Main-Tauber-Kreis. Die Entwicklungen im Bereich der Notfallrettung waren Hauptthemen eines Gesprächsaustauschs zwischen Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart und Vertretern der Integrierten Leitstelle des Main-Tauber-Kreises (ILS) in Bad Mergentheim.
Wie es in der Mitteilung der Verantwortlichen heißt, gab Leitstellen-Chef Matthias Hofmann einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben der ILS, die als zentrales Organ der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr fungiere. Dabei nehme sie neben der ständigen Erreichbarkeit bei der Entgegennahme von Notrufen und der Alarmierung von Einsatzkräften umfassende Koordinierungs- und Unterstützungsaufgaben wahr.
Für den Erfolg und die Effizienz der Notfallrettung sei es essenziell, dass diese auch künftig dezentral organisiert ist, verdeutlichte Hofmann. „Wer den Notruf entgegennimmt, muss ortskundig sein“, ergänzte der Präsident des DRK-Kreisverbands Bad Mergentheim, Professor Dr. Thomas Haak, dem auch Kreisgeschäftsführer Klaus Eckel beipflichtete.
Große Distanzen im Flächenkreis
„Die Dezentralität unserer Strukturen in Baden-Württemberg ist mir in vielerlei Hinsicht ein Herzensanliegen. Das gilt selbstverständlich und erst recht für den Bereich der Notfallrettung, gerade angesichts der Distanzen, die in einem Flächenkreis wie dem Main-Tauber-Kreis oft zu bewältigen sind. Es ist völlig klar, dass die Notfallrettung auch künftig auf der Kreisebene und nicht etwa zentral von entfernten Metropolregionen aus koordiniert werden muss“, betonte MdL Wolfgang Reinhart, der sich klar als Fürsprecher der bestehenden dezentralen Organisationsform bekannte. Derzeit wird der Rettungsdienstplan des Landes unter Federführung des Innenministeriums überarbeitet. Neben Änderungen bei der Hilfsfrist, die von höchstens 15 auf zwölf Minuten herabgesetzt werden soll, ist zudem die Einführung von Telenotärzten vorgesehen.
Anders als bei der bisherigen sogenannten doppelten Hilfsfrist, die sowohl für das Eintreffen des Rettungswagens als auch des Notarztes gilt, soll künftig eine einfache Frist gelten, die dann beispielsweise auch allein durch das Eintreffen des Rettungswagens gewahrt werden kann. „Die Telenotärzte werden hier bis zu einem späteren Eintreffen des Notarztes eine wichtige Unterstützung leisten können“, ist Thomas Haak, der selbst als Notarzt tätig ist, überzeugt. Dabei sei es ein großes Plus, dass man über exzellent ausgebildete Notfallsanitäter verfüge. Allerdings werde der Telenotarzt den Notarzt vor Ort auch trotz aller Möglichkeiten der Digitalisierung nicht ersetzen können, da manche Einsätze mit der Hand erfolgen müssen, so Haak weiter.
Wie wichtig und zielführend dezentrale Strukturen und eine ausreichende Personaldeckung sind, führte Kreisbrandmeister Andreas Geyer aus. Für die Feuerwehren gelte bereits jetzt eine Eintreffzeit von zehn Minuten, die tatsächlich eingehalten werden könne. „Wir sind hier deshalb so gut, weil wir eine gute Förderung durch den Landkreis und die Träger sowie auch viele motivierte Ehrenamtliche vor Ort haben“, betonte Geyer.
Erheblichen Nachholbedarf sieht er allerdings bei der Sirenenförderung. So habe aus dem Main-Tauber-Kreis in der ersten Tranche des Landesförderprogramms lediglich die Stadt Grünsfeld einen Zuschuss erhalten. „Die noch vorhandenen Sirenen stammen vor allem aus Zeiten des ‚Kalten Krieges’ und wurden vom Land den Kommunen zum Zweck der Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehren übergeben. Deshalb können diese Sirenen in der Regel nur einen Signalton zum Auslösen einer Feuerwehralarmierung abgeben. Zur Warnung der Bevölkerung vor Gefahren oder Katastrophen sind sie jedoch ungeeignet“, erklärte Geyer die Nachteile der herkömmlichen Anlagen.
Wolfgang Reinhart, der sich bereits im Frühjahr für eine Freigabe der nächsten Fördertranche des Bundes im Sirenenförderprogramm ausgesprochen hatte, unterstützt dieses Ansinnen, wie er erklärte. Es sei notwendig, dass Land und Bund ausreichend Geld in die Hand nehmen, um moderne Ausrüstung und gute Strukturen bereitstellen zu können. Gut sei, dass kürzlich knapp eine Million Euro an Fördermitteln für die Feuerwehren in den 18 Kommunen des Main-Tauber-Kreises sowie für neue Technik in der ILS bereitgestellt wurden. Der Koalitionsvertrag der Landesregierung sehe weiterhin die Erträge der Feuerwehrsteuer ohne Abstriche beim Feuerwehrwesen vor. Abschließend würdigte Reinhart alle haupt- und ehrenamtlich in der Notfallrettung und Feuerwehr Tätigen. „Erst durch Ihr Wirken fallen die Fördergelder auf fruchtbaren Boden.“
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