Nachbarn informiert

Wertheim: 21 geflüchtete Menschen werden erwartet

Ab kommenden Jahr sollen die Flüchtlinge in der ehemaligen DRK-Rettungswache untergebracht werden. Städtische Integrationsmanager werden unterstützen. Verantwortliche äußerten sich auch zu Sorgen einer Brennpunktbildung.

Von 
Birger-Daniel Grein
Lesedauer: 
In der ehemaligen DRK-Rettungswache in Wertheim sollen ab kommenden Jahr 21 geflüchtete Menschen wohnen. In einer Informationsveranstaltung für die Nachbarn im weiteren Umkreis des Gebäudes gab es viele Fragen. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. In der ehemaligen DRK-Rettungswache sollen ab kommendem Jahr 21 geflüchtete Menschen in der kommunalen Anschlussunterbringung untergebracht werden. Dazu hat die Stadt Teile des Gebäudes angemietet. Am Mittwoch gab es im Arkadensaal des Rathauses eine Informationsveranstaltung für Anlieger im weiteren Umkreis.

Verteilung erfolgt nach Einwohnerzahl

Volker Mohr, Leiter Fachbereich drei, ging auf die Verteilungsschritte der Flüchtlinge von Bund- über die Landeerstaufnahmeeinrichtungen, die Landkreise bis zur Anschlussunterbringung in den Kommunen ein. Die Verteilung erfolge jeweils nach Einwohnerzahl.

Er ging in seiner Information auch auf bereits eingereichte Fragen aus der Bürgerschaft ein. Die größten Gruppen die aktuell vom Landkreis untergebracht sind, seien Menschen aus Syrien, der Türkei, der Ukraine und Afghanistan. Da die Menschen schon längere Zeit in Deutschland und dem Landkreis seien, würden sie schon etwas die Gepflogenheiten kennen und sich auch mit Themen wie Verkehrsmitteln auskennen.

Dezentrale Unterbringung

Wertheim setze auf die dezentrale Unterbringung der vom Landkreis zugewiesenen Flüchtlinge in Stadtteilen und Ortschaften. Dazu miete der Eigenbetrieb Gebäudemanagement (GMW) Wohnungen an. Aktuell betreue man so 143 Personen in 41 Wohnungen. Das ganze laufe relativ unauffällig.

In der Anschlussunterbringung verblieben die Personen, bis sie in der Lage sind, ein eigenständiges Leben zu führen. Dies hänge auch vom Verfahrensstand ab, zum Beispiel der Erteilung einer Arbeitserlaubnis. 2023 seien Wertheim bisher rund 50 Personen zugewiesen worden. „2024 rechnen wir mit einer höheren Zahl.“ Dafür benötige man Wohnraum und prüfe deshalb jenen, der angeboten werde.

Mehr zum Thema

Interview

Ressourcen zur Flüchtlingsunterbringung im Main-Tauber-Kreis fast erschöpft

Veröffentlicht
Von
Heike von Brandenstein
Mehr erfahren
Nachbarn informiert (2)

Angst vor Reibereien und Lärm

Veröffentlicht
Von
bdg
Mehr erfahren

So sei es auch bei der ehemaligen Rettungswache. Dort sollen etwa ab März oder April 21 geflüchtete Menschen einziehen. Die Stadt habe keinen Einfluss darauf, ob der Landkreis Familien, Paare oder Einzelpersonen zuweise und aus welchen Herkunftsländern diese kämen, betonte er. Der Zuweisungsbescheid des Landkreises sei für die Personen und die Stadt bindend.

Städtische Integrationsmanager

Auf die Frage, wie sich die dort Untergebrachten beschäftigen werden, verwies er unter anderem auf Sprachkurse, Arbeiten, Integrationskurse und Vereine. Es werde aber auch sicher welche geben, die nichts tun, ergänzte er. Man beziehe bei der Betreuung der Personen die städtischen Integrationsmanager mit ein, geplant sei auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Verein „Willkommen in Wertheim“.

Parkmöglichkeiten seien vorhanden, die wenigsten Geflüchteten hätten ein eigenes Auto, aber für die Betreuungskräfte seien diese nötig. Die Stadt sei als Mieter des Gebäudes offizieller Ansprechpartner auch für die Nachbarn. „Sie dürfen mich anrufen!“, betonte Mohr. Erreichbar sei er unter 09342/301250. „Ich kann ihnen Zusagen, es kümmert sich jemand.“ Eine Erweiterung auf mehr als 21 Personen im Haus sei nicht geplant, berichtete er weiter. Der Mietvertrag zwischen DRK-Kreisverband und Stadt laufe zwei Jahre mit einer Verlängerungsoption um weitere zwei Jahre.

Kein Wachdienst

Anfragen hatte es im Vorfeld auch zum Thema Sicherheits- und zusätzliches Beleuchtungskonzept gegeben. Mohr erklärte, dieses sei nicht vorgesehen. Es gebe Fußwege, öffentliche Beleuchtung und die Bedarfsampel. Einen Wachdienst sehe man bei einem Wohnhaus als nicht nötig an. Er erinnerte daran, dass vor einiger Zeit einige Häuser weiter unten bereits zehn Flüchtlinge untergebracht waren, ohne dass es negative Auswirkungen gab. „Die Stadt übt auch den Winterdienst rund um das Gebäude aus.“

Es gebe aus Sicht der Stadt keinen Grund für ein zusätzliches Sicherheitskonzept oder Veränderungen bei der Haltestelle für den ÖPNV in diesem Bereich. Der gemeindliche Vollzugsdienst werde die Situation im Blick haben, ergänzte Volker Mohr. Die im Gebäude zukünftig untergebrachten Flüchtlinge dürften sich frei bewegen, auch über Wertheim hinaus. Sie dürften sich dort mit anderen treffen, wo sie möchten, sagte er zur Sorge einer möglichen Brennpunktbildung. „Wir werden sehen, wie sich die Dinge einspielen.“

Kaum Umbauten notwendig

Stadtbaumeister Armin Dattler ging auf die baulichen Maßnahmen für die Umnutzung ein. Er zeigte sich sehr dankbar, dass das DRK das Gebäude anbot. Es müssten lediglich zwei Wände und zwei Türen neu eingebaut werden, die Umbaukosten lägen bei unter 30.000 Euro. Das Gebäude sei auch wegen der Aufenthaltsräume optimal geeignet. Baurechtlich gehe es um die Nutzungsänderung von Rettungswache zu Wohnraum. Das Verfahren dazu sei unspektakulär, da bereits passende Zimmer und Duschen vorhanden sind. Die direkten Angrenzer werden im Genehmigungsverfahren beteiligt, informieren möchte man auch im weiteren Umkreis.

Auch während der Veranstaltung selbst wurden viele Fragen gestellt und Anliegen vorgebracht. Anwohner nutzten die Veranstaltung auch, um Kritik an der Verkehrssituation der Straße allgemein zu äußern. Gefordert wurde die Begrenzung auf 30 km/h und ein Durchfahrtsverbot für große Lkw. Mohr verwies darauf, dass es sich um eine Landesstraße für den übergeordneten Verkehr handelt, die alle Anforderungen dazu erfülle. „Es ist nichts passiert, was einen Eingriff in die Straße erfordert.“

Freier Autor

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke