Stuttgart/Main-Tauber-Kreis. „Der Lehrermangel verschärft sich weiter. Erstmalig konnten an den Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg nicht alle Anfängerstudienplätze für das Lehramt an Haupt- und Realschulen besetzt werden. Um den Bedarf an Lehrkräften zu decken, ergreift das Land deshalb vielfältige Maßnahmen. Dabei ist es uns besonders wichtig, die Qualität der Lehrkräfte auf hohem Niveau zu halten“, berichtet Landtagsvizepräsident und Wahlkreisabgeordneter Professor Dr. Wolfgang Reinhart, der sich in einem Abgeordnetenbrief an die Baden-Württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Theresa Schopper, über die aktuelle Sachlage der Lehrkraftversorgung im Main-Tauber-Kreis erkundigt hat.
Nach Stand der amtlichen Schulstatistik im Oktober 2022 seien im Main-Tauber-Kreis insgesamt 36 unbesetzte Lehrkraftstellen zu verzeichnen gewesen, teilte Schopper in ihrem Antwortschreiben mit. Davon entfallen auf die Grund-, Haupt- und Werkrealschulen (GHWRS) elf unbesetzte Stellen, auf Gemeinschaftsschulen (GMS) acht, auf Realschulen (RS) fünf, auf Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) sechs, auf Gymnasien eine sowie auf Berufliche Schulen fünf. Bezogen auf den Bereich des Staatlichen Schulamtes Künzelsau oder des Regierungspräsidiums Stuttgart beträgt der Versorgungsgrad etwa 100,2 Prozent bei GHWRS, 99,1 Prozent bei GMS, 97,8 Prozent bei RS, 104,6 Prozent bei Gymnasien und 100,1 Prozent bei Beruflichen Schulen.
„Auf die im Rahmen der Lehrkräfteeinstellung 2022 zunächst nicht besetzten Stellen konnten zwischenzeitlich befristete Arbeitsverträge abgeschlossen worden. Darüber hinaus gelang es, durch andere Personalverwaltungsmaßnahmen wie Aufstockung, Abordnung oder Versetzung Ressourcen zu gewinnen und Schulen zuzuweisen“, konstatiert MdL Wolfgang Reinhart anhand des Antwortbriefes der Kultusministerin.
Direkteinstiegsprogramm
Aus dem Direkteinstiegsprogramm sind derzeit Lehrkräfte ausschließlich an Beruflichen Schulen tätig. Seit 2011 wurden an den Beruflichen Schulen im Main-Tauber-Kreis 16 Lehrkräften aus diesem Programm für Quereinsteigende eine Anstellung ermöglicht. „Im Bereich der Grundschulen und Sekundarstufe I ist der Direkteinstieg für wissenschaftliche Lehrkräfte erstmals 2023 möglich“, kündigte Theresa Schopper an. Eine Bilanzierung könne daher im Herbst 2023 erfolgen.
„Um die Qualität zu gewährleisten, durchlaufen alle Personen sowohl im Direkt- als auch im Seiteneinstieg eine obligatorische pädagogische Qualifizierungsphase“, ließ die Ministerin verlautbaren.
Handlungsbedarf sieht Wolfgang Reinhart ebenfalls aufgrund der sich abzeichnenden Altersstruktur. „Über 140 Lehrkräfte im Main-Tauber-Kreis sind bereits 60 Jahre alt, davon alleine an den Beruflichen Schulen 48 und an den Gymnasien 29 Lehrerinnen oder Lehrer“, gibt er zu bedenken.
Für das Schuljahr 2023/2024 rechnet das Kultusministerium mit 63 zu besetzenden Stellen im Main-Tauber-Kreis. Diese verteilen sich wie folgt nach Schularten: Grundschulen 21, GMS sechs, RS acht, SBBZ 13 und Gymnasien zwei Stellen sowie GHWRS eine Stelle.
„Bildung wird in Zukunft einen noch größeren Stellenwert besitzen. Eine verlässliche Unterrichtsversorgung zu erreichen oder zu sichern, ist deshalb ein zentrales Ziel der Landesregierung. Vor diesem Hintergrund hat das Land ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Gewinnung von Lehrkräften und Ressourcen entwickelt“, bekräftigt Wolfgang Reinhart in seinem Fazit.
Er sei zuversichtlich, dass auch die Schulen im Main-Tauber-Kreis von den positiven Effekten profitieren werden.
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