Einheimische aktuell keine Möglichkeit gibt, bequem und behindertengerecht zum Wahrzeichen zu gelangen. Schade, dass eine Lösung des Problems während des Lockdowns aufgeschoben wurde. Ideen gibt es. Dahingestellt sei, ob der Weg zum Ziel bereits eine touristische Attraktion – ob rappelndes Bähnle oder luftige Seilbahn – sein muss, oder ob ein schnöder Transfer mit dem Kleinbus nicht die günstigere und komfortablere Lösung ist. Die Burg spricht (dann) für sich.

 

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Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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