Wertheim. Silvester auf einem Kreuzfahrtschiff feiern – ein wunderschöner Traum, den sich über 3000 Personen mit einer Fahrt auf der Aida Nova erfüllten. Doch aus dem Traum wurde ein Alptraum, denn an Bord brach Corona aus – und dies, obwohl alle Passagiere und die Crew geimpft und getestet waren. Statt Party auf Deck hieß es für die Gäste nun Quarantäne in der Kajüte – kein schöner Gedanke.
In Wertheim legen in normalen Jahren bis zu 600 Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 180 Passagieren pro Schiff an. Grund genug, einmal nachzufragen, wie sich die Pandemie-Situation auf den Flusskreuzfahrten bislang gestaltet.
„Mir ist wirklich kein großer Ausbruch auf einem Flusskreuzfahrtschiff bekannt“, sagt Christiane Förster. Sie ist die Geschäftsführerin der Tourismus Wertheim GmbH und hat das Geschehen fest im Blick. Denn die Anlandungen von Kreuzfahrtschiffen sorgen auch in Wertheim für das Füllen der Kassen. So werden beispielsweise Liegegebühren fällig oder Kosten für die Stadtführungen. Zusätzlich bilden die Passagiere ein Wirtschaftsfaktor für den Einzelhandel und die Gastronomie. Försters Aussage nach sind bislang auch alle Kreuzfahrtschiffe, die in Wertheim vor Anker gingen, vom großen Virusbefall verschont geblieben. „Ehrlich gesagt wundert mich das nicht“, sagt die Geschäftsführerin und beschreibt die ausgeklügelten Hygienekonzepte an Bord der Flusskreuzfahrtschiffe. Als im Jahr 2020 nach dem ersten Lockdown die Schiffe endlich wieder anlegten, haben Förster und ihr Team sich selbst von den ergriffenen Maßnahmen überzeugen können. Und die gehen weit über das Maske-Tragen und Abstand-Halten hinaus. So gilt für alle Passagiere und Crewmitglieder schon sehr lange die 2G-Plus-Regel. Um Sicherheit zu gewähren, geht die Crew vorher in der Regel in Quarantäne. Jeder der von Bord geht, wird getestet, jeder der an Bord kommt, wird getestet.
Immer informiert sein
Mit Einbahnstraßensystem
An Bord sind, je nach Pandemielage, alle öffentlichen Bereiche abgesperrt – sind also nicht zugänglich, wie beispielsweise der Bar-Bereich. Damit es keine Begegnungen gibt, wurde ein Einbahnstraßensystem errichtet. Statt von 11 bis 15 Uhr Mittag essen zu können, müssen sich die Passagiere an feste Essenszeiten halten. Auch Broschüren oder Ähnliches suchen die Reisenden vergebens.
Die größte Veränderung gibt es jedoch bei der Anzahl der Passagiere auf den Schiffen. Sie wurde mit Beginn der Pandemie drastisch reduziert. „Teilweise war es deutlich weniger als ein Drittel der üblichen Zahl“, sagt Förster. Inzwischen, wenn es die Pandemielage zulässt, sei man bei etwa der Hälfte der üblichen Anzahl. Auf ein Flusskreuzfahrtschiff mit einer Länge von 110 Metern können sich bis zu 160 Passagiere erholen. Ein 135 Meter langes Schiff kann bis 180 Gäste beherbergen. Die „Nicko Vision“ fasst sogar bis zu 220 Passagiere und gehört damit zu den größten Schiffen, die in Wertheim vor Anker gehen.
„Die Reedereien und Betreiber haben sich wirklich sehr viele Gedanken über ein Konzept gemacht, das funktioniert“, lobt Förster die strikten Regeln an Bord, die bisher immer deutlich über der Norm an Land lagen.
Die Tourismusexpertin geht davon aus, dass an dem Konzept auch in diesem Jahr festgehalten werde. „Im Gegenteil, da die Omikron-Variante noch infektiöser ist, kann ich mir vorstellen, dass die Vorschriften auf den Schiffen noch einmal genau unter die Lupe genommen werden und eventuell auch verschärft werden.“ Beim Blick in die Bilanz hofft sie aber, dass sich der deutliche Rückgang der Anlandungen der letzten beiden Jahre 2022 nicht wiederholt.
Die Bilanz bisher
So waren für 2020, dem ersten Corona-Jahr, 547 Schiffe angemeldet, die in Wertheim Station machen wollten. Trotz Ausbruch der Pandemie und Lockdown kamen immerhin noch 93 Schiffe, im Schnitt mit 20 oder 30, maximal 70 Passagieren an Bord.
Die Bilanz für 2021 weist ursprüngliche 400 Anmeldungen aus. 193 Schiffe kamen dann tatsächlich.
Für 2022 haben die Reedereien bis jetzt insgesamt 429 Schiffsanlandungen angemeldet.
Trotz der aggressiven Omikron-Variante wurde noch nichts storniert. „Die Reedereien melden den Bedarf an Liegeplätzen immer sehr früh an. Die Stornierungen dagegen erfolgen oft sehr kurzfristig“, erklärt Förster die Zahlen, welche die Geschäftsführerin bislang hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lassen. Trotzdem geht sie davon aus, dass diese Zahl am Ende des Jahres wohl nicht erreicht sein wird.
Mit der „Viva Tiara“ soll am 8. März das erste Flusskreuzfahrtschiff in diesem Jahr in Wertheim halt machen.
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