Wertheim. Unter dem Motto „Wertheim zeigt Gesicht! Für Demokratie gegen Rechtsextremismus“ machten am Samstag Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung mehr als deutlich. Die Gegendemo im Mainvorland zeigte sehr anschaulich, wie sich das demokratische Lager gegen die „Blaue Welle“ positioniert.
Nach Angaben der Polizei beteiligten sich etwa 550 Menschen am Protestmarsch gegen eine Veranstaltung des als gesichert rechtsextremistisch eingestuften eingestufte Magazins „Compact“ auf dem Wertheimer Marktplatz. Dort lauschten die „Volksfest“-Teilnehmer den Ausführungen verschiedener Redner und Musikbeiträgen (siehe weiteren Bericht). Musik war auf dem Mainvorland nicht notwendig, denn die Menschen dort kamen lieber miteinander ins Gespräch.
Die Organisatoren um Dekanin Wiebke Klomp und Kreisrat Thomas Kraft hatten einfach zahlreiche Bierzeltgarnituren aufstellen lassen und zur ersten „Wertheimer Kaffeetafel“ eingeladen. Kaffee und Kuchen wurde von den vielen beteiligten Gruppen zur Verfügung gestellt, die Diakonie backte sogar frische Waffeln.
„Wertheim ist ja mittlerweile Demos gewohnt, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, zeigte sich eine ältere Dame überrascht von der regen Teilnahme der Bevölkerung. Die kam überwiegend aus Wertheim und den Ortsteilen, aber auch aus Würzburg, Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen oder Bad Mergentheim waren Teilnehmende dabei. Es war eben ein „bunter Haufen“, der sich da formierte, um deutlich zu machen, dass man dem „rechten Mob“ keine Basis bieten will, wie es beispielsweise die Organisation „Omas gegen rechts“ formulierte.
Friedliches Miteinander
Alles lief friedlich und gesittet ab, die in großem Maße anwesende Polizei hatte keine Arbeit mit den Demonstranten am Mainvorland. Darunter befanden sich viele Stadträte und auch Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez war mitten unter den Demonstrierenden. Er bestätigte, dass ihn die Anzahl der friedlichen Demonstranten nicht überrascht habe. Schließlich sei Wertheim eine bunte Stadt, die sich gegen den aufkommenden Rechtsextremismus bisher erfolgreich gewehrt habe und dies auch in Zukunft tun werde.
Dekanin Klomp lief die ganze Zeit mit einer Kaffeetasse von Tisch zu Tisch und unterhielt sich mit den Menschen, die nur darauf warteten, dass das Startsignal zur Aufstellung für den Demonstrationszug über die Veitsgasse, Rathausstraße und Mühlenstraße bis zum Rathausinnenhof erklang. Hier sollte die Abschlusskundgebung stattfinden. Eine Streckenführung über die Rechte Tauberstraße hatte die Polizei abgelehnt, da man zu viele Schlupflöcher für Menschen auf dem Gang zum Marktplatz befürchtete. Mit massiver Präsenz, allerdings sehr deeskalierend, waren die Polizisten angerückt, auch eine Reiterstaffel war dabei. Nur am Engelsbrunnen war der einzige Punkt, wo die Demonstranten einen kleinen Blick auf den Marktplatz erhaschen konnten. Hier erklangen dann die Parolen wie „Nazis raus“ und Ähnliches.
Es blieb beim friedlichen Protest, der durch die ständig läutenden Glocken der Stiftskirche unterstützt wurde, eine bewährte Aktion nicht erst seit den Don-Camillo-und-Peppone-Filmen der 1960er oder der Initiative des damaligen Pfarrers und späteren Würzburger Weihbischofs Ulrich Boom in Miltenberg in den 1980er, als die Republikaner aufmarschierten.
Deutliche Worte
Dekanin Klomp und Thomas Kraft mahnten dann allerdings zum Aufbruch, um die Abschlusskundgebung nicht allzu sehr zu verzögern. Bei dieser fanden alle Redner nochmals deutliche Worte gefunden, dass man sich vom „rechten Gesindel“ nicht einschüchtern lasse und weiter für die Demokratie kämpfen werde. Wertheim solle ein Zeichen in die Republik setzen, dass der friedliche Widerstand gegen die aufkommende Rechtsradikalität gelingen könne, wenn man zusammenhalte. Allein die Anzahl der Demonstrierenden mache Mut für die Zukunft, zeigte sich Kraft überzeugt, dass man schließlich gegen die „Rechten Gedanken“ gewinnen werde.
Unterstützer der Demonstration gegen Rechts waren unter anderem die kirchlichen Organisationen in der Stadt, das Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber, die Bürgerliste Wertheim, der DGB, die Diakonie, mehrere Parteien, der Frauenverein, Amnesty International oder auch der Bund Naturschutz und das Klimanetzwerk Main-Tauber-Kreis.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-wertheim-zeigt-gesicht-gegen-rechtsextremismus-_arid,2207734.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html
[3] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html