Wertheim. Die Hiobsbotschaft über das Insolvenzverfahren der Rotkreuzklinik in Wertheim schlug im September wie eine Bombe ein. Doch alles Ringen um eine Lösung – inklusive Übernahme durch die Stadt – war bisher nicht von Erfolg gekrönt. Die Betonung liegt auf dem Wort bisher. Denn am Dienstagmittag meldete sich der Generalhandlungsbevollmächtigte Dr. Mark Boddenberg bei den Fränkischen Nachrichten und verkündete, dass es einen Käufer gebe.
Dabei handele es sich um die Fachklinik Osterhofen, nordwestlich von Passau gelegen. In Osterhofen werden Patienten auf den Gebieten der Amputationsmedizin (Akutbehandlung, AHB, Rehabilitation, Ambulanzsprechstunde) und der Multimodalen Schmerztherapie behandelt. Geschäftsführer der medizinischen Einrichtung sind Dr. Josef Sebastian Oswald und Markus Zapf.
„Mit der Übernahme der Rotkreuzklinik durch diese Fachklinik habe ich eine Möglichkeit, ein profitables Unternehmen an den Markt zu entlassen. Damit habe ich einen dauerhaften Standorterhalt bewirkt und die Arbeitsplätze gesichert – und das ist es doch, wofür ich da bin“, sagte Boddenberg.
Verkauf noch nicht in trockenen Tüchern
Zwar sei der Verkauf an die Klinik noch nicht ganz in trockenen Tüchern – es gibt noch keine unterschriebenen Verträge – aber die Umsetzungswahrscheinlichkeit, so Boddenberg sei so hoch, dass er damit jetzt an die Öffentlichkeit gehe. Dass nun eine Lösung gefunden sei, wollte der Insolvenzverwalter so nicht formuliert wissen. Er sprach davon, dass sich die Lösung abzeichne.
Am Dienstagnachmittag verkündete Boddenberg den Betreiberwechsel der Belegschaft der Wertheimer Klinik. Der zukünftige Käufer, Dr. Josef Sebastian Oswald, war vor Ort. Er stellte sein Konzept vor und beantwortete viel Fragen der Beschäftigten. Wie der Generalhandlungsbevollmächtigte Boddenberg mitteilte, solle auch jedem Mitarbeiter der Rotkreuzklinik ein Angebot für die weitere Mitarbeit unterbreitet werden. Allerdings handele es sich beim neuen Betreiber um eine chirurgische Fachklinik und nicht um eine Klinik für die Grund- und Regelversorgung der Bevölkerung. Personal müsse jedoch definitiv nicht abgebaut werden.
Das Angebot der chirurgischen Fachklinik soll am zukünftigen Standort Wertheim neben Amputationsmedizin und Schmerztherapie noch erweitert werden, wie Boddenberg mitteilte.
Übergangspahse an der Rotkreuzklinik
Auch werde es aller Voraussicht nach keinen abrupten Wechsel, sondern eine Übergangsphase geben. „Das Angebot des Krankenhauses wird sicher noch viele Monate aufrechterhalten und die Klinik nach und nach umgebaut werden“, so Boddenberg. Er rechne mit einer etwa neunmonatigen Übergangs- und Bauphase. Auf die Frage, ob die Stadt als Träger der Klinik damit aus dem Rennen sei, sagte der Insolvenzverwalter: „Das ist noch nicht entschieden. Die Stadt Wertheim würde einen Grund- und Regelversorger betreiben, und der ist eben nicht profitabel.“ Mehrfach wies Boddenberg im Gespräch darauf hin, dass er sich für den profitablen Weg entscheiden müsse.
Die Notfallversorgung werde erhalten bleiben. „Bei chirurgischen Notfällen sind die Patienten zukünftig besser denn je in Wertheim aufgehoben.“ Mit dem Landesgesundheitsministerium und der Landkreisverwaltung sei dieser Wechsel vorabgestimmt. Man habe bis zum jetzigen Zeitpunkt von beiden Institutionen keine negativen Signale erhalten.
Fraktionsvorsitzende informiert
Anlässlich eines Gesprächs im Rathaus habe Dr. Mark Boddenberg der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass er sich für eine neue Lösung, nämlich den Verkauf der Klinik an Dr. Josef Sebastian Oswald entschieden habe. Dies ließ Wertheims Oberbürgermeister mitteilen. Außerdem hätte Boddenberg auch gegenüber OB Markus Herrera Torrez geäußert, dass sich Oswald bereiterkläre, eine Notfallversorgung zu integrieren.
Der Rathauschef habe daraufhin unverzüglich die Fraktionsvorsitzenden informiert. Der Gemeinderat wird in seiner nächsten Sitzung ins Bild gesetzt.
OB Herrera Torrez: Notfallversorgung erhalten
In einer ersten Einschätzung kommt Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez zu folgender Betrachtung: „Wenn es nun so aussieht, dass eine Lösung für die Rotkreuzklinik Wertheim gefunden wird, dann freut mich das sehr – vor allem in Hinblick auf den Erhalt der Arbeitsplätze sowie eine langfristige Sicherung des Krankenhausstandortes. Wie diese neue Lösung genau aussieht, werden wir nun in den nächsten Tagen betrachten. Ich lege großen Wert darauf, dass es unter Beteiligung des Landes und des Landkreises gelingt, auch weiterhin eine bedarfsnotwendige Notfallversorgung für unsere Bürgerinnen und Bürger zu erhalten.“
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