Dietenhan. Von großem Zuschauerinteresse wurde der Wechsel im Dietenhaner Ortschaftsrat in dessen öffentlicher Sitzung am Montagabend begleitet. Auf Antrag schieden Marco Oberdorf und Christoph Ries aus dem Gremium aus. Als deren Nachfolger wurden Matthias Giese und Klaus Englert vereidigt.
Gerade einmal eine Viertelstunde dauerte im vollbesetzten Bürgerhaus die Sitzung, die durchaus als außergewöhnlich beschrieben werden kann. Eine gewisse Anspannung hatte schon vorher in der Luft gelegen und war auch während der Veranstaltung förmlich zu greifen.
Ohne große Vorworte kam Ortsvorsteher Frank Helm auch direkt zur Sache. Nacheinander trug er die beiden Anträge von Christoph Ries und Marco Oberdorf vor, die gemäß der Gemeindeordnung ihr Ausscheiden aus dem vierköpfigen Ortschaftsrat beantragt hatten. Dieser habe sich schon im Vorfeld intern besprochen: „Der Ortschaftsrat wird kein Veto einlegen und dem Wunsch nachkommen.“
Über das Ausscheiden eines Mitglieds muss der Ortschaftsrat öffentlich abstimmen, wobei auch der jeweilige Antragssteller stimmberechtigt ist. Beide Anträge wurden einstimmig mit vier Stimmen beziehungsweise nach dem Ausscheiden von Christoph Ries mit den drei verbliebenen Stimmen angenommen. Als Dank erhielten Ries und Oberdorf ein kleines Präsent. Die beiden Nachrücker Matthias Giese und Klaus Englert hatten bereits im Vorfeld ihre Zusage signalisiert. Beide bestätigten dies noch einmal offiziell und wurden daraufhin vereidigt.
Wohl auch um einer größeren Diskussion vorzubeugen, führte Helm anschließend noch einmal kurz den Sitzungsanlass aus, ohne jedoch konkret zu werden. „Es ging jetzt alles sehr schnell und sehr technokratisch, aber die Formalia müssen wir erfüllen“, sagte er und begrüßte die Neumitglieder „in nicht ganz einfachen Zeiten“. Er hoffe, „dass wir das gut hinkriegen und dass es einen guten Verlauf nimmt“. Die beiden aus dem Gremium Ausgeschiedenen äußerten sich nicht.
Deutliche Kritik an dem Vorgehen äußerte der ehemalige Ortsvorsteher Andreas Blum. Er sei von der Geschwindigkeit überrascht, wie das „abgehandelt“ wurde. Auch wünsche er sich, dass das Engagement der ausgeschiedenen Ortschaftsräte mehr gewürdigt würde. Er stellte daher den Antrag, dass noch eine würdige Verabschiedung stattfinden solle. Auch wenn er die Hintergründe nicht kenne, sei es „ein ungewöhnliches Vorgehen“, dass sich der Ortschaftsrat halbiert und gleich wieder aufgefüllt hat, meinte Blum. Besonders schade finde er, dass die Bürger auch an diesem Abend keine Begründung dafür erhalten hätten. Es wurde deutlich, dass Blum dabei nicht wenigen der anwesenden Bürger aus dem Herzen sprach.
In seiner Gegenrede verwies Frank Helm noch einmal auf die vielen Hintergrundgespräche, die vorab geführt worden seien: „Das waren Gespräche, die sicherlich auch intern bleiben werden.“ Außenstehenden würden hier die „Inneneinsichten“ fehlen. Insofern verteidigte Helm die Linie des Ortschaftsrats und führte zeitliche Gründe als auch einen seiner Ansicht nach angemessenen Umgang mit Interna an: „Wir machen hier keine Show-Veranstaltung, sondern es war eine sehr zeitgetriebene Veranstaltung. Wir mussten schnell Ergebnisse liefern.“ Dabei gelte es, Regeln und Stil zu wahren. „Es gibt gewisse Situationen, die besondere Maßnahmen erfordern, und ich denke, wir haben es stilvoll abgehandelt“, so Helm.
Aus seiner Sicht hätten sich die zwei Ausgeschiedenen „stilvoll“ und die zwei Hinzugekommen „honorig“ verhalten. Alle hätten sich „am Riemen gerissen“ und er könne nicht akzeptieren, wenn durch Außenstehende nun weiteres Öl ins Feuer gegossen würde. Im Nachgang wolle sich der Ortschaftsrat mit den ausgeschiedenen Mitgliedern aber nochmals unterhalten und sich für die geleistete Arbeit bedanken. An diesem Tag wäre dafür jedoch der „falsche Rahmen“ gewesen. Auch aus dem Publikum wurde darauf hingewiesen, dass bereits vorher öffentlich angekündigt gewesen war, dass sich die Betroffenen zu ihrem Ausscheiden nicht äußern würden.
Und so blieben am Ende der kurzen Sitzung viele Fragen offen. Auch wenn es sich letztlich immer in erster Linie um die persönliche Entscheidung eines Mitglieds handelt, war aus den Zwischentönen nicht weniger Bürger an diesem Abend ein gewisser Unmut über die mangelnde Transparenz deutlich herauszuhören. Mit Spannung darf man daher beobachten, ob in den nächsten Monaten nicht doch noch etwas mehr Licht ins Dunkel kommen wird. Im Mittelpunkt des Interesses sollte aber stehen, wie der neu konstituierte Ortschaftsrat seine Aufgaben angehen wird – zum Wohle der kleinsten Wertheimer Ortschaft und seiner Bürgerinnen und Bürger.
Als einziges Sachthema stand eine Rettungs-App „Hilfe im Wald“ auf der Tagesordnung der Sitzung. Anja Giese stellte ihre Idee vor, dass in Dietenhan eine App eingeführt werden soll, in der sich Waldbesitzer absprechen, um sich bei Verletzungen im Wald möglichst schnell gegenseitig helfen zu können.
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