DRK-Kreisverband

Haus Reinhardshof ist „Kummerkasten“

Schadenssumme am Pflegezentrum beläuft sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Reinhard Frank als Präsident bestätigt

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drk
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Bei der DRK-Kreisversammlung standen auch Ehrungen auf der Tagesordnung (von links): Präsident Reinhard Frank, Sandra Keller, Carmen Schmitt), Geschäftsführerin Manuela Grau und Kreisbereitschaftsleiterin Manuela Döhner. Nicht anwesend war Doris Strauß. © DRK-Kreisverband

Tauberbischofsheim/Wertheim. Die Kreisversammlung des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim blickte auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Präsident Reinhard Frank zeigte sich stolz auf das Erreichte durch das ehren- und hauptamtliche Team. Gleichzeitig wurde in der Tagung das klare Bekenntnis zum humanitären Völkerrecht abgelegt. Der DRK-Kreisverband Tauberbischofsheim tagte im VS-Kasino in Tauberbischofsheim. Nach der Begrüßung durch Präsident Reinhard Frank dankte Landrat Christoph Schauder auch im Namen aller Hilfsorganisationen und der kommunalen Familie im Verbandsgebiet für gute und enge Zusammenarbeit im Rettungsdienst sowie im Katastrophenschutz. „Wir mussten in den vergangenen Jahren gemeinsam viel wuppen“, erinnerte er unter anderem an die Pandemie und betonte: „Wir stehen fest an Ihrer Seite“.

„Kummerkasten“

In seinem Tätigkeitsbericht blickte Präsident Reinhard Frank angesichts der anstehenden turnusgemäßen Wahlen auf die vergangenen drei Jahre zurück. In dieser herausfordernden Zeit seien große Meilensteine zu verzeichnen. Etwa die im Oktober 2022 eröffnete Kurzzeit- und Tagespflege-Einrichtung „Haus Reinhardshof“ in Wertheim. Diese habe in kurzer Zeit einen hervorragenden Ruf errungen, doch heute sei sie „unser größter Kummerkasten“. Umfassende Baumängel am gesamten Gebäude seien zutage getreten.

Nun müsse die Einrichtung „Gewerk um Gewerk“ erneuert werden. Wegen der Auflassung von Räumlichkeiten der insolventen Rotkreuzklinik nebenan konnte dort im dritten Stock die Pflegeeinrichtung zwar ohne Qualitätsverlust nahtlos weitergeführt werden. „Doch bekanntlich erhält die Klinik eine neue Zukunft als Bürgerspital“, so Reinhard.

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Weil der Platz dann nicht mehr zur Verfügung steht, soll bis zum Ende der Sanierungsarbeiten auf dem Reinhardshof das Wohnstift Hofgarten in Wertheim als Ausweichquartier genutzt werden. Hier gibt es kurzfristig Flächen, da die Pflegeeinrichtung des Diakoniezentrums in einen Neubau umzieht. „Wir hoffen, dass wir das Haus Reinhardshof im Frühjahr 2025 wiedereröffnen können“, so der Präsident.

Die Schadenssumme am Pflegezentrum bezifferte Frank auf bislang rund 2,5 Millionen Euro für Mieten und Versorgungsverträge, Rückbau, Wiederaufbau, Sachverständige und Sonstiges. Weil das Geld größtenteils vorfinanziert werden muss, nahm der Kreisverband entsprechende Bankkredite auf. Diese vom Präsidenten getroffene Eilentscheidung wurde von den Delegierten nun einstimmig bestätigt. Zum Thema Haftung für die Baumängel betonte Präsident Frank, dass „wir alle rechtlichen Möglichkeiten zur Refinanzierung ausschöpfen“.

Ein Highlight 2023 sei die Eröffnung der Rettungswache im September gewesen. Auch diese sei „mit Bedacht“ gegenüber der Rotkreuzklinik gebaut worden. 72 Mitarbeiter seien im Rettungsdienst tätig und der Umsatz sei mit 7,9 Millionen Euro größter und tragfähigster Bereich im Verband.

