Main-Tauber-Kreis.. „Lasst die Brücke wie sie seit 300 Jahren ist!“, das steht auf einem der Plakate, die direkt am Zugang zur Gamburger Brücke befestigt sind. Die unter Denkmalschutz stehende Brücke wurde 1776 erbaut und soll nun, geht es nach dem Straßenbauamt des Landkreises, aus Sicherheitsgründen ein Geländer bekommen. Dies wurde am Dienstag vergangener Woche von der Landkreisverwaltung bestätigt – was entsprechenden Protest nach sich zog.
Dieses Aufbegehren wurde von der Landkreisverwaltung wahrgenommen: „Wir begrüßen das große bürgerschaftliche Engagement, was das Erscheinungsbild der Tauberbrücke in Gamburg betrifft, und nehmen die Bedenken der Bevölkerung sehr ernst. Wir sind sicher, dass eine Lösung gefunden werden kann, die gleichermaßen dem Denkmalschutz wie auch der rechtlich geforderten Verkehrssicherheit gerecht werden wird. Es wird in dieser Sache keinen Schnellschuss geben“, teilt Pressesprecher Markus Moll mit.
Aktuell habe das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) den vom Straßenbauamt vorgelegten Entwurf für die Gamburger Brücke zur Überarbeitung zurückgegeben.
Reicholzheim vom LAD bestätigt
Anders sieht es in Reicholzheim aus. Wie am Mittwochabend bekannt wurde, habe hier das LAD grünes Licht gegeben. Genau wie die Brücke in Gamburg, so steht auch die Brücke in Reicholzheim, Baujahr 1772, unter Denkmalschutz. Bei der Landkreisverwaltung nachgefragt, wurde bestätigt, dass die Brücke in Reicholzheim recht bald ein Geländer bekommen soll. Das LAD habe den zuletzt vorgelegten Entwurf genehmigt. Wie der Pressesprecher der Landkreisverwaltung, Markus Moll, auf Anfrage mitteilte, sei der Ausführungstermin jedoch noch offen. Zu den dafür veranschlagten Kosten konnte Moll nichts sagen, da noch keine Ausschreibungen vorgenommen wurden.
Diese Brücken im Landkreis bekommen ein Geländer
K 2848 Nassauerbachbrücke Schäftersheim (Kulturdenkmal) – Planung im Entwurfsstadium
K 2852 Aschbachbrücke Rüsselhausen – Ausführungstermin vorgesehen im Sommer
K 2852 Höllwegklingenbrücke Rüsselhausen – Ausführungstermin vorgesehen im Sommer
K 2879 Tauberbrücke Reicholzheim (Kulturdenkmal) – Planung vom Landesdenkmalamt genehmigt – Ausführungstermin offen
K 2881 Tauberbrücke Gamburg (Kulturdenkmal) – in Planung
K 2882 Welzbachbrücke Wenkheim (Kulturdenkmal) – in Planung
Inzwischen regt sich auch in Reicholzheim Widerstand gegen die geplante Maßnahme. So wurde diese Woche direkt am Fuß der Brücke eine Hütte aufgestellt. Im Inneren sind mehrere Leserbriefe und die in den Fränkischen Nachrichten erschienenen Artikel aufgehängt. Auf einem Brett liegen Unterlagen und ein Stift für die Unterschriftensammlung gegen das Vorhaben.
Der Fall Weikersheim-Haagen
Sowohl in Gamburg als auch in Reicholzheim haben die Bürger Sorge, dass man mit ihrem Kulturdenkmal ähnlich verfährt, wie in Weikersheim-Haagen. Die historische Bogenbrücke über den Vorbach musste saniert werden. Durch den Fahrbahnaufbau verringerte sich die Höhe der Seitenmauer. Ein Geländer wurde „aus Gründen der Verkehrssicherheit“ angebracht – und direkt vor der Nepomuk-Statue montiert. Ein durch Normen abgesperrter Nepomuk gehe gar nicht, empfanden die Haagener. Sie ringen seitdem um eine annehmbarere Lösung. Anfang Mai entfernten Unbekannte das Geländer. Jetzt stehen Schrankenbauzäune aus Kunststoff auf der Brücke.
Sechs Brücken im Landkreis sollen ein Geländer bekommen
Am Mittwoch dieser Woche wurde den Fränkischen Nachrichten mitgeteilt, dass der Landkreis beabsichtige, auf insgesamt sechs Brücken ein Geländer zu montieren. Die Bauwerke seien durch einen unabhängigen und vereidigten Sachverständigen geprüft worden. Dieser habe festgestellt, dass die Brücken nicht den Sicherheitsvorschriften entsprechen und deshalb „mit einem verkehrssicheren Geländer ausgestattet werden müssen.
Wie das Landratsamt ebenfalls mitteilte, befinden sich die Planungen für die Brücken in Schäftersheim, Wenkheim und Gamburg noch in einer sehr frühen Phase. Es habe bisher nur eine Vorabstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege gegeben.
Wenn ortsbildprägende historische Brücken ein modernes Geländer bekommen sollen, kann dies den Eindruck durchaus verändern. Mitarbeiter des Tourismusverbands „Liebliches Taubertal“ sehen jedoch vor allem die Notwendigkeit dieser Maßnahmen.
TLT sieht Notwendigkeit
„Der Tourismusverband ’Liebliches Taubertal’ ist überzeugt, dass das Straßenbauamt seine notwendigen Entscheidungen mit Augenmaß und bei denkmalgeschützten Brücken in enger fachlicher Abstimmung mit dem zuständigen Landesamt für Denkmalpflege treffen wird. Selbstverständlich ist es dem Tourismusverband ein Anliegen, dass die Verkehrssicherheit – gerade auch wegen des starken Radtourismus in der Region – in der gesamten Ferienlandschaft gewährleistet und gleichzeitig an geschützten Bauwerken dem Denkmalschutz Rechnung getragen wird. Der Tourismusverband ist fest davon überzeugt, dass die rechtlich erforderlichen Maßnahmen entsprechend umgesetzt werden, und erwartet daher keinerlei negativen Auswirkungen auf den Tourismus“, heißt es in einer Stellungnahme.
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