Wasserversorgung im Main-Tauber-Kreis

„Vorerst breitseitige Entwarnung an der Dürrefront“

Schon früh deutet sich an, dass auch 2023 wieder ein trockenes Jahr wird. Italien, Frankreich und Österreich klagen bereits über die enorme Trockenheit. Wie die Lage im Main-Tauber-Kreis ist, haben die FN recherchiert.

Von 
Simon Retzbach
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Ein Frachtschiff auf dem nur wenig Wasser führenden Rhein. Im Main-Tauber-Kreis sind die Prognosen hinsichtlich der Wasserversorgung für das Jahr 2023 noch optimistisch. © dpa

Main-Tauber-Kreis. Wer dieser Tage überregionale Medien zum Thema Wasserversorgung liest, hat wenig Grund zu Optimismus. Von schrillenden Alarmglocken und Trockenheit als Dauerzustand ist da zu lesen.

Tatsächlich ist die Lage in Italien, Frankreich und den Alpenanrainern schon früh im aktuellen Jahr ziemlich ernst, da durch den sehr trockenen Winter jetzt Schmelzwasser fehlt und weiter ausbleibende Niederschläge die Situation zusätzlich verschärfen.

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Auch in Deutschland zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung bereits ab. Der Rheinpegel ist wesentlich niedriger als in der Vergangenheit üblich und lässt so einen Ausblick auf den Sommer zu, als in der Vergangenheit bei ähnlich niedrigem Pegel der Schiffsfrachtverkehr stark eingeschränkt werden musste.

Bei der Betrachtung des Main-Tauber-Kreises erhält man den Eindruck des berühmten gallischen Dorfes, das dem allgemein finsteren Trend zumindest teilweise entgegensteht. „Die derzeitigen Pegelstände an Tauber und den Nebengewässern befinden sich zwischen dem Mittelwasserstand und dem mittlerem Niedrigwasserstand. Bei Betrachtung der Jahresganglinie der Tauber befindet sich der Wasserstand der Tauber im Vergleich zur Dauerlinie unter den mittleren gemessenen Werten von 1981 bis 2021, aber immerhin über den erfassten Minimalwerten zwischen 1981 und 2021“, erklärt das Landratsamt des Main-Tauber-Kreises auf Anfrage.

„Die beiden Landes-Messstellen für Grundwasser im Main-Tauber-Kreis befinden sich derzeit auf mittlerem Niveau“, erklärt Pressesprecher Markus Moll. Die Bildung von für die Wasserversorgung wichtigen Grundwasserbeständen werde sich in den kommenden Wochen fortsetzen, da sich die Bodenfeuchte in Baden-Württemberg auf hohem Niveau stabilisiert habe, erklärt Pressesprecher Markus Moll weiter.

Sinkender Grundwasserstand

Allerdings ist auch hier eine Tendenz auszumachen: Der langfristige Trend der beiden Pegel zeigt seit dem Jahr 2000 eine fallende Tendenz, also sinkenden Grundwasserstand. Bedeutende Auswirkungen auf die öffentliche Wasserversorgung durch die sinkenden Grundwasserstände sind derzeit jedoch laut Landratsamt nicht zu erwarten.

In der Vergangenheit führten bedrohlich niedrige Grundwasserstände bereits zu deutlichen Einschränkungen: Mehrere Landkreise, darunter auch der Main-Tauber-Kreis, verhängten mittels Allgemeinverfügung einen teilweisen Entnahmestopp für Oberflächengewässer zur Bewässerung. Im August 2022 verhängte man diese Maßnahme mit Verweis auf eine „stark ausgeprägte Niedrigwassersituation“ und schränkte so Landwirte und Winzer, die für den Hauptteil der gewerblich genutzten Wasserentnahme im Main-Tauber-Kreis verantwortlich sind, deutlich ein.

Die mit Erlaubnis des Landratsamts zugelassenen Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern zur Lebensmittelproduktion waren damals auf 50 Prozent zu reduzieren. Ein denkbarer Weg auch in diesem Jahr, auf den sich zumindest Landwirte im benachbarten Ausland mit großer Sicherheit einstellen müssen.

Zur Sicherstellung des zukünftigen Wasserbedarfs wird im Rahmen des „Masterplan Wasserversorgung“ aktuell in Baden-Württemberg untersucht, wie die öffentliche Wasserversorgung für die Folgen des Klimawandels gewappnet ist und wie sie sich zukunftsfähig aufstellen muss. Die Datenerhebung für die Gemeinden des Main-Tauber-Kreises wird voraussichtlich ab dem kommenden Jahr erfolgen.

Im Anschluss sollen dann aus der Untersuchung konkrete Handlungsempfehlungen für den Main-Tauber-Kreis abgeleitet werden. So soll dieser gemäß dem übergeordneten Ziel des Masterplans auch zukünftig Trinkwasser „verlässlich, in guter Qualität und zu einem angemessenen Preis“ zur Verfügung stellen.

Gute Wetterprognosen

Mit Blick auf die Wetterprognosen für den Main-Tauber-Kreis scheint die nahe Zukunft wenig problematisch. „Bis etwa kommenden Dienstag sollten sich über dem Kreisgebiet und der Odenwaldregion zwischen 30 und 70 Liter pro Quadratmeter sammeln, wobei der teils starke Westwind für etwas Regenschatten östlich des Odenwalds sorgt, während sich die Regenwolken auf die südöstlichen Höhen hin etwas mehr anstauen können. Zum Vergleich: Das langjährige Monatssoll für den März liegt im Kreisgebiet im Schnitt bei etwa 50 Litern pro Quadratmetern und fällt somit jetzt binnen ein paar Tagen. An kleineren Flussläufen könnte das statt Wasserknappheit eher sogar anstrengend werden. An Dürre wird in den kommenden Tagen jedenfalls niemand denken“, erklärt Andreas Neumaier, der für die Fränkischen Nachrichten das Wetter stets im Blick hat.

Er richtet den Blick schon weiter: „Trockeneres und freundlicheres Wetter gibt es – vielleicht – ab Mitte kommender Woche. Das darf es dann nach guter Wassersättigung der Böden aber auch mal werden. Vorerst also breitseitige Entwarnung an der Dürrefront“, so Wetterexperte Neumaier. Derzeit stehe die Region wassermäßig ganz gut da, auch der Winter war diesbezüglich einigermaßen in Ordnung, zieht er ein positives Fazit.

Redaktion

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