Wertheim. Der Öffentlichkeit wurde die Wertheim Card zum ersten Mal im Herbst 2011 vorgestellt. Sie löste die vorher bereits im Umlauf befindlichen Papiergutscheine ab. Letztere konnten in beliebiger Summe ausgestellt werden.
Georg Stemmler war nicht nur Vorstandsmitglied bei der Volksbank, sondern auch Mitglied in der Stadtmarketing Wertheim GmbH. Als solcher erkannte er, dass die Gutscheine zwar ein prima Instrument der Kundenbindung sind, vor allem aber, dass die Papierscheine nicht mehr zeitgemäß waren.
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Unter seiner Regie entstand die heute beliebte Wertheim Card: eine Portemonnaie taugliche Plastikkarte mit einem festen Wert von zehn Euro.
Seither wurden insgesamt 40 000 Stück von diesen Karten mit einem Gesamtwert von 400 000 Euro verkauft. Spitzenreiterjahr ist übrigens 2021, in dem bisher 8000 Karten gekauft wurden.
Lokalhelden und Optimist
Der Vorsitzende der Stadtmarketing Wertheim GmbH, Bernd Maack und Beisitzer und Innenstadtmanager Christian Schlager sind sich jedoch sicher, dass dieser zahlenmäßig sichtbare Trend auch in den kommenden Jahren anhalten werde. Einen Teil dazu trägt inzwischen auch die Gestaltung der Karte bei. So zieren seit 2018 einige ’Lokalhelden’ und die Wertheimer „Kühlerfigur“ der Optimist den Gutschein.
Die komplette Abrechnung der Wertheim Card liegt in Cornelia Schmidt-Väths Händen. Nach nur einem Blick in ihre Statistik kann sie mit allen wissenswerten Zahlen aufwarten.
Nahmen bei Einführung der Wertheim Card vor zehn Jahren 100 Geschäfte den Gutschein als Zahlungsmittel entgegen, sind es heute nur noch 80. Bernd Maack begründet das mit dem Strukturwandel im Einzelhandel. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir einen eindeutigen Rückgang im Einzelhandel in der Stadt zu verzeichnen“, sagt er. Als Beispiel führt er die Leerstände in der Brückengasse an. Schlager ergänzt: „Von den 30 Plakatmotiven der Aktion ’Lokalhelden’ gibt es mindestens drei schon nicht mehr.“Umso größer sei der wachsende Verkauf der Karte zu werten. Zum Vergleich: Im ersten Jahr wurden lediglich 4000 Stück verkauft.
In den zehn Jahren wurden von den 400 000 Euro bis jetzt 270 000 Euro umgesetzt, also Waren dafür erworben. Das nicht eingelöste Guthaben ist laut Maack sichergestellt, für Karten, die noch zur Einlösung kommen. Er rechnet jedoch damit, dass langfristig etwa zehn Prozent der Gutscheine nicht eingelöst werden. Diese zehn Prozent werden für das Begleichen der Kosten verwendet, die durch die Gestaltung der Karten und deren Herstellung entstehen. Die Wertheim Card hat übrigens keine befristete Gültigkeit.
Die höchste Einlösequote mit insgesamt 48 000 Euro wurde in diesem Jahr verzeichnet. Aus der Statistik geht auch hervor, dass es besonders beliebte Einzelhändler gibt, die recht viel der Gutscheine umsetzen. Als Beispiel nannte Maack Schäfers Apotheke, Parfümerie Akzente, Rewe, QuoVadis und diverse Modegeschäfte, wie Heidis Wäschelädchen.
Anreiz funktioniert
Der Anreiz über die Karte in Wertheim einzukaufen funktioniere, da sind sich Maack und Schmidt-Väth einig. Umso größer ist deren Unverständnis darüber, dass sich einige Geschäfte nicht daran beteiligen und die Gutscheine nicht akzeptieren. „Das ist aus meiner Sicht sehr ungeschickt, denn sie lassen Umsatz liegen und haben am Ende mit demjenigen, der die Wertheim Card dort nicht einlösen kann, einen unzufriedenen Kunden“, sagt Maack. Seiner Erfahrung nach gehen die Kartenbesitzer trotz des beigelegten langen Verzeichnisses davon aus, dass der Gutschein überall einlösbar sei, auch beim Metzger oder im Restaurant. „Der Vernunft folgend müssten wir eigentlich eine Teilnahme von 100 Prozent haben“, meint Schlager. Auch für ihn gibt es keinen Grund, der dem Mitmachen entgegenstehen würde. Und Geschäftsinhaberin Cornelia Schmidt-Väth ergänzt, dass man sich in heutiger Zeit keinen verärgerten Kunden mehr leisten könne.
Berücksichtigt in der Aufschlüsselung sind auch die Wertheim Cards für Firmen. Sie wurden im vergangenen Jahr zum ersten Mal eingeführt. Mehrere renommierte Wertheimer Unternehmen erwarben 2020 für über 20 000 Euro für ihre Mitarbeiter als Dankeschön diese Gutscheine.
Unternehmen gewinnen
Nach grobem Überschlagen kommt Maack bereits jetzt schon für das Jahr 2021 auf beinah die doppelte Summe. „Wenn ich auf die Anzahl der Wertheimer Firmen schaue, sehe ich noch ein großes Potenzial – auch jenseits von Weihnachten“, meint Schlager. Er spielt damit auf die steuerfreie Zuwendung an. In Zukunft wollen die Mitglieder der Stadtmarketinggesellschaft in diesem Bereich ihre Anstrengungen vergrößern und noch mehr Unternehmen gewinnen. Kleines „Schmankerl“ für die Firmen: ab einer bestimmten Stückzahl kann man diese Karte mit dem eigenen Design und Firmenlogo versehen lassen.
Wie Cornelia Schmidt-Väth erwähnt, hat beispielsweise das Unternehmen Zippe die Wertheim-Firmen-Card für seine Mitarbeiter mit Firmenlogo und dem Optimisten ausgestattet.
Zukunftspläne
„Die Wertheim Card ist eine Erfolgsgeschichte, denn jeder Euro, der darüber umgesetzt wird, kommt dem Einzelhandel in der Stadt zugute und fließt nicht über digitale Kanäle ab“, zieht Bernd Maack Bilanz. „Außerdem ist es ein wirklich guter Geschenkartikel für jemanden, der kein Bargeld verschenken möchte“, ergänzt Cornelia Schmidt-Väth.
Zukunftspläne in Bezug auf die Wertheim Card gibt es übrigens auch schon. So denkt man über eine digitale Lösung nach, die jederzeit aufgeladen werden kann.
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