Ortschaftsrat tagte - Erstmals Sitzung in neuer Sporthalle / Innenentwicklung des Dorfes thematisiert / Erneut Bauarbeiten für Glasfaseranschlüsse / Bewohner beklagen Ungleichbehandlung

Unmut über Breitband-Kuddelmuddel in Nassig

Während es mit der Dorfentwicklung in Nassig vorangeht, brennt das Thema schnelles Internet den Bürgern noch immer unter den Nägeln.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Die neue Sporthalle war Schauplatz der Ortschaftsratssitzung in Nassig. Einweihungsfeier und Helferfest sind für den Spätherbst geplant. © Birger-Daniel Grein

Nassig. Nach rund 18 Monaten fand am Montag erstmals wieder eine öffentliche Ortschaftsratssitzung statt. Diese wurde in der neuen Wildbachhalle durchgeführt. Im Anschluss an die Sitzung konnten alle Räume des Neubaus besichtigt werden.

Einleitend berichtete Ortsvorsteher Volker Mohr und die Ortschaftsräte vom Stand des Programms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“. Dessen Ziel sei es, durch Umnutzung und Sanierung Wohnraum im Ortskern zu schaffen. Bauliche Missstände gebe es im Dorf nur wenige, freute sich Mohr.

Innenentwicklung

Es bestehe aber Potential Wohnraum auch im Ortskern zu schaffen. Nach der Auftaktveranstaltung mit Ortsrundgang hatten bereits mehrere Nassiger die unverbindliche und kostenlose Beratung durch das Büro Wegner genutzt.

Er appellierte an die Besitzer von Gebäuden, das Beratungsangebot zu nutzen, auch wenn aktuell kein Interesse an einer Veränderung bestehe. Es gelte hier langfristig zu denken.

Interessenten können sich bei Thomas Müller von der Stadtverwaltung oder beim Ortschaftsrat melden. Die Ergebnisse des Beratungsprogramms werden am 21. September um 18 Uhr in einer öffentlichen Ortschaftsratsitzung durch das Planungsbüro und die Stadtverwaltung vorgestellt.

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Sanierungsgebiete denkbar

Mohr verwies weiter darauf, dass die Ergebnisse Grundlage für ein Verfahren zur Ausweisung von Sanierungsgebieten im Dorf seien. Aktuell seien drei solcher Gebiete denkbar, im Ortskern um die Kirche herum, im Bereich Steingasse/Tal und in Teilen des Ödengesäß. In einem Sanierungsgebiet bestehe die Möglichkeit steuerlicher Abschreibungen. Die Gültigkeit eines solchen Gebiets liege bei zehn bis 15 Jahren.

„Allein auf Neubaugebiete darf man sich bei der Schaffung von Wohnraum nicht verlassen“, erklärte Mohr. Aber auch hier wird es weitere Entwicklungen geben. Im Neubaugebiet Müllerswiesen ist aktuell noch der letzte freie Bauplatz auf dem Markt.

Für das neue Baugebiet Welzkübel läuft aktuell das Verfahren zum Aufstellen des Bebauungsplans und gleichzeitig arbeite die Stadt am Grunderwerb. Hier habe es bereits erste Einigungen mit Grundstückseignern gegeben. Der Bodenrichtwert für den Grundstückskauf liege bei 20 bis 21 Euro. Im Welzkübel sollen zwölf bis 14 neue Bauflächen entstehen. Noch zu regeln sei die Zufahrt zum Gebiet. Für die Straße sei der Ankauf von Randstreifen privater Grundstücke nötig.

Unmut gibt es im Dorf noch immer wegen der Versorgung mit schnellem Internet. Aktuell finden in Nassig Erdarbeiten für Glasfaseranschlüsse im Rahmen des Kreisprogramms zum Anschluss „weißer Flecken“ statt. Der Main-Tauber-Kreis hat dafür Adressen in Nassig definiert, die nun per Glasfaser angeschlossen werden, um die vom Kreis als Mindeststandard festgelegten Internetleistungen zu erreichen. Laut Mohr hat der Landkreis die Haushalte festgelegt, die in das Förderprogramm fallen. Eine flexible Lösung, bei der weitere Häuser als die ausgewählten angeschlossen werden, gebe es leider nicht.

Internet-Probleme

Mehrere Bürger äußerten in der Sitzung deutliches Unverständnis zur Auswahl des Landkreises. So hätten zahlreiche Bewohner unter anderem im Waldflur Internetgeschwindigkeiten von unter 30Mbit pro Sekunde. Diese gelten als Grenze für die Förderung durch das weiße-Flecken-Programm, betonten einige Bürger. „Wir haben nicht mehr als andere, die nun versorgt werden, sind aber nicht dabei“, wurde mehrfach beklagt.

Es gebe wegen der geringen Geschwindigkeit und der instabilen Verbindung bei vielen Probleme beim Homeoffice oder bei Onlineprüfungen und Onlineschule und Studium. „Der Kreis plant Maßnahmen und vergisst 80 Prozent der Betroffenen“, hieß es weiter. Kritik gab es auch an der Telekom, die die Schule an das Glasfasernetz angeschlossen hatte, den Anliegern daneben aber keine Möglichkeit gab sich anzuschließen. Es könne gesamtwirtschaftlich nicht sein, dass durch verschiedene Anbieter nun schon drei Kabel verlegt wurden. Mohr verwies darauf, dass die einzelnen Anbindungsmaßnahmen mit verschiedenen Fördermaßnahmen realisiert wurden. Dies führe leider zur aktuellen Situation. Er verstand den Unmut der Bürger, denn in den letzten zehn Jahren hätten verschiedene Anbieter mal da mal dort im Dorf für den Breitbandausbau gegraben. „Die Leute werden faktisch ungleich behandelt, ich kann es aber nicht ändern.“

Kreisweit profitierten 314 Haushalte vom weiße-Flecken-Programm, in Wertheim seien es 100 davon 26 in Nassig. „Und viele würden noch nicht einmal in das Programm fallen.“

Ungleiche Behandlung

Hoffnung macht das Angebot der BBV Deutschland die Eigenwirtschaftlich den Main-Tauber-Kreis flächendeckend mit Glasfaseranschlüssen versorgen möchte. Er berichtete vom Kooperationsvertrag mit dem Landkreis und das der flächendeckende Ausbau erfolgt, wenn 20 Prozent der Haushalte im Landkreis in der Vorphase einen Vertrag mit BBV abschließen. Es sind Informationsveranstaltungen auf den Ortschaften geplant. Kommt es zum Ausbau würde dieser Ende 2022 oder Anfang 2023 erfolgen.

Freier Autor

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