Wertheim. Der Betriebsausschuss des Eigenbetriebs Wald informierte sich am Donnerstag bei einer Waldbegehung im Dörlesberger Gewann „Schönert“ über verschiedene Aspekte der Waldeinrichtung. Diese wurden im Anschluss in der Sitzung des Gremiums in der Turnhalle Sachsenhausen für die nächste Periode beschlossen.
Als fachkundige Experten waren die Revierförster Frank Teicke und Martin Rösler sowie Daniela Vetter (Höhere Forstbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg) und Marieke Plate, Amtsleiterin Forstamt Main-Tauber-Kreis, bei der Exkursion dabei.
Im Wald ging es unter anderem um den Naturverjüngungsvorrat. Buche, Sträucher und Bergahorn machen hier zusammen 67 Prozent aus, die Hainbuche neun Prozent und die Esche fünf Prozent. Büsche sind für die Waldwirtschaft nicht nutzbar.
Die Ausschussmitglieder erfuhren weiter, dass die Buche angesichts des sich verändernden Klimas nicht mehr passe. Beim Bergahorn bestehe das Problem mit der Rußrindenkrankheit (Pilzerkrankung). Es wirke laut den begleitenden Experten so, als ob diese durch die trockenen Jahre dafür anfälliger werden. Die Eschen seien wegen des Eschentriebsterbens bis auf einzelne Bäume abgestorben.
Alle zahlreich in Naturverjüngung vertretenen Baumarten seien keine Bäume, die man in Reinkultur haben wolle, hieß es. Bei der Eiche gebe es das Problem Rehwildverbiss. Dieser sorge dafür, dass die Bäume eher verbuschen als hochwachsen. Schlimmstenfalls führe er sogar zum Absterben der jungen Bäume. Die Verbissspuren wurden an Pflanzen der Eichennaturverjüngung verdeutlicht.
Intensiv besprochen hat man Schutzmaßnahmen gegen den Verbiss. So verglich man eine eingezäunte Naturverjüngungsfläche mit dem Bereich daneben. Außerhalb des Zauns gab es eine Entmischung der Baumarten, da das Rehwild die Eichen-Jungpflanzen anknabbert. Zäune als Schutz seien aber nicht überall möglich, betonte Teicke.
Er verdeutlichte unter tatkräftiger Mithilfe von Ausschussmitglied Johann Vogeltanz das Einpflanzen eines Bergulmensetzlings mit Anbringung eines Verbissschutzes und einer Scheibe für den Unkrautschutz. Für diesen Einzelschutz nutzt man die von Mitarbeitern des Wertheimer Stadtforsts entwickelte Schutzhülle aus Jute. Laut Teicke könne man so nur zwölf Setzlinge pro Stunde pflanzen. Die Gesamtkosten von Material und Arbeitszeit liege bei acht Euro pro Baum und so hochgerechnet bei 24 000 Euro je Hektar. Teicke: „Bei Einsatz eines Zauns statt des Einzelschutzes sind es nur etwa 50 Prozent dieser Kosten.“
Man versuche, Zäune so oft wie möglich einzusetzen. Das gehe aber nicht immer. Außerdem müsse ein Zaun auch kontrolliert werden, denn undicht nütze er nichts.
Generell wurde betont, Rehe dürften auch fressen. Es müsse aber eine Balance herrschen. Weiter hieß es, dass man bei der Bewirtschaftung des Stadtwalds zum vorbildlichen Handeln verpflichtet sei. Dazu gehöre der Grundsatz, dass sich die Hauptbaumarten ohne Schutz naturverjüngen müssen. Daher sei ein angepasster Wildbestand wichtig. Was die Naturverjüngung nicht schaffe, müsse kostspielig nachgepflanzt werde. Außerdem fehle durch solche Pflanzungen die genetische Vielfalt.
„Ohne Jagd geht es nicht“
Mehrfach wurde bei der Begehung betont, wie wichtig die gute Zusammenarbeit von Flächenbesitzern im Wald und den Jagdpächtern ist. „Ohne Jagd geht es nicht“, waren sich die Fachleute einig. Der Jagd komme immer mehr Bedeutung zu, auch mit Blick auf die durch Verbissschäden entstehenden Kosten. Es gehe nicht allgemein darum, mehr Rehe zu schießen. Es gehe vielmehr um das Ergebnis. Es gebe Schwerpunktflächen, wo der Rehbestand minimiert werden müsse.
Auch auf das Thema „Jagdpachtverträge“ wurde eingegangen. So seien die Partner bei der Vertragsgestaltung frei. Es wurde darauf hingewiesen, dass man vertraglich die Kontrolle von Wildschutzzäunen den Jagdpächtern übertragen könne. Dies sei diesen zuzumuten.
Positiv wurde bei der Exkursion hervorgehoben, dass der Wertheimer Stadtwald wegen seines guten Bodens Potenzial für über 40 Baumarten habe. Laut Teicke kommen weitere dazu.
Nicht begeistert waren die Ausschussmitglieder beim Blick auf eine große Schadfläche, auf der viele großen Küstentannen und Douglasien gefällt werden mussten. Grund war deren Befall durch den westlichen Tannenborkenkäfer.
Wie Revierförster Teicke erklärte, habe man deshalb im Herbst viele der Küstentannen fällen müssen. Auch Douglasien seien vom Käfer befallen gewesen. Letztere sei einmal die „Spardose des Waldes“ gewesen.
Martin Rösner ergänzte, ein jüngerer Baum, der wegen Befall heute gefällt werden muss, bringe um die 150 Euro, rund 40 bis 50 Jahre später, hätte er einen Wert von 1500 Euro. Solch ein Alter und Weiterwuchs würden die Bäume ohne den Befall schaffen. Durch Trockenheit und Schadorganismen habe man viele Ausfälle beim Zuwachspotenzial der Douglasie zu verzeichnen.
Einen Abstecher unternahm man auch zu einem Wildrefugium mit 180 Jahre alten Buchen und Eichentotholz. Diese werden der Natur überlassen.
Teicke verwies abschließend auf die Ameisenhaufen im Gebiet. Das große Vorkommen dieser Tiere sei eine Besonderheit des Dörlesberger Walds. Sie würden die Käfer an den Bäumen fressen. „Vier große Ameisenhaufen je Hektar würden helfen“, sagte er.
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