Bis 31. Dezember 2023 betrug die Gesamtzahl der Einsätze und Hilfegesuche etwa 17 000. Herausfordernd sei der Konkurs der Rot-Kreuz-Klinik gewesen. „Sicherstellen konnten wir die für die Bevölkerung wichtige Notfallversorgung durch eine Vorhalteerweiterung für elf Stunden in der Nacht in Wertheim. Hinzu kam ein weiterer Erprobungsstandort für einen Rettungswagen tagsüber in Lauda, nun Boxberg. Dies zeigt, dass wir professionell und schnell im Rettungsdienst zum Schutz der Bevölkerung reagieren können.“ Wichtig sei, dass die Notfallversorgung nun auch im neuen Bürgerspital implantiert wird.

Stabile Finanzen

Das Land Baden-Württemberg beabsichtige, das Landeskatastrophenschutzgesetz grundlegend zu überarbeiten, erklärte der Präsident. Das DRK sei an Gesprächen zur Novellierung des Gesetzes beteiligt. „Nach wie vor ist die Finanzierung des Bevölkerungsschutzes nicht auskömmlich“, betonte er und vermerkte dankbar, dass der Landkreis die Kreisverbandsarbeit mit 20 000 Euro unterstützt hat. „Gleichwohl blieb ein Defizit, welches wir aus Spenden und Mitgliedsbeiträge ausgleichen mussten“.

Die Finanzen des Verbands seien nach wie vor stabil und solide. Trotz erheblicher Investitionen sei das Betriebsergebnis gesteigert worden. Ebenso gestiegen seien die Mitgliederzahlen auf insgesamt 6565.

Unter Hinweis auf das breite Dienstleistungsangebot des Kreisverbands dankte Frank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Präsidiumsmitgliedern, die „mit Herzblut, Begeisterung und Tüchtigkeit“ bei der Sache seien. Besonders hob er Geschäftsführerin Manuela Grau und Pflege-Bereichsleiterin Nina Fertig hervor, die sich intensiv und professionell bei der Sanierung des Hauses Reinhardshof einbrächten.

Reinhard Frank wies im Zusammenhang mit der Verabschiedung der Genfer Konventionen vor 75 Jahren auf die Grundlagen des humanitären Völkerrechts hin. Deren Verbreitung sei eine Kernaufgabe des Roten Kreuzes, gerade in heutigen Zeiten, in denen durch kriegerische Auseinandersetzungen etwa in der Ukraine, in Gaza oder im Sudan unsägliches Leid herrsche. In all diesen Krisengebieten seien Rotes Kreuz und Roter Halbmond für die Menschen unendlich wichtig.

Bericht der Geschäftsführerin

Für den Rettungsdienst sei das Jahr 2023 ein Jahr der Stärkung der Qualitätsprozesse gewesen, berichtete Geschäftsführerin Manuela Grau. Neben der Neuzertifizierung nach ISO 9001 wurden Ausrüstung und Technologie modernisiert. Zudem sei weiter in die Qualifikation der Mitarbeiter investiert worden.

Im Rahmen der Verbesserung der Hilfsfrist wurde Mitte August ein zusätzlicher RTW in der Feuerwache Lauda positioniert. Zwei Notfallsanitäterinnen schlossen ihre Ausbildung erfolgreich ab. Zum Jahresende zählte der Rettungsdienst insgesamt 15 Auszubildende.

Die Zahl der Einsätze mit Rettungstransportwagen stieg um 12,7 Prozent auf insgesamt 8954. Die Notarzteinsätze blieben mit 2813 auf dem Niveau von 2022. Im Krankentransport kam es zu 5941 Einsätzen.

Die Kurzzeitpflege mit einem Einzugsgebiet von Bad Mergentheim bis Lohr am Main beherbergte im Berichtsjahr 467 Gäste. Auch die Tagespflege erfreue sich eines kontinuierlichen Zuwachses. Die ambulante Pflege absolvierte 2023 insgesamt 26 000 Hausbesuche. Zusätzlich fanden rund 300 Beratungseinsätze statt. Zum 31. Dezember 2023 waren 367 Hausnotrufsysteme und 79 Mobilrufsysteme im Einsatz. Im Essensservice wurden insgesamt 34 900 Menüs ausgeliefert. Der Migrations- und Suchdienst führte insgesamt 1206 Beratungen durch. Komplettiert wurde die Beratungsarbeit durch das Programm „JMD Mental Health Coaches“ sowie dem Projekt „Kulturmittlung und Alltagshilfen für Geflüchtete aus der Ukraine“.

