Gemeinwohl - Wertheimer Feuerwehr musste auch 2021 mit Herausforderungen zurechtkommen / Mitgliederverluste in der Jugendwehr zu verzeichnen

Wertheimer Feuerwehr: „Einsatzbereitschaft war nie gefährdet”

Trotz Pandemie immer voll im Einsatz – das verlangte von den Mitgliedern der Feuerwehr enorme Einsatzbereitschaft. Stadtbrandmeister Torsten Schmidt berichtet darüber.

Von 
Heike Barowski
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Die Ausstattung der Wertheimer Feuerwehr mit Geräten für den Digitalfunk steht für dieses Jahr auf der Agenda. Drei neue Fahrzeuge für verschiedene Abteilungen sollen ebenfalls angeschafft werden. © Heike Barowski

Wertheim. „Wir kamen mit unseren ’Geschichten’ einfach nicht voran“, lautet der knackige Rückblick des Wertheimer Stadtbrandmeisters Torsten Schmidt auf das Jahr 2021. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten erklärt er noch einmal die Besonderheit, der sich die Feuerwehr mit all ihren Abteilungen in den Ortschaften stellen musste. So wurden die Mitglieder in mehrere Einsatzgruppen eingeteilt, die unabhängig voneinander agieren mussten, damit im Fall einer Infektion nicht zu viele Feuerwehrleute angesteckt werden können. Die Verschärfung aller Desinfektionsmaßnahmen war vor allem eine zeitliche Herausforderung vor und nach einem Einsatz.

Ein emotionaler Einsatz war die Befreiung von zwei Jagdhunden aus dem unter-irdischen Kanalsystem. © FFW Wertheim

Der Ausfall aller Übungsstunden oder die Durchführung in ganz kleinen Teams war eine weitere Hürde. „Von daher hat Corona unsere Arbeit auf das Wesentliche dezimiert“, sagt Schmidt. Und er setzt fort: „Man muss sich aus diesem Grund dann tatsächlich die Frage stellen, wie gefährlich der Virus ist und wie gefährlich ist im Vergleich dazu das Ungeübtsein der Helfer?“ Man schicke Menschen ins Feuer oder habe Einsatzsituationen, die schon für einen geübten Feuerwehrmann schwierig sind. Diese Situation muss dann von einem Mitglied gemeistert werden, dass seit fast einem Jahr keine Übung mehr absolviert habe, gibt Schmidt zu bedenken. „Eine Fußballmannschaft, die nicht trainiert, geht nicht aufs Feld – aber von der Feuerwehr wird es erwartet“, sagt er. Dieser Umstand hat Schmidt einige schlaflose Nächte beschert. Zwar sei man die Einschränkungen seit dem Jahr 2020 schon gewöhnt. Es sei trotzdem noch einmal eine Herausforderung gewesen.

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Eine Feuerwehr lebe nicht nur von Übungen und Einsätzen, sondern auch von der Kameradschaft und dem Austausch, der vor allem nach Einsätzen und Übungen stattfindet. Das Engagement von 511 Mitgliedern der Wehr in 13 Einsatzabteilungen hoch zu halten, in Zeiten ohne Begegnung, ohne Weiterbildung und ohne gemeinsame Freizeit, sei schwierig, und online stattfindende Weiterbildungen nur ein magerer Ersatz.

Ein weiteres Problem war die völlig zum Erliegen gekommene Jugendarbeit. „Hier verzeichnen wir in Folge massive Einbußen – sind aktuell aber gerade am Wirken, um die jungen Mitglieder wieder zu aktivieren“ Schmidt gibt sich hoffnungsvoll. Erste Präsenzübungen sollen dieser Tage starten und könnten für einen Motivationsschub sorgen. Das veränderte Freizeitverhalten von ehemals sehr aktiven Mitgliedern in den Vereinen bezeichnet Schmidt als Longcovid-Schaden in der Gesellschaft. Die jungen Menschen wieder zu motivieren sei schwer.

Bei den Erwachsenen dagegen seien keine Austritte zu verzeichnen. „Ob sie allerdings alle in Präsenz wieder aktiv dabei sind, das wird man dann sehen“, so das Feuerwehroberhaupt. Was die Einsatzfähigkeit der Wehr betrifft, kann Schmidt die Menschen jedoch beruhigen. „Es gab zu keiner Zeit Einbußen.“ Allerdings muss in Zukunft auf eine Abteilung verzichtet werden. So wurde die Wehr in Lindelbach im vergangenen Jahr wegen zu geringer Mitgliederzahl der Wehr in Urphar angegliedert.

Drei neue Fahrzeuge

Mit der Hoffnung auf einen „coronafreien Dienst und geordneten Übungsbetrieb“ startet Schmidt den Ausblick auf aktuelle Jahr. Die Anschaffung von drei neuen Fahrzeugen steht auf der Agenda. Die Abteilung in Höhefeld wird voraussichtlich als erste beliefert. Der für die Wehr erarbeitete Entwicklungsplan ist in der Endphase. Mitte des Jahres sollen erste Ergebnisse auf einer Gemeinderatssitzung vorgestellt werden.

Die Umstellung auf den Digitalfunk fand für die Abteilungen in Wertheim und Bettingen bereits im vergangenen Jahr statt und soll in diesem Jahr auf sämtliche Abteilungen ausgeweitet werden. Ausgerüstet werden alle Fahrzeuge und Feststationen sowie einzelne Führungskräfte.

Über die finanzielle Situation der Wehr sagt Torsten Schmidt nur knapp: „Aktuell kann ich mich nicht beklagen.“ Die Ausstattung der Wehr erfolgt über die Gemeinde. Seit zwei Jahren ist der neue Stadtbrandmeister nun im Amt – ein Start, der es durch die Pandemie in sich hatte. „Ich bin mit meinen Zielen, die ich mir gesteckt habe, zwar vorangekommen, aber nicht so weit, wie ich es mir vorgestellt hatte“, sagt Torsten Schmidt, der einen Fünfjahresplan erarbeitet hatte.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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