Umfrage unter Weingärtnergenossenschaften und einzelnen Weingütern - Höhere Preise schon umgesetzt oder noch in Planung

Region Tauberfranken: Winzer kämpfen mit Flaschenmangel, Trockenheit und steigenden Kosten

Steigende Kosten, dazu die anhaltende Trockenheit und der Flaschenmangel sind aktuell unerfreuliche Problemfelder vieler Winzer, die dennoch auf einen guten Jahrgang hoffen.

Von 
Diana Seufert und Sascha Bickel
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Flaschen gefüllt mit Weißwein sind hier zu sehen. Auch in Tauberfranken ist das Problem „Flaschenmangel“ bekannt, doch nicht alle sind deshalb schon nervös. © dpa

Main-Tauber-Kreis. Wie sehr beschäftigen die Weingärtner in der Region Tauberfranken und der Nachbarschaft die steigenden Energiekosten, der Flaschenmangel und die Trockenheit – und wie entwickeln sich die Preise für die guten Tropfen? Diese Fragen stellte die Redaktion einigen Vertretern der Branche.

Für die Weingärtnergenossenschaft (WG) Markelsheim nahm Vertriebsleiter Veit Sambeth Stellung. Die Genossenschaft, die den württembergischen Teil des Taubertals abdeckt, bewirtschaftet rund 190 Hektar und hat ca. 250 Mitglieder.

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Die steigenden Kosten im Weinbau und in der Verarbeitung, dazu die fehlenden Niederschläge bezeichnet Sambeth als die momentan größten Probleme. Und er ergänzt: „Die allgemein steigenden Kosten machen uns Sorgen. Bezüglich den Flaschen sieht es durch unseren hohen Mehrweganteil relativ gut aus.“ Dazu muss man wissen, dass es einen landesweiten Engpass an Flaschen gibt. Die Glashütten kommen laut Experten mit der Produktion nicht mehr nach. Außerdem seien Lieferungen aus dem Ausland weggebrochen.

Welche Erwartungen haben Sie für den Herbst und an die Ernte? Sambeth: „Aktuell sieht es bis auf die fehlenden Niederschläge im Weinberg sehr gut aus.“ Zum Thema, ob der Wein teurer wird, meint Sambeth schließlich noch: „Wir haben bereits im Frühjahr unsere Preise moderat erhöht.“

Bei den Becksteiner Winzern mit 250 Mitgliedern in der Genossenschaft und 250 Hektar bewirtschafteter Fläche schaut man wachsam auf die aktuelle Entwicklung im Weinberg. „Die Trockenheit bedeutet Stress für die Pflanzen“, weiß Geschäftsführer Michael Braun von der WG Beckstein. Er hofft, dass die Reben durch den fehlenden Niederschlag nicht zu sehr leiden. Noch sind die Triebspitzen weitgehend gesund. Wo Bewässerungsanlagen vorhanden sind, wurden sie auch teils genutzt. Dort sind die Grasstreifen zwischen den Zeilen noch grün, während sie ohne Beregnung vertrocknet sind. Fehlt das Wasser, macht sich das auch im Reifeprozess der Trauben bemerkbar.

„Aber wir haben noch zwei Monate bis zur Lese. Da kann sich noch einiges ändern“, ist Braun optimistisch.

Gelassen kann der WG-Geschäftsführer auf die Lagerhaltung blicken. Fehlenden Flaschen sind für ihn kein Thema. Flaschen, Kartonage, Kapseln und Etiketten seien ausreichend vorhanden. Auch die Energiekrise macht ihm weniger zu schaffen. Man baue gerade eine weitere Photovoltaikanlage auf das Dach des WG-Gebäudes.

Zu Wort meldet sich auf FN-Nachfrage auch Winzermeister Konrad Schlör aus Reicholzheim. Sein Prädikatsweingut umfasst derzeit rund fünf Hektar Rebflächen. „Unsere größte Sorge ist derzeit die Trockenheit in der Wachstumsphase der Reben. Bei der Hitze, mit Temperaturen über längere Zeit von mehr als 30 Grad Celsius, kommt das Triebwachstum zum Erliegen. Der Boden ist auch in tieferen Schichten völlig ausgetrocknet. Seit Mitte April gab es keinen ergiebigen Regen mehr. Die kurzen Schauer waren nach ein paar Stunden wieder weggetrocknet. Die Reben leiden regelrecht“, so Schlör.