Am Standort Lauda wurde 2023 in den ehemaligen Räumlichkeiten des DRK-Ortsvereins eine Unterbringung, vorrangig für vor dem Ukrainekrieg geflüchteter und alleinreisender Frauen, eingerichtet.

In der Ersten Hilfe, eines der DRK-Hauptaufgabenfelder, konnte die hohe Lehrgangsnachfrage dank 24 ehrenamtlicher Ausbildungskräfte bedient werden. Insgesamt absolvierten 2834 Personen einen Rotkreuzkurs „Erste Hilfe“. Weitere 357 verteilten sich auf gruppenorientierte fachspezifische Angebote. Darüber hinaus wurden 91 Ehrenamtliche für ihre Aufgaben im Kreisverband qualifiziert ausgebildet. Einsatzkräfte-Grundausbildung, Fachdienstausbildungen „Sanitätsdienst“ und psychosoziale Notfallversorgung gehörten dazu. Im Oktober wurden die drei neuen Lehrsäle auf dem Reinhardshof bezogen.

Der Kreisverband wurde im Geschäftsjahr von über 5400 Fördermitgliedern unterstützt, 1165 aktive Mitglieder waren im Auftrag des DRK im Altkreis Tauberbischofsheim tätig. Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter stieg von 190 auf 208 an.

„Gemeinsam können wir stolz auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurückblicken“, rief Grau den Delegierten zu. „Alles, was für das DRK steht, wird getragen und vorangebracht vom Ehrenamt. Wir sind stolz auf unsere Mitglieder, denn nur mit der Hilfe der Ehrenamtlichen, der Fördermitglieder, Jugendrotkreuzler, Freiwilligendienstleistenden und hauptamtlichen Mitarbeitenden können wir unser breites Aufgabenspektrum erfüllen.“

Kreisbereitschaftsleiterin Manuela Döhner berichtete über 1950 Stunden im Sanitäts- und Blutspendedienst, die von den 18 Ortsvereinen geleistet wurden. Die bestehenden 15 Helfer-vor-Ort-Gruppen würden in Kürze von vier weiteren ergänzt. Auch im Namen von Kreisbereitschaftsleiter Marco Genise dankte sie für vielseitige Unterstützung. Den Vortrag des Jugendrotkreuzes erstattete Elisa Scheuerlein, die auf Kreis- und Landesentscheide, Fortbildungen und das Jugendzeltlager zurückblickte. Ganz im Sinne der JRK-Kampagne zu Jugendbeteiligung und Kinderrechten sei das Jugendrotkreuz im Verband „lautstark, selbstbewusst und wirksam.“

Die Jahresrechnung präsentierte Schatzmeister Thomas Englert. Sie wurde ebenso einstimmig genehmigt wie die von Landrat Schauder beantragte Entlastung.

Ehrungen und Wahlen

Geehrt wurden mit der Henry-Dunant-Medaille für langjähriges herausragendes Engagement vom Ortsverein Dertingen Doris Strauß (55 Jahre aktiv) sowie vom Ortsverein Külsheim-Werbach Vorsitzende Sandra Keller (36 Jahre) und Carmen Schmitt (32 Jahre). Für zehnjährige Tätigkeit im Präsidium wurde Präsident Reinhard Frank gewürdigt.

Turnusgemäß wurde der Vorstand neu gewählt. Bestätigt wurden Präsident Reinhard Frank, seine Stellvertreter Wolfgang Vockel, Bernd Hartmannsgruber und Dr. Lukas Braun sowie Justiziar Dr. Bernd Kober, Schatzmeister Thomas Englert, Geschäftsführerin Manuela Grau, Manuela Döhner und Marco Genise (Kreisbereitschaftsleitung), Kreissozialleiterin Herta Wolf und die Beisitzer Roger Henning und Roland Zembsch.

Neu gewählt wurden Kreisverbandsärztin Anja Schäfer und Roland Andre als Beisitzer. drk

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