Wertheim. Die Mediclin AG wird im Gebäude des Wertheimer Krankenhauses künftig eine Klinik für die neurologische Rehabilitation betreiben. Thomas Piefke, Vorstandsmitglied des Offenburger Unternehmens, erläutert im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten die Vorteile, von denen auch die Bevölkerung in Wertheim und Umgebung profitieren wird.
Im Gegensatz zu einem Akutversorger kümmert sich Mediclin darum, die Lebenssituation von Patienten, die beispielsweise einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben, zu verbessern. Dazu gehören stationäre, aber auch ambulante Therapiebehandlungen. Beim Schlaganfall, der klassischen neurologischen Erkrankung, werden die hiesigen Patienten besonders von der Zusammenarbeit mit dem künftigen Bürgerspital profitieren.
Üblicherweise werden Menschen mit einem Schlaganfall vom Rettungsdienst in die Stroke-Unit gebracht, die es künftig im Bürgerspital wieder geben wird. Hier findet, wie Piefke erläutert, mit der erforderlichen Ausrüstung wie etwa der Computer-Tomographie, die Erstdiagnose statt. Mit dem Bürgerspital werde es noch weitere Gespräche geben, inwieweit man die Kooperation vertiefen kann, damit schon während des Aufenthalts im Akutkrankenhaus therapeutische Maßnahmen integriert werden. Mediclin sei dazu in der Lage, weil das Unternehmen eine sehr große Zahl von Therapeuten beschäftige.
Zusammenarbeit mit der Stroke-Unit
In der Stroke-Unit komme bei einem Schlaganfall zunächst das Lyse-Verfahren zum Einsatz, bei dem die Akutmediziner mit geeigneten Medikamenten hoch dosiert den verursachenden Pfropfen im Blutgefäß bestenfalls auflösen. Damit werden die Versorgung des Gehirns und der Nervenzellen wieder gewährleistet. Die beeinträchtigten Körperfunktionen könnten sich dadurch sehr schnell
zurückbilden. In manchen Fällen blieben kleine Reste zurück.
Üblicherweise folgt nach dem Aufenthalt in der Akutklinik die weitere Behandlung in der neurologischen Rehabilitation, wie sie Mediclin in Wertheim künftig anbietet. Statt in einer der weiter entfernten Kliniken, etwa in Würzburg oder Bad Kissingen, werde diese künftig wohnortnah in der Main-Tauber-Stadt möglich sein. Der Schlaganfallpatient könne also von der Notaufnahme bis zur Reha in Wertheim versorgt werden, erklärt Thomas Piefke.
Zusätzlich bestehe auch die Möglichkeit, ambulante Angebote zu nutzen, wenn man beispielsweise unter einer chronischen neurologischen Erkrankung leide. Patienten hätten den gesetzlichen Anspruch, in Absprache mit dem Hausarzt alle drei bis vier Jahre eine Reha zu absolvieren. Zum Einsatz kommen etwa Physio- und Logotherapien. „Patienten, die im Rollstuhl oder bettlägerig eingeliefert worden sind, sollen nach der Reha wieder selbstständig im eigenen häuslichen Umfeld bewegen und den Alltag gestalten können. Bei der Therapie arbeite aber man nicht nur an den Symptomen, sondern auch an den Ursachen.
In der Reha-Klinik werden bis zu 100 neue Arbeitsplätze entstehen, erklärt Thomas Piefke. Der Großteil davon seien Therapeuten, gefolgt von Pflegekräften und Ärzten. Weitere Stellen gibt es im Verwaltungs- und Servicebereich sowie der Küche. Mediclin wird wie berichte auch den Betrieb der Cafeteria übernehmen.
Klinikbetrieb wird nach und nach hochgefahren
Die Rekrutierung des Personals sei anfangs gut angelaufen, so Piefke. „Wir hatten einen sehr guten Zuspruch.“ Zwischenzeitlich sei die Zahl der Bewerbungen geringer gewesen, was Piefke auf die bis zuletzt bestehende Unsicherheit zurückführt. Mit der Unterzeichnung der Miet- und Überlassungsverträge am Montag habe man aber ein starkes Signal gesetzt. Es herrsche mehr Sicherheit.
Piefke geht davon aus, dass es nicht allzu schwierig sei, das notwenige Personal für den Vollbetrieb zu gewinnen. Der Vorteil einer Reha-Klinik sei, dass die medizinischen Fachkräfte sehr viel mehr Zeit für den Patienten haben. In herkömmlichen Krankenhäusern sei der Betrieb enorm durchgetaktet, weil dies das bestehende Gesundheitssystem erfordere.
„Bei uns sind die Mitarbeiter viel näher am Patienten, haben bestenfalls mehre Stunden am Tag mit ihm zu tun“, so Piefke. Die Patienten müssten genau beobachtet werden. Fortschritte seien exakt zu dokumentieren. „Auch Assistenzärzte können bei uns sehr viel lernen“, erläutert er. Insofern biete man dem Fachpersonal eine attraktive berufliche Perspektive.
Der Betrieb werde im Januar starten. Der Aufbau der Bettenbelegung erfolge schrittweise. Aus dem Nichts die volle Bettenanzahl zu schaffen, sei nicht möglich. „Wir haben einen Stufenplan und sind sehr zuversichtlich, dass wir ihn einhalten können“, so Piefke.
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