Er sagt weiter: „Deshalb schneide ich, früher als in anderen Jahren, Trauben weg, entferne Kümmertriebe, um die Stöcke zu entlasten und die hohe Qualität zu sichern. Rebanlagen, die älter als zehn Jahre sind, kommen durch ihr verzweigtes Wurzelwerk, das in sehr tiefe Bodenschichten durchdringen kann, mit der Trockenheit besser zurecht. Dort erwarten wir auch hohe Qualitäten und sind froh, in der Mehrheit solche Anlagen zu besitzen. Durch die niedrigen Erträge der letzten Jahre sind unsere Rebstöcke nicht sehr stark ausgelaugt und derzeit noch recht vital.“ Schlör fügt an: „Ähnliche Beispiele mit extrem trockenen Jahren hatten wir 2015, 2018 und 2019. Wir müssen lernen und versuchen damit umzugehen.“

„Die steigenden Energiekosten werden wir erst im Herbst bei der Endabrechnung der Energielieferanten zu spüren bekommen. Zum Glück haben wir eine Photovoltaikanlage zur Stromproduktion, um einen Teil des Stroms, den wir benötigen, selbst nutzen zu können. Eine Solaranlage liefert uns in den Sommermonaten genügend Wärme zur Warmwasserproduktion. Weitere Überlegungen reifen bei uns, um Sonne als zukünftigen Energielieferanten zu nutzen“, so Schlör.

Der Winzermeister sagt auch: „Sorge bereitet uns in der Weinbranche der mögliche Engpass beim Flaschenangebot im kommenden Jahr. Gibt es, durch die Energieknappheit überhaupt noch Flaschen in der Menge wie wir sie benötigen? Nicht mal die sehr stark angezogenen Preise wären dann die größte Sorge.“ Und er ergänzt: „Die Preise für unsere Weine haben wir bisher nur in kleinem Maße angehoben. Weitere Anpassungen sind aber auch bei uns nicht ausgeschlossen.“

Seine Meinung teilt auch Winzer Rainer Hofäcker vom gleichnamigen Weingut in Weikersheim-Queckbronn mit. Der Familienbetrieb bewirtschaftet vier Hektar Rebfläche. Als Hauptprobleme benennt Hofäcker vor allem die steigenden Preise im Einkauf, im Acker- und Weinbau (Dünger, Energiekosten, Treibstoff, etc.). „Die Preissteigerungen betragen durch die Bank um die 20 Prozent. Genauso gilt das für unseren gastronomischen Betrieb“, so Hofäcker: „Die anhaltende Trockenheit beginnt uns Sorgen zu machen. Zum Glück haben wir aktuell keine Junganlagen, die unter der Trockenheit schon erheblich leiden würden.“ Etwas weniger drückt ihn das Thema Flaschen und Verschlüsse nur deshalb, weil er durch vorausschauendes Bestellen schon etwas vorgesorgt hat.

Zu den Erwartungen für den Herbst sagt er: „Die Anlagen stehen gut da und lassen auf einen ausgezeichneten Jahrgang hoffen. Sorgen bereitet die Hitzewelle.“ Bisher habe man keine Preiserhöhung umgesetzt. Doch eine moderate Anhebung werde kommen. Die Unkosten vollumfänglich weiterzugeben sei aber schwierig.

„Bei vielen Betrieben ist die wirtschaftliche Situation sehr angespannt“, weiß Karlheinz Sack zu berichten. Er ist Bereichsvorsitzender für Tauberfranken beim Badischen Weinbauverband und Inhaber des Weinguts Sack in Lauda-Königshofen mit ca. 8,5 Hektar bewirtschafteter Fläche.

„Auf der einen Seite gibt es extreme Kostensteigerungen zum Beispiel die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro im Herbst, bei Materialien für den Drahtrahmen, Energie usw. auf der anderen Seite fehlt, vor allem im Lebensmittelhandel, die Einsicht, dass die Weinpreise der aktuellen Kostenentwicklung angepasst werden müssen. Verschärft wird diese Entwicklung durch eine für uns nicht gekannte Situation aufseiten des Beschaffungsmarktes. Benötigte Betriebsmaterialien, zum Beispiel Flaschen, Gläser, Reihenpfähle usw. waren zu jeder Zeit verfügbar und von heute auf Morgen sind sie das nicht mehr“, erklärt Sack als Bereichsvorsitzender.

Auch seiner Ansicht nach sorgt die Trockenheit mit den hohen Temperaturen und einer permanenten Windbelastung „für eine angespannte Situation in den Weinbergen“. Mit Blick auf die Erwartungen für den Herbst meint er: „Die Wetterlage mit den fehlenden Niederschlägen wird einen neidischen Herbst zur Folge haben. Bei ausreichender Wasserversorgung deutet einiges auf einen frühen Jahrgang mit hohen Mostgewichten hin. Bei von Trockenheit gekennzeichneten Standorten kann es eventuell zu einer Notreife kommen.“

Zur Preisentwicklung bei seinen eigenen Weinen sagt Sack abschließend: „Bei bereits gefüllten Weinen haben wir die Weinpreise nicht geändert. Bei Füllungen von Weinen ab dem zweiten Quartal 2022 wurden die Preissteigerung für Energie, Flaschen und sonstigen Betriebsmaterialien bei der Preisgestaltung berücksichtigt.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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