Wittighausen/Vilchband. Diskussionen und Abwägungen gab es bei der Sitzung des Gemeinderats Wittighausen über die Kosten für archäologische Rettungsgrabungen im geplanten Neubaugebiet „Oberdorf“ in Vilchband.
Im Mai 2022 hatte der Gemeinderat einstimmig den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan „Neubaugebiet Oberdorf“ am Nordostrand des Ortsteils Vilchband gefasst (wir berichteten). Dadurch soll das rund 0,75 Hektar große Areal, das zwischen der Friedhofstraße und der Kreisstraße 2801 (Vilchband - Unterwittighausen) liegt, für den Neubau von neun Einfamilienhäusern erschlossen werden.
Enorme Kosten
Im Gemeinderat notiert
Bürgermeister Marcus Wessels gab bekannt, dass im Gemeindegebiet zwei Projekte durch Fördermittel des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum. Bezuschusst werden mit insgesamt 65 000 Euro jeweils private Vorhaben in Vilchband in der Kategorie „Innenentwicklung / Wohnen“.
Ferner teilte Wessels mit, dass das Landratsamt den Haushaltsplan 2023 der Gemeinde Wittighausen bewilligt hat.
Einhellig genehmigt hat der Rat die Annahme von Spenden durch die Gemeinde im Jahr 2022 in Höhe von insgesamt knapp über 9000 Euro, unter anderem zweckgebunden für die Naturgruppe des Kindergartens, für Unterstützung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, für die Anschaffung von frei zugänglichen Defibrillatoren in allen Ortsteilen und für die Ertüchtigung eines Spielplatzes in Oberwittighausen.
Gemeindemitarbeiter Frank Lurz wurde vom Rat zum stellvertretenden Vorsitzenden des Gutachterausschusses Wittighausen bestellt. Nachdem der bisherige Inhaber dieses Postens Christoph Kastl die Gemeinde Wittighausen zum 31. März verlassen wird, übernimmt Lurz dieses Amt ab 1. April. Vorsitzender bleibt weiterhin Sebastian Henneberger. Zwar hat d Wittighausen mit Wirkung zum 1. April 2021 die Aufgaben der Grundstückswertermittlung dem gemeinsamen Gutachterausschuss „Main-Tauber-Süd“ bei der Stadt Bad Mergentheim übertragen, allerdings werden die bisherigen Gutachter der Gemeinde Wittighausen bis zum Ende der regulären Dienstzeit des Gutachterausschusses der Stadt Bad Mergentheim am 14. Januar 2024 weiterhin funktionsgleich nachbestellt.
Ratsmitglied Herbert Reinhard plädierte dafür, in einer der nächsten Sitzungen darüber zu befinden, ob das Baugebiet „Am Bären“ in Unterwittighausen erweitert werden sollte.
Die nächste Gemeinderatssitzung ist am Dienstag, 4. April, um 19 Uhr im Rathaus in Unterwittighausen. pdw
Allerdings wurde festgestellt, dass sich unter dieser Fläche archäologische Relikte in noch nicht absehbarem Maß und Wert befinden. Von der Gemeinde Wittighausen wurden elf Unternehmen zur Angebotsabgabe für sogenannte Rettungsgrabungen aufgefordert, wobei nur eine belastbare Offerte in Höhe von fast 148 500 Euro exklusive Baggerarbeiten von der Firma ArchaeoBW aus Gerlingen (Landkreis Ludwigsburg) vorliegt.
Die Baggerarbeiten wurden mit etwa 81500 Euro kalkuliert. Das Unternehmen könnte umgehend mit den Arbeiten beginnen und diese noch in diesem Jahr abschließen.
Nach einem Ortstermin mit ArchaeoBW und Dr. Andreas Thiel, Oberkonservator am Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, wurde der Angebotspreis auf knapp 98 500 Euro brutto exklusive Baggerarbeiten (32 500 Euro) reduziert. Grob geschätzt könnten die Baggerarbeiten durch den Bauhof der Gemeinde Wittighausen für die Hälfte des Preises durchgeführt werden.
Demnach würden sich die Kosten für die Rettungsgrabung inklusive Baggerarbeiten auf etwa 20 Euro pro Quadratmeter Bauland belaufen. Zusammen mit den weiteren Kosten für den Erwerb des Rohbaulandes, für Planungen und für die Erschließungsarbeiten müsste mit einem nicht subventionierten Verkaufspreis von 120 Euro je Quadratmeter gerechnet werden.
Als mögliche Alternativen wurde entweder die Aufgabe dieses Vorhabens und die Suche nach einer anderen Fläche für ein Neubaugebiet auf Gemarkung Vilchband oder eine Subvention zum Erreichen des Preisniveaus anderer Neubaugrundstücke im Gemeindegebiet in Erwägung gezogen.
Gegen eine Umlegung der 20 Euro auf den Verkaufspreis sprach sich beispielsweise Herbert Reinhart aus. „Wir haben das Areal als Bauland erworben, es nicht als solches zu nutzen, würde einen hohen finanziellen Wertverlust bedeuten, da es weiterhin nur landwirtschaftlich verwendbar wäre“, gab sein Kollege Harald Ebert zu bedenken. „Wir haben keine wirkliche Alternative, sondern würden mit der Suche nach einem neuen Areal und den erforderlichen Verhandlungen mit den Grundeigentümern viel Zeit verlieren. Die Nachfrage nach Baugrundstücken besteht noch immer“, meinte unter anderem Martin Pruszydlo.
Außerdem gebe es keine Garantie, dass auf anderen Flächen nicht ebenso archäologische Rettungsgrabungen erfolgen müssten. Zusätzlich schlug Pruszydlo vor, als Kompromiss eventuell jeweils einen Teil der Ausgrabungskosten einerseits zu subventionieren und andererseits auf den Verkaufspreis umzulegen.
Nach reiflichen Diskussionen und Abwägungen entschied sich der Gemeinderat einstimmig, an dem geplanten Neubaugebiet „Oberdorf“ festzuhalten und den Auftrag für die Ausgrabungsmaßnahmen zum Angebotspreis von 98 500 Euro an dieses Unternehmen zu vergeben. Die Baggerarbeiten sollen vom gemeindlichen Bauhof übernommen werden, war man sich gleichsam einig.