Verband landwirtschaftlicher Fachbildung

Lebenslanges Lernen auf die Fahnen geschrieben

Kurt Stodal, Margret Beck und Günter Grieser zu Ehrenmitgliedern ernannt. Fachvortrag über Burnout bei Landwirten

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Die Geehrten (von links): Heidi Lang, Friedrich Wild, Günter Grieser das Ehepaar Beck, das Ehepaar Stodal, Richard Weigel und Marcus Köhler. © Tillmann Zeller

Markelsheim/Main-Tauber-Kreis. Der Verband Landwirtschaftlicher Fachbildung Baden-Württemberg (vlf) steht für lebenslanges Lernen und Berufsförderung im land- und hauswirtschaftlichen Sektor.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Vereins Landwirtschaftlicher Fortbildung Main-Tauber Heidi Lang, bei der Jahresmitgliederversammlung im vollen Saal der Weingärtnergenossenschaft Markelsheim erwartete die vielen anwesenden Mitglieder Regularien mit überraschenden Ehrungen und ein höchst aktueller Vortrag „Die Luft ist raus. Ab wann wird Stress ungesund? Mentale Gesundheit: Burnout Symptome erkennen und sich helfen lassen“.

Der Leiter des Landwirtschaftsamtes Marcus Köhler und Geschäftsführer des VlF berichtete über die Tätigkeit von Vorstand und Ausschuss. In 18 Vortragsveranstaltungen wurden 3356 Teilnehmende in Präsenz und Online fortgebildet. Im Bereich Ernährung erfuhren bei 78 Veranstaltungen 2105 Teilnehmende in Präsenz und Online aktuelle Informationen. Auf der Lehrfahrt nach Mittelfranken und in den Landkreis Schwäbisch Hall wurde ein Gemüsebetrieb und ein Futtermittelbetrieb besucht. Aktuelle Informationen erhielten die Mitgliedsfamilien über 70 Info-Mails/Newsletter. Aufgrund der Alterspyramide verlief die Mitgliederentwicklung negativ von 1295 Mitgliedern im Jahr 2014 auf 850 zum Jahresende 2023. Diese Entwicklung soll durch verstärkte Werbung bei Nebenerwerbslandwirten gebremst werden. Dennis Silberzahn präsentierte einen erfreulichen Kassenbericht.

Ehrungen

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Betriebswirtschaftliche Berichterstatter in der Landwirtschaft leisten eine wichtigen Dienst: Zuverlässig informieren sie zu bestimmten Terminen das Statistische Landesamt über Anbau- und Vorratsentwicklung innerhalb ihres landwirtschaftlichen oder weinbaulichen Betriebes. Geehrt für langjähriges Ehrenamt wurden Friedrich Wild, Uiffingen für 40 Jahre Ernteberichterstattung Feldfrüchte, Richard Weigel, Vorbachzimmern, Matthias Dinkel, Dertingen, Johannes Sambeth, Haagen für 25 Jahre Ernteberichterstattung Wein und Wilhelm Bender, Elpersheim für 25 Jahre Ernteberichterstattung Feldfrüchte. Kurt Stodal, Margret Beck und Günter Grieser wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Kurt Stodal führte den Verein mit Weitblick von 2001 bis 2021. Er ist Vorreiter für Tierwohl in der Schweinehaltung und erklärt Städtern die Landwirtschaft. Margret Beck war 20 Jahre Ausschussmitglied und Mrs. „Grüner Ball“. Sie ist Kreisvorsitzende der Landfrauen Main-Tauber und aktiv in der Bildungsarbeit. Günter Grieser sorgte von 1990 bis 2021 für eine erfreuliche Vereinskasse und ist Organisator und Ideengeber von zahlreichen Lehrfahrten. Als Tierhaltungsberater gestaltet er die aktuellen Fachtagungen für Rinder- und Schweinehalter.

Ausblick

Spannende Aktivitäten und absolute Neuerungen sind für das laufende Jahr geplant. So findet am16. Juni die Gläserne Produktion bei Familie Bender/Sechselbach statt. Im August eröffnet das wohl deutschlandweit erstmalige Schlepperkino am Wildpark Bad Mergentheim. Am 5. September ist die Kreislehrfahrt und am 26. Oktober wird beim Ball der Landwirtschaft im Kursaal Bad Mergentheim das Tanzbein geschwungen..

In einer wissenschaftlichen Masterarbeit zur psychischen Gesundheit in Deutschland wurde Erschreckendes zur Situation in der Landwirtschaft ermittelt, denn bei Landwirtinnen und Landwirten ist die Gefahr an einem Burn-out , einer Totalerschöpfung oder an einer Lebensmüdigkeit zu erkranken, vier Mal häufiger als im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung.

