Tauberbischofsheim/Main-Tauber-Kreis. Nachdem sie bereits seit Frühjahr 2020 dem Team der Suchtberatungsstelle Main-Tauber-Kreis des AGJ Fachverbandes in Tauberbischofsheim angehörte, ist Sabrina Borst mittlerweile zur Leiterin dieser Einrichtung avanciert. Damit trat sie die Nachfolge ihres Vorgängers Michael Goldhammer an, der sich in den beruflichen Ruhestand verabschiedete (wir berichteten).
„Ich freue mich auf meine Aufgaben und bin stolz drauf, ein Sprachrohr für suchtkranke Menschen und deren Angehörige im Main-Tauber-Kreis sein zu können“, teilte die charmant, authentisch, fröhlich und empathisch wirkende neue Leiterin bei ihrer Vorstellung im Rahmen der Verabschiedungsfeier für Goldhammer mit.
„Ruhig bleiben, Übersicht und Konzentration bewahren, Gefühle steuern können“, lautet eine persönliche Taktik der gebürtigen Würzburgerin professionell sowie bei ihrer Hobbysportart als leidenschaftliche Boxerin. „Es gehört zu meinen Eigenschaften, dass ich mich immer wieder durchkämpfen musste und konnte sowie Durchhaltevermögen gezeigt habe“, erzählt die 35-Jährige. zum einen über ihr Leben und ihrem geschäftlichen Werdegang sowie zum anderen über ihre Biografie im Boxsport.
Die langjährigen und umfangreichen Erfahrungen als Boxsportlerin bringt Sabrina Borst inzwischen auch beruflich in die Suchttherapie und -prävention ein:. Seit Anfang des Jahres bietet sie bei der AGJ-Suchtberatung therapeutisches Boxen im Einzelsetting an. „Je nach Personentyp sowie gegebenenfalls nach Zusatzerkrankung zum Beispiel bei Sucht und Depression, ADHS oder Traumata wird ein individuelles Programm mit gezielten Übungen angewendet. Wesentliche Ziele sind die Verbesserung der Körperwahrnehmung sowie das Spüren und Steuern von Gefühlen und Affekten“, erklärt sie.
In ihrem bisherigen Leben hat sich Borst ebenfalls „durchgeboxt“. Nach Schulabschluss der Mittleren Reife absolvierte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, reiste als 21-Jährige nach Australien für „Working Holidays“ und übte in Sydney ihren erlernten Beruf aus.
Zusätzlich bekam sie als ehrenamtliche Streetworkerin erste Kontakte und Erfahrungen mit wohnungslosen sowie suchtkranken Menschen. „Die Arbeit mit Menschen und das Sozialwesen haben mich schon immer fasziniert, wobei mir in der Hotelbranche langfristig die Sinnhaftigkeit fehlte“, konstatiert Sabrina Borst.
Anstelle in Australien ein dauerhaftes Aufenthaltsvisum zu beantragen, kehrte sie nach insgesamt dreieinhalb Jahren 2012 nach Deutschland zurück. In einer Würzburger Wohngruppe war Borst als FSJlerin im stationären Kinder- und Jugendbereich tätig, bevor sie an der Berufsoberschule das Fachabitur ablegen konnte.
Von 2015 bis 2018 folgte ein Studium „Soziale Arbeit“ an der FH Würzburg. „Nach einem halbjährigen Praktikum im fünften Semester in diesem Bereich an einer Psychiatrieklinik, war mir klar, dass ich einen Beruf mit sucht- und psychisch kranken Menschen ergreifen möchte“, berichtet die Sozialpädagogin. Dementsprechend wählte sie Schwerpunkte für die beiden letzten Studiensemester und für das Thema ihrer Bachelorarbeit.
Nach dem Studium engagierte sich Borst in Werneck im geschlossenen Bereich für sucht- und psychisch kranke Straftäter, worauf sie im März 2020 zur Suchtberatungsstelle Main-Tauber-Kreis des AGJ Fachverbandes in Tauberbischofsheim kam und sich dort in die Belange der Fachambulanz einarbeitete.
Ebenso wie ihr Vorgänger Michael Goldhammer lege sie besonders viel Wert auf Prävention, Hilfe zur Selbsthilfe, eine zieloffene und vorurteilsfreie Suchtberatung, den Blick auf die individuellen Ressourcen sowie Wertschätzung der Klientinnen und Klienten, betont Sabrina Borst. Prioritäten der Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen sieht sie vor allem im Kinder- und Jugendbereich sowie bei den Themen Cannabis, opiathaltige Medikamente und Alkohol.
Um einen niedrigschwelligen Zugang zum AGJ-Fachverband und dessen Leistungen für suchtkranke Menschen oder deren Angehörige zu ermöglichen, wird ab Anfang 2024 eine Onlineberatung angeboten. „Hier können sich Betroffene und Angehörige während der Sprechzeiten ohne vorherige Terminabsprache und kostenfrei per Video, Audio oder Chat in einem Erstgespräch zum Thema Sucht beraten lassen. Diese offene Sprechstunde im digitalen Raum ist ein zusätzliches Angebot zu den Sprechstunden im Main-Tauber-Kreis in den Suchtberatungsstellen des AGJ-Verbandes in Tauberbischofsheim oder des Diakonischen Werkes Bad Mergentheim“, erläutert Borst. Als spezielle Ziele für die nächsten Jahre nennt die neue Leiterin der Tauberbischofsheimer AGJ-Fachstelle eine verstärkte Aufklärung und Akzeptanz im Bereich der Suchterkrankungen. „Zudem, bekannter zu machen, dass die AGJ-Suchtberatungsstelle Ansprechpartner nicht nur für Suchtkranke, sondern ebenso zum Beispiel für Angehörige von Betroffenen, Arbeitgeber oder Kollegenschaft, medizinische oder psychiatrisches Fachpersonal sowie für Lehrkräfte als auch in jeglichen Fragen des Konsums von Suchtmitteln ist“, hebt Sabrina Borst hervor. Abschließend unterstreicht sie ihren Dank an alle Kooperationspartner, an das AGJ-Team, an das Landratsamt und Sozialdezernentin Elisabeth Krug für das gute Zusammenwirken sowie für die wertvolle Unterstützung.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/region-main-tauber_artikel,-main-tauber-sabrina-borst-will-sprachrohr-fuer-suchtkranke-menschen-sein-_arid,2132425.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html