Asylsuchende

Unterkunft für 66 Geflüchtete in Betrieb

Landrat Christoph Schauder besichtigte die zweite Containeranlage des Kreises in Weikersheim

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Inge Braune
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Landrat Christoph Schauder (links) besichtigte am Tag vor der Erstbelegung die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete mit Sozialdezernentin Elisabeth Krug und Bürgermeister Nick Schuppert. Drei Betten, Spinde, Stühle, Tisch, Kühlschrank und ein Erstausstattungspaket stehen in jedem Zimmer zur Verfügung. © Inge Braune

Einen Tag vor dem Einzug der ersten Geflüchteten in die neue Gemeinschaftsunterkunft wollte sich Landrat Christhoph Schauder selbst ein Bild von der nach Unterwittighausen erst zweiten Wohncontaineranlage im Landkreis machen.

Weikersheim. Gemeinsam mit Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert, Sozialdezernentin Elisabeth Krug, Finanzdezernent Torsten Hauck und zuständigen Amtsleitern ließ sich Christoph Schauder die für 66 Personen geeignete Unterkunft zeigen.

In die insgesamt 22 jeweils gut 16 Quadratmeter großen Dreibett-Zimmer zogen bereits am Donnerstag entsprechend der Zuweisung des Landes die ersten 24 aus Afghanistan, Syrien und der Türkei geflohenen Männer ein.

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Auch die restlichen Plätze dürften sich recht schnell füllen: Landrat Schauder verwies auf den „weiterhin dynamischen Zugang von Asylantragstellern“. Im Vergleich zu den ersten acht Monaten des vergangenen Jahrs seien in Baden-Württemberg die Zugänge um zwei Drittel gestiegen, im Main-Tauber-Kreis haben sie sich bereits bis jetzt mehr als verdoppelt.

Situation „immer schwieriger“

Dringlich sei es also, in guter und verlässlicher Zusammenarbeit mit den 18 Kommunen die Platzkapazitäten auszubauen.

Zwar sei man aktuell noch „einen halben Schritt vor der Lage“ und müsse noch nicht auf Notunterkünfte etwa in Sporthallen ausweichen, aber es werde immer schwieriger, neue Unterkünfte zu schaffen. Bestandsgebäude stünden in den Kommunen nicht mehr zur Verfügung, und selbst Standorte für entsprechende Wohncontainer seien knapp.

In Weikersheim – Schauder dankte dem Bürgermeister, Gemeinderat und Stadtverwaltung ausdrücklich für das gute pragmatische Miteinander, das die schnelle Umsetzung ermöglichte – wurde die Container-Unterkunft mit einer Nutzfläche von insgesamt 735 Quadratmetern auf dem landeseigenen Gelände des örtlichen Straßenmeisterei-Stützpunktes in der Nähe des Stadtkerns realisiert. Damit sind Einkaufsmöglichkeiten ebenso gut erreichbar wie Schulen, Kindergärten, Arztpraxen. Zur nächsten Bushaltestelle sind es nur ein paar Schritte.

Zwei Küchen integriert

Um kulturellen Unterschieden in der neuen Gemeinschaftsunterkunft Rechnung zu tragen, legte der Landkreis bei der Planung Wert darauf, den Geflüchteten weitgehendste Eigenständigkeit zu ermöglichen. So wird die Unterkunft nicht von einer Großküche oder externem Catering versorgt, sondern die Bewohner können ihre Mahlzeiten nach Bedarf in zwei Küchen mit insgesamt sechs mit Sicherheitsabschaltungen versehenen Herden zubereiten. Zudem gibt es in jedem Zimmer einen Kühlschrank. Geräumige Sanitärräume sowie eine mit etlichen Waschmaschinen und Trocknern ausgestattete Waschküche ergänzen die Einrichtung.

Regelmäßig anwesend sein wird ein Hausmeister – und das kleine Büro, in dem Sozialarbeiter von Montag bis Freitag zu festen Zeiten bei Anträgen, der Vorbereitung von Behördengängen und sonstigen Belangen zur Verfügung stehen, ermöglicht auch vertrauliche Gespräche.

Wichtig für die Bewohner dürfte der Gemeinschaftsraum werden, in dem auch der rührige Weikersheimer Helferkreis Asyl seine Angebote vorstellen kann. Derzeit werden in der Weikersheimer Unterkunft noch keine Familien erwartet, doch bei Bedarf könnten dank vorhandener Zwischentüren einige Räume zu kleinen Wohneinheiten gekoppelt werden.

„Ohne Denkverbote“

Schauder nimmt kein Blatt vor den Mund: Die Zuweisungszahlen lägen weit über denen der Asylkrise 2015 und 2016 – doch während damals die Medien breit berichteten, seien die aktuellen Flüchtlingstrecks angesichts des Kriegs in der Ukraine, des Putschs in Afrika und zahlreicher Naturkatastrophen medial kaum präsent. Es gelte, über eine neue deutsche und europäische Asylpolitik nachzudenken – ohne Denkverbote.

So sei die Ausweisung weiterer sicherer Herkunftsländer erforderlich. Auch Europa insgesamt sei gefragt: Wenn das Baden-Württemberg Ende 2022/Anfang 2023 rund 150.000 Flüchtlinge – so viele wie Frankreich insgesamt –aufgenommen habe, dann laufe doch wohl „einiges schief.“

Die Investitionen für die Herrichtung der Stellfläche und die Bereitstellung der Strom- und Wasserversorgung für die auf zunächst für zwei Jahre angemietete Containeranlage belaufen sich auf insgesamt rund 290 000 Euro.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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