Vortrag

Uta Stokinger ist Psychologin bei IVP Networks und eine von 60 Kolleginnen und Kollegen, die deutschlandweit mit Landwirtinnen und Landwirten zusammen arbeiten. In ihrem Vortrag „Die Luft ist raus. Ab wann wird Stress ungesund ? Mentale Gesundheit: Burnout-Symptome erkennen und sich helfen lassen“ zeigte sie die besonderen Faktoren auf, die in der Landwirtschaft zur Überlastung führen. „Dies ist einerseits die Politik mit ihren vielen Vorschriften, Steuern und einer Monsterbürokratie. Für Landwirte gelten besondere berufstypische Faktoren wie Arbeitsbelastung und soziale Konflikte. Dazu kommen erschwerend die kulturellen Normen, das landwirtschaftliche Selbstbild und die familiäre Prägung“, führte sie aus.

Der Verlauf des Burnouts ist schleichend und beginnt mit zu hohen Erwartungen an sich selber. Weil die Landwirte immer unter Beachtung von Familie, Dorf und Öffentlichkeit sind, vernachlässigen sie eigene Bedürfnisse und verleugnen sich, dass sie kürzer treten müssten. Aus der Erschöpfung folgt der Rückzug, nur die Fassade wird aufrecht gehalten. Gleichzeitig nehmen psychische und körperliche Erschöpfungssymptome zu. „Landwirte hätten lieber einen Beinbruch als eine Erschöpfung“, weiß sie aus bitterer beruflicher Erfahrung. Das Ausbrennen, der Burnout, zeigt viele Gesichter, denn der Mangel an Energie belastet das Immunsystem, die psychische Stabilität, die sozialen Beziehungen, die Lebens- und die Arbeitsqualität. So werden etwa Nachrichten nicht mehr richtig aufgenommen und soziale Kontakte abgebrochen. Das depressive und ängstliche Lebensgefühl kann zur Lebensmüdigkeit in der empfundenen Ausweglosigkeit und zu Suiziden führen. „Typische Anzeichen eines Burnouts sind dauerhafte Erschöpfung, Schlafstörungen und innere Unruhe, ein sozialer Rückzug, der Konsum von Alkohol und anderen Suchtmitteln“, unterstrich Stokinger. Die Betroffenen zeigen zudem eine emotionale Instabilität, sind leicht gereizt und nah am Wasser gebaut und recht ungeduldig. Auch Zukunftsängste verstärken sich. Zur Antriebs- und Lustlosigkeit gesellen sich Konzentrations-schwierigkeiten und ein Gefühl von Sinnlosigkeit und Leere. Dazu kommen körperliche Warnzeichen wie Tinnitus, Herz-Kreislaufbeschwerden, Verspannungen und Schmerzen, Verdauungsprobleme und eine erhöhte Infektanfälligkeit.

Akzeptanz entscheidend

Was ist jetzt dringend zu tun? Entscheidend ist die Akzeptanz der eigenen Situation und eine Raus aus der Verdrängung. Der Betroffene muss sich mitteilen und Hilfe annehmen, den Hausarzt aufsuchen und die Angebote der SVLFG und von Beratungsstellen annehmen. „Seien Sie gut mit sich!“, ist die dringende Bitte der Referentin. So bietet die Krisenhotline kurzfristige Hilfe in akuten Krisensituationen und eine anonyme Gesprächsmöglichkeit mit professionellen Ansprechpartnern und die Beratung durch erfahrene Psychologen. Das Ziel der Hilfsangebote ist Möglichkeiten zu finden, um mit belastenden Situationen oder Ängsten besser umzugehen und so wieder mehr Lebensqualität gewinnen zu können. Weitere Gesundheitsangebote sind etwa die Auszeit für Pflegepersonen und ein Seminar zur Betriebsnachfolge.

In dieser schwierigen betrieblichen Situation soll emotionale Stabilität gefunden werden. Beim Seminar Stressmanagement lernen die Teilnehmer , wie sie mit Belastungssituationen besser umgehen und ihr Leben und Arbeiten in Balance halten. Längerfristig ist das Online-Selbsthilfetraining angelegt. Hierbei wird vom eigenen PC aus der richtige Umgang mit Stress, Stimmung, gesundem Schlaf, chronischen Schmerzen, Diabetes und depressiven Beschwerden trainiert. Auch clever weniger trinken und mit Panik richtig umgehen, gehört zum Training.

„Leider geht ein Beinbruch schneller, als was im Kopf passiert, deshalb „Seien Sie gut zu sich“ gab die psychologische Beraterin den nachdenklichen Zuhörern mit auf den Weg.

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