Menschen sprechen verschiedene Sprachen, haben unterschiedliche Hautfarben. Dass das Leben im Main-Tauber-Kreis vielfältiger geworden ist, merken die Menschen. Ansonsten ist es rund um das Thema Flüchtlinge ruhig geworden.
Main-Tauber-Kreis. Wahlen stehen in Baden-Württemberg erst im kommenden Jahr wieder an, die Kommunal- und Kreistagswahlen sind vorbei. Doch selbst bei Letzteren hat das Thema Flüchtlinge – zumindest im Main-Tauber-Kreis – so gut wie keine Rolle gespielt. Bei den anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen sieht das schon anders aus.
Landkreisen werden nach dem Königsteiner Schlüssel, der sich an der jeweiligen Einwohnerzahl bemisst, Flüchtlinge aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes zugewiesen. Die Städte und Gemeinden wiederum sind für die kommunale Anschlussunterbringung nach längstens 24 Monaten in den Gemeinschaftsunterkünften in Landkreisobhut zuständig.
Dennoch: 2022 und 2023 war der Druck auf die Landkreise immens hoch. Mehr Flüchtlinge als 2015 kamen, was nicht zuletzt mit dem russischen Angriff auf die Ukraine zusammenhing. Zum Jahresende 2023 waren in Baden-Württemberg 369 000 Menschen im Ausländerzentralregister erfasst, vermeldete das Statistische Landesamt im Juni. Damit sei die Zahl der registrierten Schutzsuchenden im Südweststaat gegenüber dem Vorjahr 2022 um 7600 Personen oder 2,1 Prozent in die Höhe geklettert.
2022 habe der Anstieg noch bei 145 500 Personen gelegen und sei damit so hoch wie noch nie seit Beginn der statistischen Erfassung 2007. Zur Erinnerung: Am Morgen des 24. Februar 2022 begann die russische Invasion der Ukraine gleichzeitig von Süden, Osten und Norden.
Landrat Christoph Schauder ist bewusst, wie schnell sich gerade mit Blick auf den Herbst und den Winter die Flüchtlingssituation wieder verschärfen kann, auch wenn die Zuweisungen vom Land in den Landkreis derzeit moderat sind. „Momentan haben wir keine Not, dennoch wollen wir nicht nachlassen“, begründet er die noch nicht belegten Containerstandorte in Werbach und Königheim. Schauder: „Wir haben momentan einen Puffer von rund 250 Plätzen. Der kann aber schnell schmelzen wie Schnee in der Sonne“, weiß er aus Erfahrung.
Bauantrag gestellt
Neben den beiden derzeit noch leerstehenden Containerstandorten im mittleren Taubertal ist ein weiterer auf dem Wertheimer Reinhardshof geplant. „Ein Bauantrag für eine Containeranlage mit 130 Plätzen ist bereits eingereicht“, informiert der Landrat. Auch eine Bürgerinformationsveranstaltung, wie von der Stadt Wertheim gewünscht, werde es geben.
Auch wenn die Flüchtlingszahlen wieder steigen sollten, sieht Schauder bei diesem Thema keine Diskussionsgrundlage im Kreistag. „Die Flüchtlingsunterbringung gehört zum staatlichen Aufgabenbereich des Landratsamts und entzieht sich somit der Befassungskompetenz des Kreistags“, so seine Auffassung.
Neben den Plätzen für die Unterbringung gibt es eine weitere Herausforderung für den Landkreis: Personal für den Betrieb, die Verwaltung und die Betreuung bereitzustellen. Das, so der Sprecher des Landratsamts, Markus Moll, falle aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels deutlich schwerer als noch 2015/16.
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