Kinderkrippen und -gärten

Qualität als Schlüssel für eine gute Betreuungs- und Bildungsarbeit

Sabine Sandmaier vom Jugendamt berichtete vom Ausbaustand und stellte zukünftige Herausforderungen vor

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Heike von Brandenstein
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Einmal im Jahr stellt das Jugendamt dem Jugendhilfeausschuss den Ausbaustand der Kindertagesbetreuung im Main-Tauber-Kreis vor. © dpa

Kindern einen verlässlich strukturierten Alltag bieten, Bildung ermöglichen, Eigenverantwortung und ein soziales Miteinander vermitteln: all das sollen Kinderkrippen und -gärten bieten. Für ein qualitativ hochwertiges Angebot wirbt das Jugendamt.

Main-Tauber-Kreis. Jahrelang ging es um die Anzahl der Plätze für Kleinkinder unter drei Jahren und denen zwischen drei und sechs Jahren im Kindergartenalter. Die Städte und Gemeinden haben nachgelegt, teils neu gebaut und große Summen investiert. Aktuell geht es auch noch um einige Engpässe bei der Versorgung, von denen vor allem größere Kommunen mit entsprechenden Flüchtlingszuweisungen von Familien betroffen sind, es mehren sich aber auch die Rufe nach einem stärkeren Augenmerk auf eine qualitativ hochwertige Betreuung.

Das stellte auch Sabine Sandmaier, zuständig beim Jugendamt für die Erfassung des Ausbaustands der Kindertagesbetreuung, fest. „Gerade wenn Kinder länger in Betreuungseinrichtungen sind als im eigenen Elternhaus, spielt Qualität eine große Rolle, damit sie keinen Schaden erleiden“, so Sandmaier bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Dienstag in Tauberbischofsheim.

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Ein gewisses Dilemma für die Kommunen ergibt sich aus der demografischen Entwicklung. Bis 2025 steigen die Geburtenzahlen noch an, zwischen 2030 und 2040 aber sinkt sowohl der Anteil an Kindern unter drei als auch über drei Jahren. Dennoch malt sie den Teufel nicht an die Wand und spricht insgesamt von einer recht stabilen Situation im Landkreis.

Große Nachfrage in Krippen

In die Betreuung unter Dreijähriger wurde in den vergangenen Jahren kräftig investiert. Lag die Quote kreisweit 2005 lediglich bei 5,2 Prozent, kletterte sie binnen zehn Jahren auf 36,2 Prozent und lag zum Jahresende 2022 bei 40,51 Prozent.

„Es werden immer mehr Krippenplätze nachgefragt“, kommentiert Sabine Sandmaier diese Entwicklung. Die Zielquote von 46 Prozent, die vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) in diesem Bereich ausgegeben wurde, erreichen im Main-Tauber-Kreis allerdings von 18 nur sieben Gemeinden. Freudenberg mit 45,24 Prozent und Külsheim mit 44,67 Prozent verfehlen dieses Ziel nur knapp. Insgesamt liegen immerhin 13 Städte und Gemeinden bei einer Quote von über 40, das Schlusslicht bildet Nieder-stetten mit 30 Prozent.

Bei Kindern von drei bis 6,5 Jahren sei es teilweise schwierig für alle einen Platz bereit zu stellen. Einem Plus von 850 Kindern stünden lediglich 208 zusätzliche Betreuungsplätze gegenüber, erläuterte Sabine Sandmaier. Ihre Statistik zeigt zudem, dass es theoretisch ausreichend Plätze im Kreis gibt, diese sich aber nicht immer dort befinden, wo sie benötigt werden.

Für leichte Irritation bei den Ausschussmitgliedern sorgten die vom Jugendamt abgefragten Daten bei den Kommunen. Erstmals, so Sandmaier, sei ein neuer KVJS-Fragebogen mit neuen Kriterien zum Einsatz gekommen. Da sich die meisten Kindertageseinrichtungen im Landkreis in der Trägerschaft von Kirchen befänden, sei es für die Kommunen sicher schwierig gewesen, diese Fragen zu beantworten, so die Begründung.

Klar wird dennoch, dass nicht alle Kommunen im Landkreis die Nachfrage nach Kindergartenplätzen befriedigen könnten. Immerhin neun oder 50 Prozent hatten dies dem Jugendamt bestätigt.

Ein wohlbekanntes aber dennoch neues Thema rollt auf die Städte und Gemeinden zu: der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung. Der wurde bereits im September 2021 beschlossen, tritt für Erstklässler zunächst ab dem Schuljahr 2026/27 in Kraft und soll ab August 2029 für jedes Grundschulkind gelten. Geplant ist eine achtstündige Betreuung pro Tag inklusive der Unterrichtszeit bei einer vierwöchigen Schließzeit in den Ferien.

Grundschulbetreuung kommt

Gemäß der derzeitigen Abfrage meinte Sabine Sandmaier: „Keine Kommune im Landkreis könnte derzeit eine achtstündige Betreuung an fünf Tagen in der Woche leisten.“

Fakt sei auch, dass der Fachkräftemangel im erzieherischen Bereich auch im Main-Tauber-Kreis angekommen sei und die Inklusion in Kindertageseinrichtungen, wie im Kinder- und Jugendstärkungsgesetz festgeschrieben, nicht überall umgesetzt werden könne. Als Grund nannte Sandmaier, dass Inklusion zwar gefordert werde, damit allerdings keine Anpassungen bei Gruppengröße oder Personalschlüssel verbunden seien. Beantrage eine Einrichtung eine „integrative Gruppe“, führe das zwar zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen, bedeute aber gleichsam, dass durch die Reduzierung der Kinderzahl insgesamt weniger Kinder versorgt werden könnten und letztlich keinen Platz erhielten.

Als Fazit stellte Sabine Sandmaier zwei Schwerpunkte in den Fokus: das Thema Fachkräftegewinnung und die Gemeinwesenarbeit. Bei letzterem wies sie auf ein notwendiges generationsübergreifendes Miteinander als zentrales Gestaltungselement im demografischen Wandel hin.

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

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