Jugendtechnikschule Taubertal - Erster „Scratch Junior Kurs“ im Online-Format

Kreativ die digitalen Wege beschreiten

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Mit großer Begeisterung beteiligen sich die Kids am ersten „Scratch Junior Kurs“ der Jugendtechnikschule. © JTS

Main-Tauber-Kreis. Seit März 2020 mussten Schulen in rasanter Geschwindigkeit digitalen Wandel erleben. Ohne jegliche Vorbereitung fand das Lernen von Zuhause aus statt. Homeschooling und verschiedenste Hybridmodelle – zuvor undenkbar und nun doch möglich.

Studien zeigen, dass deutsche Schüler bis dahin im internationalen Vergleich noch keinen hinreichenden Anschluss an die Digitalisierung gefunden hatten. Ein Drittel aller 15-Jährigen fehlte es an grundlegenden Kompetenzen. Ebenso belegen diese, dass deutsche Schulen über eine eher schlechte Digitalausstattung verfügten.

Hinsichtlich dieser Fakten waren die Voraussetzungen nicht die besten, um von einem auf den nächsten Tag den Unterricht ausschließlich digital stattfinden zu lassen.

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Eines stand allerdings fest, es ist wichtig und unumgänglich, sowohl Digitalisierung als auch digitale Kompetenzen voranzutreiben und zu fördern – nicht nur in Zeiten einer Pandemie.

Besonders bei Kindern und Jugendlichen nehmen digitale Medien auch in der Freizeitgestaltung zentrale Rollen ein. In Form von Spielkonsolen, Handys oder Tablets sind sie nicht mehr wegzudenken. Nutzer werden immer jünger. Um Überforderung und Missbrauch vorzubeugen, reicht es nicht nur zu wissen, welchen Knopf man drücken muss, um ein Gerät zu bedienen, hier ist echte Medienkompetenz gefragt, erläutert Iris Lange-Schmalz, Projektleiterin der Jugendtechnikschule. Kinder und Jugendliche sollten imstande sein, eine gezielte Auswahl zu treffen, Inhalte kritisch zu hinterfragen, zu beurteilen, sich nicht von „Fake News“ irreführen zu lassen und den Mehrwert der digitalen Medien nutzen zu können. „Wir haben es hier definitiv mit einer komplexen zukunftsorientierten Schlüsselkompetenz zu tun, die künftig unumgänglich sein wird.“ Diese Kompetenz zu erlernen, ist ein langer Prozess, der sowohl im Elternhaus als auch in Schulen stattfinden sollte.

Durch die rasante Entwicklung in der digitalen Welt fühlen sich allerdings viele Eltern überfordert. Für Schulen ist es ebenfalls schwer, den Herausforderungen gerecht zu werden. Kooperationen zwischen schulischen und außerschulischen Lernorten wie die Jugendtechnikschule Taubertal (JTS) sind hier ein kleiner Lichtblick am Ende des Tunnels. Die JTS bieten eine geeignete Plattform zur Bewältigung dieser komplexen Zukunftsaufgabe. Mit zahlreichen Kursen zur digitalen Lern- und Lebenswelt wie „Coding“ liefert sie hierzu ein umfangreiches Programm. Bereits im Grundschulalter eröffnen sich dadurch den Kindern neue Wege, denn: „Medienkompetenz macht Schule“, heute mehr denn je, so Iris Lange-Schmalz.

Auf spielerische Art

Auf spielerische Weise können Schüler Grundlagen der Programmierung wie Algorithmen kennenlernen, diese erforschen und verstehen. Sowohl das Programmieren von Bienencomputern den sogenannten „Bee-Bots“, die in den unteren Klassenstufen immer wieder beeindrucken, als auch die „Scratch-Programmierung“, stellt die Schüler vor Herausforderungen, die gemeistert werden wollen und dabei auch noch Spaß machen.

In Kooperation mit dem Kreismedienzentrum, von dem das notwendige Equipment entliehen werden kann, ist vieles erst realisierbar.

Bei „Scratch-Programmierung“ geht es um eine einführende Programmiersprache, die Grundschulkinder befähigt, eigene interaktive Geschichten und Spiele zu entwickeln. Mit speziellen Programmen werden Figuren zum Leben erweckt sowie eigene Animationen erzeugt. Kreativität kombiniert mit Verständnis für logische Abfolgen entwickeln sich zu tollen Projekten, bei denen es nicht selten knifflige Probleme zu lösen gibt. Mit „Scratch“ lernen Kinder deshalb nicht nur zu programmieren, sie programmieren, um zu lernen.

Dieses Ziel weiterzuverfolgen, gerade jetzt in Pandemiezeiten, in Zeiten des Lockdowns war schließlich Motivation genug, neue Wege zu beschreiten: „Digitales Lernen digital anbieten – und das schon für Kids ab sechs Jahren.“ Dozenten der JTS entwickelten den ersten „Scratch Junior Online Kurs“ für Grundschulkinder. Nach einem Einsteigerkurs in die Programmierung hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre erlernten Fähigkeiten weiter auszubauen und einem „Scratch Club“ beizutreten. Dieser trifft sich in wöchentlichen Abständen, natürlich ebenfalls online. Abschließend ist ein gemeinsames „Coder Event“ mit Zertifikatsübergabe geplant, dass hoffentlich wieder vor Ort möglich sein wird.

Alle Beteiligten sind sich einig: Diese Möglichkeit der Kursteilnahme bietet derzeit große Chancen. Celina, eine Teilnehmerin, ist begeistert: „Ich finde ,Scratch Junior’ total gut. Mit den verschiedenen Programmierschritten kann ich bestimmen, wie sich meine Figur bewegt und was sie machen soll. Toll, dass es den Online-Kurs gibt, da man wegen Corona im Moment nirgends hindarf.“ Dem kann sich Nicole Baier, Dozentin des Online-Kurses, nur anschließen: „Es ist schön zu sehen, dass die Kinder gemeinsam an einem Projekt arbeiten können, auch wenn sie sich nur online am Bildschirm sehen. Scratch stößt bei Kindern generell auf großes Interesse. Sie sind begeistert, dass sie in der Lage sind ganze Geschichten schon nach kurzer Zeit, nach eigenen Vorstellungen, am Bildschirm zu programmieren.“

So löst der achtjährige Samuel bereits pfiffig die ihm gestellten Aufgaben, entwickelt spannende Abenteuergeschichten und vertieft spielerisch Schritt für Schritte die Grundlagen des Codings. Die Begeisterung ist hier förmlich zu spüren, bei diesen virtuellen Treffen in schwierigen Zeiten.

Damit die jüngeren Fans der Jugendtechnikschule ebenfalls nicht ganz auf diese positiven Erfahrungen verzichten müssen, gibt es seit Mitte 2020 einen YouTube-Kanal, auf dem regelmäßig tolle Experimente in Form kleiner Videoklips hochgeladen werden, die man zuhause nachmachen kann.

So hat die Jugendtechnikschule Taubertal aus der Not heraus eine Tugend gemacht und neue Wege beschritten. Sowohl Digitalisierung als auch digitale Kompetenzen der Kursteilnehmer aber auch der Dozenten wurden ein Stück vorangetrieben und das mit „Begeisterung“.

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