Wertheim. Auf der Suche nach einer Lösung für den barrierefreien Zugang zur Burg ist die Stadtverwaltung offenbar bisher nicht weitergekommen. Mittlerweile ist es fast zwei Jahre her, dass die Geckobahn ihren Betrieb eingestellt hat. Seither gelangen Leute, die nicht gut zu Fuß sind, nicht auf die Burg.
Der Gemeinderat hatte im Sommer vergangenen Jahres einen Antrag der Freien Bürger gebilligt, in dem die Stadtverwaltung aufgefordert wurde zu prüfen, ob ein selbstfahrender Shuttle eine Lösung für das anhaltende Problem sein könnte. Christiane Förster von der Tourismusgesellschaft präsentierte am Montag dem Ausschuss für Verwaltung und Finanzen die Ergebnisse der Recherchen und stellte klar: autonome Busse werden kurz- und mittelfristig keine Lösung sein.
Zwar gebe es derzeit Pilotprojekte dieser Art. Die Technologie sei aber noch relativ weit von der Marktreife entfernt, erläuterte Christiane Förster. Dies habe sich bei einem Vorort-Termin in Kronach gezeigt. Eine Wertheimer Delegation besuchte die oberfränkische Stadt, wo derzeit ein Pilotprojekt durchgeführt wird. Die Stadt ähnelt Wertheim topographisch: Die dortige Festung Rosenberg liegt wie die Wertheimer Burg an einem steilen Berg oberhalb der Altstadt.
Platz für acht Passagiere
Das Fahrzeug, in dem acht Passagiere Platz haben, ist wegen der gesetzlichen Anforderungen auch nicht vollkommen autonom unterwegs, sondern mit einem Operator besetzt, der falls notwendig eingreifet. Bei der Probefahrt der Wertheimer Delegation – das Elektrofahrzeug ist mit Tempo 30 bis 40 unterwegs – sei deutlich geworden, dass der Operator „sehr oft“ eingreifen müsse, zum Beispiel bei Hindernissen oder der Begegnung mit anderen Fahrzeugen, die sich nicht verkehrsgerecht verhalten. Diese Eingriffe seien mitunter „heftig“ zu spüren, erläuterte Christiane Förster. Das Fahrzeug ruckele und stocke plötzlich und unvorbereitet. Der Fahrkomfort sei nicht mit der eines Busses zu vergleichen.
Von den Kronacher Verantwortlichen sei man auf ein Förderprogramm des Bundes aufmerksam gemacht worden, berichtete Förster weiter. Mit Unterstützung von DB Regio und dem Institut für Technologie, die auch am Projekt in Kronach beteiligt sind, habe man binnen kürzester Zeit die Unterlagen für den Förderantrag ausgefüllt – leider ohne Erfolg.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr habe mitgeteilt, dass das Budget zu gering sei, um die von Wertheim angeforderten 1,3 Millionen Euro zu finanzieren. Es würden derzeit lediglich größere Städte berücksichtigt, für kleinere solle bald ein eigenes Förderprogramm aufgelegt werden. Wertheim könne sich dafür bewerben.
Lösung mit Geckobahn möglich
Wenngleich keine kurzfristige Lösung möglich sei, wolle man „dranbleiben“ versprach Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Das Thema werde mit Sicherheit Fahrt aufnehmen.
Songrit Breuninger (Freie Bürger) erinnerte daran, dass ihre Fraktion in dem Antrag auch darum gebeten hatte, eine einvernehmliche Lösung mit dem Geckobahn-Betreiber zu suchen, um der Bevölkerung eine Aufstiegshilfe zur Verfügung zu stellen. Dazu sei in der Verwaltungsvorlage nichts zu finden. Oberbürgeremeister Markus Herrera Torrez sagte, es gebe dazu derzeit keine neuen Informationen.
Thomas Wettengel (Bürgerliste) erwähnte, dass der Geckobahn-Betreiber für das laufende Jahr einen neuen Vertrag mit dem Kreuzfahrtveranstalter Viking abgeschlossen habe und das Equipment in Wertheim weiterhin vorhanden sei. „Vielleicht sollte man noch mal mit ihm sprechen“, regte Wettengel an. „Man sieht so viele Leute, die nicht hinauf kommen“, beklagte er. Auch Axel Wältz (CDU) plädierte dafür, Gespräche mit dem Betreiber zu führen.
Betreiber wollte 60 000 Euro
Oliver Wolters hatte 2020 einen Zuschuss von knapp 60 000 Euro für den Weiterbetrieb gefordert. Wolters bestätigte auf FN-Anfrage den Viking-Vertrag. Er stelle das Bähnchen auf Anfrage auch für Sonderfahrten zur Verfügung. „Ein eigenwirtschaftlicher Dauerbetrieb ist aber nicht möglich.“ Die Ausgangslage sei wegen der allgemeinen Preissteigerung noch schlechter geworden. Ohne Zuschüsse könne er einen regelmäßigen Betrieb hinauf zur Burg nicht gewährleisten. Er werde mittelfristig seine Standorte „neu ordnen und möglicherweise neu aufstellen.“ Mit der Stadt Wertheim habe er keinen Kontakt gehabt.
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