Eichel. Die zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag fand am Sonntag auf dem Friedhof in Eichel statt. Darin erinnerten die Redner an die Opfer von Krieg und Gewalt. Mitglieder des Fördervereins der Reservistenkameradschaft Wertheim legten an den Denkmälern für die Weltkriegsgefallenen Kränze nieder. Für die musikalische Umrahmung sorgten der Chor „Feelings“ und die Musikschule Wertheim.
Thomas Kraft, Vertreter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, ging auf die in diesem Jahr genau hundertjährige Geschichte des staatlichen Gedenktages und die seitdem immer wieder aufkommende Diskussion über dessen Sinnhaftigkeit an. Diese sei besonders seit dem „Überfall von Putins Russland auf die Ukraine“ im Februar dieses Jahres jedoch wieder verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Alles habe sich seitdem geändert und sei in Frage gestellt: „Plötzlich ist der Krieg wieder ganz nah“, stellte Kraft fest. Er appellierte, mit Kriegsopfern zu reden und Mitgefühl zu zeigen.
Auf den Sinn des Gedenkens und die Hoffnung auf Frieden ging auch Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez ein. Er thematisierte den Ukraine-Krieg und die damit durch den Bundespräsident und den Bundeskanzler verwendeten Begriffe „Epochenbruch“ und „Zeitenwende“ ein. In Bezug auf ein Gedicht von Janina Bodendörfer mit dem Titel „Ein Gedicht über den Krieg schreiben, wenn man nur den Frieden kennt“ schilderte der OB auch die Sichtweise der jüngeren Generationen. Gerade für sie sei die Welt seit dem 24. Februar ein „großer Schock“. Heute lebten in Wertheim einige hundert Menschen, die Krieg ganz aktuell aus eigener Erfahrung kennen. „Zu wissen, dass auch heute wieder Menschen zu uns kommen, die einen Krieg unmittelbar erlebt haben – das muss uns doch alle verändern“, sagte Herrera Torrez.
Neben dem Ukraine-Krieg gebe es aber auch noch viele weitere Kriege auf der Welt. Auch in Deutschland müsse man Antisemitismus und Rassismus die Stirn bieten. Allerdings gebe es auch immer wieder Hoffnungsschimmer wie jüngst beim Waffenstillstand in Äthiopien. Selbst in den brutalsten Auseinandersetzungen habe die Diplomatie eine Chance. Er hoffe, dass dies auch bald für den Krieg in der Ukraine gelte. Anschließend sprach der OB das Totengedenken der Opfer von Gewalt und Krieg aller Völker. Die Hoffnung auf Versöhnung und Verantwortung für den Frieden müsste die Gesellschaft vereinen.
Pfarrer Uwe Sulger erinnerte in Bezug auf den Paulusbrief an die Aufgaben von Christen, in aller Welt für Frieden und Verständigung einzutreten. Er gedachte auch derjenigen Menschen, die aufgrund anderer Haltungen oder Aussehens Opfer von Ausgrenzung und Bedrohung werden. Die Spirale der Gewalt müsse beendet werden. Nach dem Lied „Der gute Kamerad“, dem Vortrag von Zitaten durch drei Jugendliche und dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne appellierte Thomas Kraft abschließend: „Reden Sie mit Zeitzeugen früherer Kriege – es werden immer weniger. Zeigen Sie Mitgefühl mit den Augenzeugen der heutigen Kriege – es werden leider immer mehr.“
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