Wertheim. Schon seit Jahren hat der Betreiber des Burgbähnles in Wertheim rote Zahlen geschrieben. Seine Bitte um finanzielle Unterstützung wurde abgelehnt. Seit diesem Jahr nun ist der Linienverkehr auf die Burg aus Kostengründen eingestellt. War die Entscheidung des Wertheimer Gemeinderats also richtig?
Pro
Um so wichtiger ist die Anbindung mittels Linienverkehr durch die Gecko-Bahn. Mit genau diesem „Pfund“ konnten außerdem zahlreiche Busunternehmen gewonnen werden, die Wertheim seit Jahren anfahren. Auch hat die Stadt schon Geld in diese Verbindung investiert (Wendeplatz oben, etc). Bleibt es dabei, dass die Bahn nicht fährt, wäre es dann schildbürgermäßig rausgeschmissen. Ich verstehe, dass die Stadt sich schwer tut, in ein privates Unternehmen zu investieren, das weder Bilanzen noch einen konkreten Plan vorgelegt hat. Aber wäre es dann nicht klüger gewesen, dem Betreiber zu signalisieren, werde bitte konkreter, bevor wir entscheiden? Immerhin sind die Bahnfahrten ein Angebot, das für den Tourismus zwingend erforderlich ist und der Stadt durchaus einen Nutzen bringt– genauso wie die Mondfelder Fähre. Eine zugegeben schlecht vorbereitete Anfrage einfach „abzubügeln“, halte ich für sehr kurzsichtig, lässt sich momentan aber in Zeiten knapper Kassen immer prima begründen. Zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung finden, das wäre der richtige Weg gewesen. Denn: Eine Lösung muss her. Also doch die Seilbahn? Klingt nach Monopoly: Gehen Sie zurück auf Los!
Kontra
Diese Beispiele aus dem im Mai vorgestellten Sparkatalog der Stadt Wertheim zeigen: Der finanzielle Gürtel ist in den kommenden Jahren enger geschnallt. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des Gemeinderats, den Betreiber des Burgbähnles – einem privaten Unternehmer – nicht mit einem mittleren fünfstelligen Bereich pro Jahr zu subventionieren bis heute die richtige. Es fällt schwer zu glauben, dass das Burgbähnle in „normalen“ Jahren keinen oder kaum Gewinn abwirft. Aus gutem Willen betreibt kein Geschäftsmann über zehn Jahre sein Unternehmen. Die Pandemie trifft alle. Zudem: Wer großzügig Geld aus öffentlichen Taschen fordert, sollte um größtmögliche Transparenz bemüht sein. Gut, dass die Pistole auf der Brust der Räte, den Bahnbetrieb einzustellen, nicht gewirkt hat.
Bleibt der Fakt, dass es für Touristen und Einheimische aktuell keine Möglichkeit gibt, bequem und behindertengerecht zum Wahrzeichen zu gelangen. Schade, dass eine Lösung des Problems während des Lockdowns aufgeschoben wurde. Ideen gibt es. Dahingestellt sei, ob der Weg zum Ziel bereits eine touristische Attraktion – ob rappelndes Bähnle oder luftige Seilbahn – sein muss, oder ob ein schnöder Transfer mit dem Kleinbus nicht die günstigere und komfortablere Lösung ist. Die Burg spricht (dann) für sich.
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