Wertheim. Klingende Glocken, Engel mit goldenem Haar oder ein Familienporträt mit Weihnachtsmann-Mützen: In den kommenden Wochen werden zahlreiche Weihnachtskarten verschickt. Gerade in Zeiten, in denen ein Textchen mit Bild schnell verschickt ist, hat eine Postkarte etwas Verbindliches. An einer Pinnwand aufbewahrt, bleibt die Erinnerung haften.
Diesen Effekt wollen die Teilnehmerinnen des vom Frauenverein initiierten politischen Frauenstammtischs nun im Kampf um den Fortbestand der Wertheimer Rotkreuzklinik nutzen. „Wir haben überlegt, was wir beitragen können. Wie wir uns äußern möchten: ein Leserbrief oder ein Brief an die Verantwortungsträger?“, schildert die Vorsitzende des Frauenvereins, Heide Fahrenkrog-Keller, die Überlegungen.
Briefmarathon ist Vorbild
Das ehrenamtliche Engagement zweier Frauen des Stammtischs brachte dann die zündende Idee: In Anlehnung an den Briefmarathon der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, bei dem jedes Jahr im Dezember hunderttausende Menschen Regierungen mit Briefen auffordern, politische Gefangene freizulassen und Unrecht zu beenden, entstand die Idee, Postkarten an politische Entscheidungsträger zu versenden.
Denn: Warum sollte, das, was bei einigen Diktatoren dieser Welt funktioniert, nicht auch bei deutschen Politikern funktionieren? „Die Postkarten sollen sichtbar machen, wie wichtig das Krankenhaus für Wertheim ist“, beschreibt Heide Fahrenkrog-Keller die Intension. Je mehr Karten verschickt werden, umso mehr Druck werde aufgebaut.
Den Willen sichtbar machen
Als Konkurrenz zu bestehenden Unterschriftenlisten, die den Erhalt des Krankenhauses fordern, möchte der Frauenverein seine Aktion keinesfalls sehen. Eher als Ergänzung: Denn von je 1000 einzelnen Postkarten, die in den kommenden Wochen nach und nach in den Postfächern von Landesgesundheitsminister Manfred Lucha, Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart und Landrat Christoph Schauder landen sollen, erhoffen sich die Frauen eine besondere Sichtbarkeit.
3000 Karten, auf deren Vorderseite jeweils die Ansicht des Klinikgebäudes zu sehen und ein persönlicher Appell zu lesen ist, ließ der Frauenverein in den vergangenen Tagen drucken. „Herr Minister Lucha, die Bevölkerung in Wertheim hat ein Anrecht auf eine gute medizinische Krankenhausversorgung. Bitte helfen Sie uns“, steht beispielsweise auf den Postkarten für den Gesundheitsminister. Der Text auf der Rückseite der Ansichtskarte beschreibt die Problematik nochmals áusführlicher. Darunter befinden sich freie Zeilen, auf denen Name und Anschrift des Versenders eingetragen werden sollen.
Ob die Teilnehmer die Postkarten – quasi als Spende – selbst frankieren oder sie nach dem Ausfüllen unfrankiert beim Frauenverein oder dem Geschäft „Wertheim Liebe“ abgeben, bleibt jedem selbst überlassen. „Wir haben Wertheimer Weltmarktführer angeschrieben und um finanzielle Unterstützung gebeten, um das Porto zu finanzieren“, sagt Fahrenkrog-Keller. 2100 Euro müssten zusammenkommen, um das Porto komplett zu decken – vorerst. Die Vorsitzende kann sich durchaus vorstellen, dass Karten nachgedruckt werden müssen. Nur eines sollte mit den Karten des Frauenvereins, im Gegensatz zur Postkarte mit den Weihnachtsgrüßen, nicht passieren: Sie sollten nicht als Andenken an der heimischen Pinnwand landen.
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