Bettingen. Zwei Fachreferate gab es in der Sitzung des Bettinger Ortschaftsrats am Donnerstag in der Mainwiesenhalle. Revierförster Martin Rösler gab einen Sachstandsbericht über den Bettinger Wald. Alexandra Thielen vom Referat Stadtplanung/Umweltschutz der Stadt Wertheim berichtete über das Thema Ausgleichsflächen.
Wie Ortsvorsteher Ralf Tschöp erklärte, stehe man im Bereich Wald vor großen Herausforderungen. Ein Hauptgrund dafür sei der Klimawandel. Der Stadtforst sei ein Wirtschaftswald. Bei der Holzernte komme der Harvester zum Einsatz. Das sei von einigen Bürgern kritisiert worden. Tschöp dankte dem Eigenbetrieb Wald, dass die Waldwege nach den Arbeiten schnell wieder hergestellt werden.
Martin Rösler orientierte sich bei seinem Vortrag an seinen drei Prämissen für seine Arbeit: „Wirtschaft, Naturschutz und soziale Funktion des Waldes“. Auf Gemarkung Bettingen gebe es 90 Hektar Wald, davon 50 Hektar Stadt- und 40 Hektar Privatwald. Letzterer gehöre 140 Waldbesitzern. Viele Grundstücke seien klein, was die Bewirtschaftung erschwere. Gebe es Interesse an einer nach seiner Meinung sinnvollen Flächenzusammenlegung, sicherte Rösler seine Unterstützung zu.
Durch die Trockenheit in den vergangenen Jahren seien Schäden an dem Bäumen (Douglasien und Kiefern) entstanden. Punktuell habe der Käfer an Fichten genagt. „Den Eichen geht es noch relativ gut, die Buchen hingegen machen uns sorgen“, ergänzte Rösler. Bäume mit dürren Kronen seien ein Sicherheitsrisiko. Zudem wolle man das Wertholz mitnehmen, bevor der Baum weiter zu dünnem Brennholz wachse. So habe man die betroffenen Bäume gefällt.
Massive Schäden durch Pilzbefall habe es bei den Eschen gegeben. Rösler: „Bei den 20- bis 30-jährigen Beständen haben wir deswegen ein massives Problem.“ Man versuche, die geschädigten Bäume maschinell zu ernten, da die Arbeit mit der Motorsäge zu riskant sei: „Die Bäume könnten dabei zusammenbrechen.“ Seit 2008 habe es im Bettinger Stadtwald keine großen Sturmschäden gegeben. Man durchforste die Bestände alle fünf Jahre (auch 2021).
Schadflächen, so der Redner, forste man durch Neuanpflanzungen auf. Teilweise überlasse man sie aber auch der Natur. Im städtischen Wald gebe es im älteren Bestand 15 bis 20 Baumarten. Hinzu kämen weitere heimische und exotische Arten. Die Auswahl der Pflanzung erfolge nach wissenschaftlichen Erkenntnissen. Man probiere aber auch selbst aus, welche Bäume trotz des Klimawandels hier optimal wachsen. Rösler: „Vielfalt ist wichtig, sowohl bei Nadel- als auch bei Laubholz.“ Ziel der Stadt Wertheim sei es, den Nadelholzanteil etwa mit Douglasie und Tanne zu erhöhen.
Wichtig sind Rösler auch Naturschutzbemühungen im Wald. So lasse man Teile des alten Baumbestands stehen und überlasse ihn der Natur. So schaffe man Naturrefugien. Zudem werden seltene Baumarten angepflanzt. Da der Wald auch eine soziale und Erholungsfunktion habe, richte man Waldwege möglichst schnell wieder her. Zudem werde eine Fläche von der Kindertagesstätte Bettingen für Waldtage genutzt. Rösler berichtete von seiner Idee, am Seeweg einen Waldlehrpfad einzurichten. Bisher gebe es bei der Stadt daran aber wenig Interesse, da der Weg zu weit weg vom Ortskern sei. Rösler dankte Tschöp für die gute Zusammenarbeit.
Vor Alexandra Thielens Vortrag erklärte der Ortsvorsteher, dass es für jedes Baugrundstück Ausgleichsflächen geben müsse. Auf Wunsch des Ortschaftsrats sollen diese in Bettingen liegen. Dies werde wegen begrenzter Fläche schwieriger.
Thielen verwies als Beispiel auf den großen Bedarf an Ausgleichsflächen für die Warema-Ansiedlung. Beim Projekt „Schweizer Stuben“ sei ein Ausgleich wohl im Areal möglich. Gemäß Gesetz müssten Eingriffe in die Natur und Landschaft in gleicher oder in gleichwertiger Weise ausgeglichen werden. Dazu sei eine andere Fläche ökologisch aufzuwerten. Die Kompensationsflächen müssten so lange aufrechterhalten und gepflegt werden, wie die auszugleichende Fläche (Baugebiet) besteht. „Damit praktisch für immer.“ Auf Nachfrage erklärte sie: „Wenn es keine Ausgleichsflächen mehr gebe, wäre auch keine Versiegelung von Flächen mehr möglich.“ Ausgleichsflächen müssten im räumlichen und funktionalen Bezug zum auszugleichenden Grundstück stehen. Für Bettingen könnten die Flächen im Maintal liegen. bdg
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