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Main-Tauber-Kreis. Die Verschärfung der Zugangsregeln in der Gastronomie bleibt in Bayern aus. Die Bund-Länder-Vereinbarung, 2G-plus in der Gastronomie einzuführen, setzt das Nachbarbundesland damit vorerst nicht um.
Unsere Redaktion befragte den Kreisvorsitzenden des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Main-Tauber zu dieser Tatsache und der schon länger geltenden 2G-plus-Corona-Regel in Baden-Württemberg sowie den aktuellen Entwicklungen in der Branche.
Wie neidisch schauen Sie nach Bayern, dass dort weiterhin keine 2G-plus-Regel in der Gastronomie gilt, obwohl dies in der Bund-Länder-Konferenz vereinbart wurde?
Frank Bundschu: Leider ist das das Ergebnis des Föderalismus in Deutschland. Seit zwei Jahren ist es ein Hin und Her zwischen den angrenzenden Bundesländern. Mal sind die Regeln in Bayern härter, mal in Baden-Württemberg.
Es ist nicht das Problem wer wo was darf, das Problem, das daraus resultiert, ist die Verunsicherung der Menschen und damit der Konsumverzicht, sprich die Verlagerung in die eigenen vier Wände.
Wie steht es aktuell um die Gastronomie und Hotellerie im Main-Tauber-Kreis?
Bundschu: Seit den Einschränkungen Mitte November verzeichnen alle Betriebe deutliche Rückgänge der Gästezahlen und damit des Umsatzes.
Der vergangene Dezember war schlichtweg eine Katastrophe. Wo sonst Menschen das zurückliegende Jahr ausklingen ließen, fanden diesmal Weihnachtsfeiern, Familienfeiern und Geschäftsreisen einfach nicht statt.
Silvesterfeiern durften nur im Rahmen des Restaurantbetriebs durchgeführt werden. Hotelgäste und Reisegruppen haben daher die Weihnachts- und Silvesterreisen storniert.
Der Blick ins neue Jahr ist ebenfalls düster. Die Monate Januar und Februar sind saisonal sehr schwache Monate, sowohl im Hotelbereich, als auch in der Gastronomie. Viele Betriebe nutzen die Zeit für Betriebsferien und haben derzeit sowieso geschlossen.
Was fordern Sie im Namen Ihrer Kollegen von der Politik?
Bundschu: In wenigen Wochen beginnt das dritte Corona-Jahr. Die Politik hat bis heute nicht viel aus dieser Zeit gelernt. Im vierwöchigen Rhythmus werden Verordnungen nachts um 23 Uhr notverkündet und neu gefundene Regelwerke als letzte Weisheit präsentiert.
Inzwischen ist die Zusammenfassung der Verordnung als PDF-Dokument genauso lange wie die Verordnung selbst. Das zeigt deutlich, dass die Regeln zu kompliziert geworden sind.
Zutrittskontrollen, Impf- und Teststatus, Kontaktrückverfolgung und viele weitere Informationen könnten über die Corona-Warn-App digitalisiert werden. Im Land der Dichter und Denker, dem zu Hause von SAP und IBM, schaffen wir es, die ganze Welt zu digitalisieren, aber nicht die Pandemie im eigenen Land.
Im Bereich der finanziellen Unterstützungen fordern wir, die Branche auch künftig nicht zu vergessen. Alle Coronamaßnahmen haben die Hotellerie und Gastronomie in den vergangenen Jahren am massivsten getroffen. Hilfen wurden unbürokratisch versprochen.
Die Abrechnung der ersten Hilfen, der Soforthilfe aus dem März 2020, werden nun abgerechnet. Allerdings alles andere als unbürokratisch, mit nachträglich geändertem Regelwerk, das dazu führt, dass viele Betriebe die Unterstützung zurückbezahlen müssen.
Zusammengefasst fordern wir eine Weiterentwicklung bestehender Regeln anstatt ständig neue Verordnungen zu präsentieren, wir fordern eine Vereinheitlichung auf Bundesebene, wir fordern die Digitalisierung der Kontakte und Zutritte, wir fordern die unbürokratische Abrechnung der Hilfen entsprechend der Versprechen und wir fordern weiter voll entschädigt zu werden, für die faktische Schließung unserer Branche.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Main-Tauber Corona-Regeln in der Gastronomie: Einfach mal Essen gehen