Gastronomie

Wertheim: Café „Sahnehäubchen“ im Hofgarten bald Geschichte?

Ulrike Köhler schließt Ende August nach elf Jahren ihren Betrieb. Sie hofft immer noch auf einen Nachfolger. Warum sie beschloss, dem Café den Rücken zu kehren und wie sie auf die vergangenen Jahre zurückblickt.

Von 
Kai Grottenthaler
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Voller Elan serviert Ulrike Köhler (links) in ihrem Café Sahnehäubchen“ im Hofgarten ihre Kuchen und Torten. Ende August hört sie allerdings auf.

Hofgarten. Das Café „Sahnehäubchen“ liegt in einer malerischen Umgebung im Schlösschenpark im Hofgarten. Nach elf Jahren wird Ulrike Köhler Ende August den Betrieb einstellen. Noch hofft sie auf einen Nachfolger.

Auch an diesem Mittag genießen die Gäste die idyllische Atmosphäre auf der Terrasse des Cafés. Bei einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee ist hier der perfekte Ort für eine kleine Auszeit.

Café im Gärtnerhaus hat besonderes Ambiente

Schon rein äußerlich versprüht das Café im alten Gärtnerhaus seinen eigenen Charme. Das Ambiente zieht viele Besucher an. Verantwortlich dafür ist Chefin Ulrike Köhler.

Mit Stolz blickt die Reicholzheimerin auf die vergangenen elf Jahre zurück. Im März 2013 hatte die gelernte Steuerfachgehilfin den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Schon immer habe sie den Traum gehabt, ein eigenes Café zu betreiben. Als sie dann von der Möglichkeit im Hofgarten hörte, ergriff sie die Chance. Die Entscheidung hat sie bis heute nicht bereut.

Kuchen und Torten ohne Zusatzstoffe

Vor den Start habe sich die Quereinsteigerin in einigen Praktika weitere Expertise erworben. Know-how und Leidenschaft brachte die Hobbybäckerin aber schon von zuhause mit. Sie legt Wert darauf, dass sie Kuchen und Torten verkauft, „wie man sie zuhause auch backt“. Eine Einschätzung, die wohl die Mehrzahl der Gäste so nicht unterschreiben würde. Denn die Qualität der Leckereien ist bekannt. „Eigentlich ist das nichts Besonderes, aber heutzutage dann eben doch“, meint Köhler.

Sie verzichtet auf Verstärker und Zusatzmittel. Ihre Kuchen sind Unikate. Dass die Sahne mal nicht so steif oder eine Torte mal etwas schief ist, kommt bei der Kundschaft an. „Das macht es hier auch aus“, berichtet Köhler. Auch im zwölften Jahr gibt der Andrang ihr Recht. „Ich höre nicht auf, weil es nicht läuft“, betont sie.

Café Sahnehäubchen: Familiäre Atmosphäre

Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt und der Stiftung des Schlösschens als Verpächter sei von Anfang an sehr gut gewesen. Einige Umbauarbeiten wurden vorgenommen, der Zugang über die Terrasse angelegt und das Fachwerk freigelegt. Bei der Gestaltung konnte die neue Inhaberin damals ihre eigenen Ideen frei umsetzen. Die liebevolle Inneneinrichtung nach norddeutschem Stil passt perfekt zum etwas verwunschenen Charakter des ehemaligen Gärtnerhauses. Köhler stammt aus einem Vorort von Hamburg und landete der Liebe wegen 1989 in Wertheim.

Auf familiäre Atmosphäre und Nahbarkeit hat Köhler auch im „Sahnehäubchen“ immer großen Wert gelegt. „Wenn man so etwas macht, muss man es lieben, es anderen Menschen schön zu machen“, ist sie überzeugt. Durch die offene Küche können Gäste zuschauen, wie die Kuchen vor Ort hergestellt werden. Die meisten Besucher kommen übrigens nicht aus Wertheim, sondern aus dem weiteren Umkreis. Durch den Fahrradweg oder die „Gartenwelten“-Ausstellung würden immer wieder Auswärtige auf das Café aufmerksam werden.

