Dertingen. Vom Aalbachtal aus wird eine große Region mit Trinkwasser versorgt. In den nächsten sechs Jahren gibt es dort große Vorhaben an den insgesamt sechs Trinkwasserbrunnen. Diese umfassen sowohl die Höherlegung zum Schutz vor Hochwasser sowie Sanierungsarbeiten. Das Gesamtvolumen der Maßnahme beträgt rund 5,3 Millionen Euro.
Jedes Jahr steht ein Brunnen im Fokus, da dieser während der Arbeiten außer Betrieb genommen werden muss. Gestartet wurde mit Brunnen V, der erste aus Richtung Bettingen kommend neben der Straße nach Dertingen. Bei einem Gespräch mit unserer Zeitung auf der Baustelle gaben von den Stadtwerken Wertheim Geschäftsführer Thomas Beier, Stefan Wolf, Abteilungsleiter Planung Gas-Wasser-Wärme, und Martin Friedrich, Meister Wasserversorgung, Einblick das Projekt.
Die Brunnen zur Trinkwassergewinnung bestehen aus einer etwa 40 Meter tiefen Bohrung. