Landtagswahlkampf - Partei „die Basis“ mit Veranstaltung unter Corona-Bedingungen / Ann Kruttschnitt ist Kandidatin im Wahlkreis 23

Vor Entscheidungen „Weisheit der Vielen“ nutzen

Von 
Inge Braune
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Ann Kruttschnitt kandidiert bei der Landtagswahl. Die 80-Jährige lebt in Bad Mergentheim. Auch in der Corona-Pandemie warnt sie vor Impfungen. © Inge Braune

Weikersheim. Nie hätte sie sich träumen lassen, für eine Partei zu sprechen, so Ann Kruttschnitt beim ersten Auftritt als Kandidatin im Wahlkreis 23. In der Tennishalle Weikersheim präsentierte sie vor rund 50 Interessierten sich und mit Ersatzkandidatin Susanne Janik sowie der im Wahlkreis 16 (Schorndorf) antretenden Brigitte Aldinger und Thomas Heckmann, der zur Doppelspitze des Gründungsvorstands des bayerischen Landesverbandes gehört, die „Basisdemokratische Partei Deutschland“, kurz „dieBasis“.

Die Partei, die sich den Grundsätzen Freiheit, Machtbegrenzung, Achtsamkeit und Schwarmintelligenz verschrieben hat, erlebte ihre Gründung am 4. Juli vergangenen Jahres. 45 Entsendete aus zehn Bundesländern hoben im hessischen Kirchheim „dieBasis“ aus der Taufe. Die Gründung des Baden-Württembergischen Landesverbandes erfolgte am 27. September durch 24 Gründungsmitglieder. Inzwischen gehören der jungen Partei, die bereits in allen Bundesländern Landesverbände gegründet hat, rund 8000 Menschen an, Tendenz steigend.

Für „dieBasis“, die im Kreisverband aktuell knapp 30 Mitglieder zählt, gab Ann Kruttschnitt im stolzen Alter von um die 80 ihre Parteiabstinenz auf: die vier Säulen der basisdemokratisch aufgestellten Partei– Freiheit, Machtbegrenzung, Achtsamkeit und Schwarmintelligenz – überzeugten sie davon, hier mit ihrem Themenschwerpunkt am richtigen Platz zu sein.

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Seit rund dreieinhalb Jahrzehnten bestimmen für die Frau, die zwei Jahrzehnte in der Textilindustrie und anderthalb als Lehrerin tätig war, Gesundheitsthemen ihr Leben. Allergieerfahrungen hatten sie zur in Lahnstein ansässigen Gesellschaft für Gesundheitsberatung – GGB geführt. Sie wurde gesund – und absolvierte die Ausbildung zur Gesundheitsberaterin, wodurch sie eigenen Angaben zufolge schon vielen Menschen helfen konnte.

„Gesundheit ist ein Informationsproblem“, postuliert sie mit dem 2001 verstorbenen GGB-Gründer Max Otto Bruker – und entsprechend fordert sie in diesem Bereich viel mehr Information über Prophylaxe, alternative Medizin und Impfrisiken. Im Abschlussstatement in der Tennishalle warnte sie eindringlich: „Jede Impfung schwächt unser Immunsystem.“

Bildung sei ihr wichtig – in Schulen, die so ausgestattet sind, dass Begabungen gefördert werden. Theater AGs, überhaupt die musischen Fächer und Sport gehören für sie ebenso zur ganzheitlichen Erziehung wie Kernfächer, damit Schüler gern zur Schule gehen und sich begeistern. Dafür brauche man die beste Ausbildung für Unterrichtende und Erziehende im Grundschul- wie im Kindergartenbereich – und zwar mit bester Bezahlung. Wirtschaftlich will sie, auch weil das für sie bester Umweltschutz ist, „weg vom Wachstum, hin zur Erhaltung“. Weg will sie auch vom alten Zopf des Parteisystems: „Wir brauchen keine 700 Parlamentarier.“ Statt dessen müssten die Menschen wieder mehr selbst in die Hand nehmen: „Wir machen‘s wieder selbst!“; Holzhäuser bauen, zum Beispiel – vielleicht gemeinsam mit Bauern, und so „zeigen, wie wenig wir brauchen um glücklich zu sein.“

Brigitte Aldinger, die über „Widerstand 2020“ den Weg zur Partei „dieBasis“ fand, erläuterte das Modell des systemischen Konsensierens anhand des Beispiels Restaurantwahl für eine Gruppe. Manchmal einige man sich im Konsens eben nicht auf Restaurant A,B oder C, sondern auf einen ganz anderen Vorschlag, mit dem alle Beteiligten gut leben können. Ihren Erläuterungen folgten auch das im Zoom-Call zugeschaltete „dieBasis“-Team Rems-Murr – eine Premiere wahlkreisübergreifender Zusammenarbeit.

Erprobt wurde das Konsens-Modell bereits bei der Gestaltung des statt eines Wahlprogramms „Mitglieder-Konsens zur Landtagswahl 2021“. Die am 9. Februar registrierten gut 1200 Mitglieder des Landesverbandes waren aufgerufen, die Politikvorschläge zu bewerten – nicht im schlichten ja-nein-weiß nicht-Modus, sondern anhand einer elfstufigen Widerstands-Bewertung. Gut ein Drittel der Mitglieder beteiligten sich an der Umfrage.

Wenn sich Bürgerinnen und Bürger über ein derartiges Verfahren irgendwann einmal über ein entsprechendes Konsensverfahren selbst in die Politikgestaltung einbringen könnten, dann, so Thomas Heckmann, brauche man den eingangs von Ann Kruttschnitt kritisierten „alten Zopf“ nicht mehr: „Wenn das Volk sagt, wo’s lang geht, dann brauchen wir gar keine Partei mehr.“ Einstweilen aber „wäre es schon ein Gewinn, wenn wir die Parteien dazu bringen, mit ihrer Basis zu reden.“ Wie man die für kompetente Entscheidungen erforderlichen Informationen denn gewinnen könne, fragte ein Teilnehmer der insgesamt fast zweistündigen Veranstaltung. Heckmann, der für den Bundesvorstand kandidiert, setzt auf Schwarmintelligenz, „die Weisheit der Vielen“, um das in allen Bereichen vorhandene Fachwissen auszuschöpfen. Informationen abzuwägen, sei auch zu üben.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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