Lieblingstorte der Kunden: "Berliner Luft"

Zum „Kassenschlager“ wurde die „Berliner Luft“. Gut 30 Prozent des Kuchenumsatzes entfielen allein auf diese Torte. Bis zu 20 g Kuchen wurden sonntags benötigt. In der Regel sind die 30 Innen- und 50 Außenplätze dann voll belegt. Unter der Woche wurden auch Hochzeits- oder Trauergesellschaften bewirtet.

Besonders erinnert sich Köhler an eine jüdische Gruppe von Museumsbesuchern, für die sie ein koscheres Buffet zubereiten musste. „Das war besonders spannend. Da haben wir viel gelernt“, sagt sie heute. Wenige negative Erfahrungen mit unfreundlichen Gästen hätten sich hauptsächlich auf die ersten Wochen konzentriert.

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99 Prozent der Gäste jedoch würden die familiäre Atmosphäre sehr genießen und „supernett“ sein. Beim Gehen würden viele Besucher noch ein „Tschüss“ in die Küche rufen. Dann weiß das „Sahnehäubchen“-Team, dass es seinen Gästen wieder eine schöne Zeit bereitet hat. „Der größte Lohn ist für mich, wenn sich die Gäste bedanken, dass der Tisch so schön gedeckt war oder frische Blumen auf dem Tisch waren“, freut sich Köhler.

In die Chef-Rolle musste sie einst erst hineinwachsen. Ein menschlicher Umgang mit dem Personal sei ihr immer wichtig gewesen. Aktuell hat sie acht Mini-Joblerinnen, darunter auch Schülerinnen. Ihrem Team ist sie sehr dankbar. „Sie haben es mir immer auch sehr leicht gemacht“, lobt Köhler. Als Führungskraft habe sie viel gelernt und sich persönlich weiterentwickelt – auch weil man manchmal auch „Klartext“ reden müsse. „Das Wichtige war mir, dass jeder alles kann und man es miteinander wuppt“, sagt Köhler. Teamgeist wird bei ihr groß geschrieben.

Corona-Pandemie brachte Umdenken mit sich

Die Pandemie war es schließlich, die sie zum Nachdenken gebracht habe. Das eigene Schicksal nicht mehr in der eigenen Hand zu haben, sei schwierig gewesen. Die Öffnungszeiten wurden auf das Wochenende und Donnerstagnachmittag verkürzt.

Auch wenn der Betrieb inzwischen wieder auf Vor-Corona-Niveau angekommen ist, sitzt diese Erfahrung vielen Gastronomen und Selbstständigen noch heute in den Knochen.

Café-Chefin wird als Erzieherin arbeiten

Damals jedenfalls begann Ulrike Köhler damit, im Mondfelder Kindergarten als Aushilfe zu arbeiten. In der Winterpause beschloss sie, im Sommer einen Schlussstrich zu ziehen. Am 1. September wird sie nun eine Erzieherausbildung anfangen. Ihre Leidenschaft fürs Backen wird sie dort sicher auch an den Nachwuchs weitergeben können.

Und wie geht es mit dem „Sahnehäubchen“ weiter? Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Zwar seien schon einige Interessenten da gewesen, hätten aber nicht zugesagt. Köhler hofft nach wie vor auf eine nahtlose Übergabe. „Wenn ich keinen Nachfolger finden würde, wäre das sehr schade.“ Ein neuer Pächter würde beste Voraussetzungen vorfinden. „Wenn jemand so etwas machen will, wäre das jetzt die beste Gelegenheit“, wirbt sie.

„Tschüss, Uli“, schallt es kurz vor dem Ende des Gesprächs durch den Raum. Ein Tschüss, das aber nur für diesen Tag gilt. Es ist trotzdem ein Moment, in dem besonders wehmütige Emotionen bei der Café-Betreiberin hochkommen. „Wenn sich jetzt schon alle verabschieden, die vielleicht das letzte Mal da sind, merke ich erst, was ich alles geschaffen habe“, sagt sie voller Stolz.

Drei Monate werden Ulrike Köhler und ihr Team ihre Gäste im Café „Sahnehäubchen“ noch verwöhnen. Ende August ist dann aber endgültig Schluss. Und Uli Köhler wird ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen.

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