Der Verband Deutscher Glasbläser (VDG) besteht seit 50 Jahren. Er wurde 1972 in Wertheim gegründet und feiert dementsprechend am heutigen Freitag sein Jubiläum – auch hier vor Ort.
Wertheim. „Die Welt ist nicht einfacher geworden in den vergangenen 25 Jahren, doch der VDG steht noch immer mit beiden Füßen auf dem Boden der Realität“, formulierte der Vorstand des Verbands Deutscher Glasbläser in seinem Grußwort zum 50-jährigen Bestehen des Verbands.
Am 11. November 1972 wurde der Verband ins Leben gerufen. Für die Feier haben die Organisatoren jedoch kein nobles Hotel, sondern den ursprünglichen Ort der Gründung ausgesucht. So wird vor dem Bronnbacher Hof in Wertheim das Gruppenfoto entstehen, zu dem sich Verbandsmitglieder, Vorstand, Beirat und Unterstützer zusammenfinden werden. Peter Bentivoglio ist Produktionsleiter bei Lenz Laborglas und Beiratssprecher. Wie der Organisator mitteilte, werden jedoch keine Wertheimer Gründungsmitglieder anwesend sein können, um das Jubiläum gebührend zu feiern.
Allerdings habe Axel Zitzmann sein Kommen angekündigt. Zitzmann ist Geschäftsführer des Unternehmens DGW und Sohn von Peter Tröster, einem der Gründungsmitglieder. Neben Zitzmann werden weitere Vertreter von Wertheimer Betrieben anwesend sein, die den Verband unterstützen. Dazu gehören Stiefelmayer-Contento, Lenz Laborglas und DWK Life Sciences. Sie alle haben Grund zu feiern, denn der Verband Deutscher Glasbläser ist heute der größte Glasbläserverband der Welt.
44 Gründungsmitglieder
Als sich 1972 zur Gründungsversammlung 44 Teilnehmer im Bronnbacher Hof einfanden, sah das noch ganz anders aus. Gerd Fabig war einer der Gründerväter. In seinen Begrüßungsworten 1972 bedauerte er den Rückstand der deutschen Glasbläser in Sachen Arbeitstechnik, Weiterentwicklung, Fortbildung und Aufstiegsmöglichkeiten gegenüber Kollegen in Ländern mit Glasbläservereinigungen, wie beispielsweise in den USA, England, Niederlande. Laut Fabig waren hauptsächlich der mangelnde Kontakt untereinander und die fast mittelalterliche Geheimhaltung der entwickelten Arbeitsmethoden dafür verantwortlich.
Die Gründung des VDG gilt rückblickend als Startschuss für eine anhaltende Erfolgsgeschichte. Heute sind die Glasbläser und Glasapparatebauer in Deutschland bestens vernetzt. Man kennt sich, tauscht sich aus, und unterstützt sich gegenseitig.
Im Rahmen der jährlich ausgerichteten Fachtagungen öffnen Firmen ihre Tore für Betriebsbesichtigungen und bieten dem Fachpublikum einen Einblick in ihre Fertigung. Bereits seit der Gründung vor 50 Jahren gehören Fachvorträge zum Programm der Fortbildungsveranstaltung. Die angebotenen Themen sind vielfältig. Der Werkstoff Glas, Bearbeitungsmethoden sowie die Eigenschaften und die Anwendung der hergestellten Produkte stehen dabei natürlich im Mittelpunkt.
Doch nicht immer geht es dabei um modernste Glasbearbeitungstechniken wie den 3D-Druck und Laserfügen oder neueste Entwicklungen in der Automatisierungstechnik. Genauso wichtig ist dem Verband auch der Erhalt des vorhandenen Wissens.
Für viele Spezialgebiete gibt es inzwischen nur noch eine Handvoll Experten, die über die ganze Republik verteilt sind. Das Netzwerk des Glasbläserverbandes trägt somit maßgeblich dazu bei, deren Wissen zu bewahren und an die nächste Generation weiterzugeben. Dazu wird bereits auf der Ebene der Auszubildenden alles dafür getan, den angehenden Glasapparatebauern und -bauerinnen den Einstieg zu erleichtern.
Die von Gerd Fabig damals noch düster skizzierte Ausgangslage hat sich inzwischen ins Gegenteil verkehrt. Glasbläser aus der ganzen Welt besuchen die vom Verband organisierten Veranstaltungen, verfolgen per Livestream Workshops und Vorführungen und analysieren die hiesige Ausbildung.
Doch in einem Punkt war sich Fabig schon vor 50 Jahren sicher: Dass der Verband noch viele Jahre bestehen werde. Er sollte recht behalten.
Im Vergleich zu anderen Glasbläserverbänden ist der VDG recht groß – verglichen mit anderen Berufsverbänden jedoch eher klein und kommt ohne hauptamtliche Mitarbeiter oder Funktionäre aus. Er wird getragen von der ehrenamtlichen Arbeit der Mitglieder und dem Engagement der Sponsoren und Fördermitglieder.
Anlässlich des Jubiläums sollen die Gründer des Verbandes geehrt und ein halbes Jahrhundert erfolgreicher Zusammenarbeit gewürdigt werden. Ob dabei auch das Glasbläserlied gesungen wird, konnte Peter Bentivoglio nicht sagen. Möglich sei dies schon, so der Mitorganisator. Gefeiert wird dann im Restaurant „Zum Ochsen“ – und vielleicht hören Passanten ja dann auch ein paar Zeilen aus dem Glasbläserlied. In ihm heißt es: „Wir blasen bei Tag und bei Nacht in das Rohr, da gibt es kein Zittern, kein Zagen. Dem Nachwuchs mag dies ein Vorbild sein, hoch lebe der edle Glasbläserverein.“
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