Wertheim. Die Wertheimer Burg wird in dieser Saison aller Voraussicht nach nicht barrierefrei erreichbar sein. Wer nach oben will, muss gut zu Fuß sein. Das bei Touristen beliebte „Burgbähnle“ kommt nur sporadisch zum Einsatz, denn Gemeinderat und Stadt lehnen eine dauerhafte Subvention des Betriebs ab. Eine Lösung für dieses Problem zeichnet sich nicht ab.
Im Oktober vergangenen Jahres ließ Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez die FN-Leser wissen, dass er die Stadtverwaltung beauftragt habe, Vorschläge über alternative Betriebsmodelle zu erarbeiten. „Die Ergebnisse werde ich dem Gemeinderat zur Beratung vorlegen. Die Stadt wird sich einer Unterstützung nicht generell verschließen, wenn eine intelligente und nachhaltige Lösung gefunden wird“, heiß es damals.
Der Gemeinderat behandelte das Thema vor ein paar Wochen in nicht-öffentlicher Sitzung. Diskussionsgrundlage war eine Vorlage der Stadtverwaltung, die laut Teilnehmern allerdings nicht viel Neues enthielt. Demnach brachte die Verwaltung wieder die Varianten „Schrägaufzug“ und „Aufzug in der Schlossbergkaverne“ auf den Tisch.
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Der letztere Gedanke wurde dem Vernehmen nach nie ernsthaft verfolgt. Und der „Schrägaufzug“ fiel bekanntermaßen 2008 starkem Widerstand in der Stadtgesellschaft zum Opfer. Mehr als 4000 Unterschriften waren für ein Bürgerbegehren zusammengekommen. Der Gemeinderat zog daraufhin die Reißlinie und hob seinen ursprünglichen Beschluss auf.
Was die Kosten angeht, hat die Stadtverwaltung keine neuen Preise für die beiden Varianten ermittelt. Demnach sollten die gescheiterten Projekte lediglich als Anstoß für einen weiteren Denkprozess in den Gemeinderatsfraktionen dienen. Auch ins Spiel brachte das Rathaus einen eigenständigen Betrieb des „Burgbähnles“. Die Kosten dafür beziffert die Verwaltung auf 128 000 jährlich, inklusive Finanzierungskosten, Ausgaben für Personal, Wartung und Verwaltung.
Dieser Betrag ist etwa doppelt so hoch wie der Zuschussbedarf, den der bisherige Betreiber Oliver Wolters bei der Stadt als Bedingung für den weiteren Betrieb angemeldet hatte. Wolters erklärt auf FN-Anfrage, dass er in diesem Jahr mit seiner Gecko-Bahn noch Touren für die Redereien der Kreuzfahrtschiffe, die am Main anlegen, anbietet. Offenbar gibt es hier bestehende Verträge. Diese laufen zum Jahresende aus. Dann sei wohl endgültig Schluss, sagt er. Andere Gruppen könnten bis dahin durchaus bei ihm anfragen. Er könne die Tour aber nur dann anbieten, wenn ihm geeignetes Personal zur Verfügung stehe.
Ohne Zuschuss, wiederholt er seinen Standpunkt, sei für ihn der Betrieb des „Burgbähnles“ wirtschaftlich nicht darstellbar. Aus anderen Städten hätten ihn mittlerweile „ein paar interessante Angebote“ erreicht. Er stehe auch der Stadt Wertheim für Gespräche zur Verfügung. Er hege aber keinen Groll, wenn die weitere Zusammenarbeit nicht zu Stande komme.
Es sieht also tatsächlich so aus, als würde es in diesem Jahr nichts mehr werden, mit dem barrierefreien Aufstieg zur Burg.
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