Wartberg. Nach jahrelangem Zerfall haben am Turm auf dem Wartberg Sanierungsarbeiten begonnen. Rainer Kurtz, der das markante Gebäude Ende 2021 als Privatmann erwarb, hat bei der Stadt Wertheim eine Nutzungsänderung beantragt, wie er auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten erläuterte.
Demnach soll dort eine Eventlocation betrieben werden. Nachdem die Stadt das Projekt genehmigte, werde zunächst die dringend erforderliche Reparatur des Dachs und der maroden Fenster durchgeführt.
Äußerlich, so Rainer Kurtz, werde sich der Turm in Zukunft kaum von dem bestehenden Gebäude unterscheiden. Allerdings sei gemäß eines Brandschutzkonzepts die Errichtung einer außenliegenden Fluchttreppe vorgeschrieben worden.
„Die Eventlocation wird nach Fertigstellung der Modernisierungsmaßnahme an Interessierte tageweise für private oder geschäftliche Veranstaltungen mit bis zu 50 Personen vermietet“, erklärt Kurtz. Hierfür stehe dann das Obergeschoss mit etwa 90 Quadratmetern und im Geschoss darunter eine Toilettenanlage zur Verfügung.
Energetische Sanierung
Im Untergeschoß werde es abschließbare Schränke geben, die von Dauermietern oder auch Nutzern eines Co-Working-Spaces – also kurzfristigen Mietern eines Arbeitsplatzes – genutzt werden können. „Im ersten und zweiten Obergeschoß entstehen zwei kleine, apartmentähnliche Räume“, ergänzt Kurtz.
„Das Gebäude wird durch die energetische Modernisierung nachhaltig verbessert. Für die Beheizung ist eine Wärmepumpe vorgesehen“, so Rainer Kurtz weiter. Er hoffe, dass die Arbeiten in weniger als einem Jahr abgeschlossen werden können.
Mit der Sanierung bewahrt der frühere Unternehmer das Gebäude, das zum Stadtbild Wertheims gehört und eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Die Wehrmacht errichtete den Turm im Zweiten Weltkrieg zum Schutz des Fliegerhorsts auf dem Reinhardshof. Nach Kriegsende ging es in den Besitz der Kreuzwertheimer Lutz-Brauerei über. In den 50-er Jahren entstand unter deren Regie ein Café mit Panoramaausblick. Es entwickelte sich zum beliebten Ausflugslokal.
Nachdem die Brauerei den Turm in den 70-er Jahren verkauft hatte, diente es als Nachtclub. In dem Etablissement waren auch Prostituierte tätig, was dem „Turm-Cabaret“ mitunter einen zweifelhaften Ruf einbrachte.
Vor allem bei den in den nahe gelegenen Peden Barracks stationierten US-Soldaten war der Turm beliebt. Nach deren Abzug 1992 flaute das Geschäft allmählich ab. Anfang der 2000-er Jahre machte ein Prozess gegen einen Betreiber Schlagzeilen. Er wurde wegen Menschenhandel, Prostitution und Geldfälschung zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt. Anschließend schloss das Lokal und war seither dem Zerfall preisgegeben.
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