Main-Tauber-Kreis. Verzeichnete das baden-württembergische Justizministerium, das auch für Migration zuständig ist, im ersten Corona-Jahr 2020 insgesamt rund 7000 Asylbewerber, so waren es 2021 – bis November – schon fast 13000, mit einem steilen Anstieg seit dem Sommer. Entsprechend steigen auch die Zuweisungen in die Landkreise, die ihrerseits wieder auf Gemeinschaftsunterkünfte in den Städten und Gemeinden verteilen. Das Landratsamt sowie die Großen Kreisstädte Bad Mergentheim und Wertheim nehmen zum Thema auf Anfrage unserer Zeitung Stellung.
Vom Land in die Landkreise
Markus Moll, der Pressesprecher der Kreisbehörde in Tauberbischofsheim, bestätigt die deutlichen Zuwächse bei den Asylbewerbern: „Während im ersten Halbjahr 2021 monatlich zwischen acht und zehn geflüchtete Menschen in die vorläufige Unterbringung zugewiesen wurden, stieg die Zahl im zweiten Halbjahr auf durchschnittlich 23 Personen an. Seit dem vierten Quartal beträgt die Zuweisungszahl teils deutlich über 30 Menschen. Wir gehen von einer Zuweisung von 30 bis 35 Personen auch in den nächsten Monaten aus. Leider gibt es keine verlässlichen Zahlen, die eigentlich für eine ordentliche Kapazitätsplanung notwendig wären.“
Bis November vergangenen Jahres waren laut Moll die bekannten vier Gemeinschaftsunterkünfte an den Standorten Külsheim, Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim (zwei Gemeinschaftsunterkünfte) mit einer Gesamtkapazität von ca. 250 Plätzen im Betrieb. „Diese waren Anfang Dezember vollständig (98 Prozent) belegt. Mitte Dezember wurde eine weitere Unterkunft in einem kreiseigenen Gebäude in Tauberbischofsheim für die vorläufige Unterbringung mit 46 Plätzen freigegeben. Aktuell sind von den insgesamt 299 Plätzen bereits wieder 87 Prozent belegt“, so Moll, der die Notwendigkeit zur Schaffung weiterer Unterbringungskapazitäten einräumt und von einen „Suchlauf für vorrangig kreiseigene Liegenschaften sowie auch frühere Fremdliegenschaften und -standorte“ spricht.
Nachdem das frühere „Fit-for-Life“-Haus im hinteren Postgebäude in Tauberbischofsheim (Kreisliegenschaft) mit 46 Plätzen – wie erwähnt – reaktiviert wurde, schließt sich laut Moll „aktuell die Ertüchtigung des vorderen Postgebäudes in Tauberbischofsheim an; auch diese Liegenschaft war bereits für die Flüchtlingsunterbringung genutzt worden. Dort sollen bis zu 57 Plätze entstehen.“
Weiter erklärt der Sprecher des Landratsamtes: „Die Stadt Grünsfeld wird erneut ein Grundstück zur Verfügung stellen, um Containeranlagen aufzubauen; die voraussichtliche Kapazität beträgt 100 Plätze. Mit anderen Kommunen laufen Gespräche zur Schaffung von weiteren rund 60 Plätzen in Containeranlagen. Derzeit kann jedoch für sämtliche Wohncontainer-Projekte einschließlich Grünsfeld noch kein verbindlicher Startzeitpunkt genannt werden. Außerdem wird die derzeit in Grundsanierung befindliche Gemeinschaftsunterkunft ,Zwischen den Bächen’ in Bad Mergentheim voraussichtlich im Frühsommer fertiggestellt sein und mit 130 Plätzen wieder zur Verfügung stehen.“
Übergabe in kommunale Hände
2021 konnten 95 Personen aus der vorläufigen Unterbringung des Landkreises in die kommunale Anschlussunterbringung bei den kreisangehörigen Städten und Gemeinden begleitet werden. Bei den Familiennachzügen zählte man im vergangenen Jahr 40 Personen. Für 2022 werde, so Moll, mit einer höheren Zahl von Anschlussunterbringungen gerechnet.
„Unsere Zuweisung für die Anschlussunterbringung im Jahr 2022 kennen wir aktuell noch nicht“, sagte Carsten Müller, der Pressesprecher der Stadt Bad Mergentheim, auf Nachfrage und berichtete weiter, dass die Kurstadt 2021 „das Aufnahme-Soll von 14 Personen deutlich übererfüllt“ habe. „Dies wird uns für das nun begonnene Jahr angerechnet. In Kürze haben wir freie Kapazitäten in der Wohncontainer-Anlage in der Max-Planck-Straße“, so Müller. Von der inzwischen nicht mehr betriebenen Anlage im Dainbacher Weg würden zudem gerade zwei Wohncontainer in der Max-Planck-Straße zugebaut, so dass hier kurzfristig insgesamt bis zu 16 Personen unterkommen könnten.
„Grundsätzlich ist es das Ziel unserer Liegenschaftsverwaltung, Asylbewerber möglichst schnell in Wohnraum zu vermitteln. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes in Bad Mergentheim bleibt dies jedoch schwierig, so dass zumindest übergangsweise die Wohncontainer benötigt werden. Das dürfte auch 2022 wieder so sein“, sagt Müller.
Angela Steffan, die Sprecherin der Stadt Wertheim, betont, dass man hier von Beginn an auf ein dezentrales Konzept der kommunalen Anschlussunterbringung gesetzt habe. So seien derzeit 26 Objekte mit 77 Personen belegt. „Die Zahl der Geflüchteten, die von unserem Integrationsmanagement insgesamt betreut werden, liegt derzeit bei 190 Erwachsenen plus deren Kinder“, erläutert Steffan.
Bezüglich der vorhandenen Kapazitäten gebe es „momentan keinen speziellen Druck“. Wertheim hatte 2021 ein Aufnahmesoll von 13 Neuunterbringungen. Die Stadt habe dieses Soll (im Vorgriff auf 2022) um sechs Personen überschritten, so Steffan. Aufgrund der steigenden Belegung der Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises rechne die Stadt in diesem Jahr mit 20 bis 25 Personen. „16 Menschen wurden Wertheim bereits zugewiesen. Die Unterbringung erfolgte in dem für diese Zwecke angemieteten Wohnungsbestand.“ Bei Bedarf werde die Stadt weiteren Wohnraum anmieten.
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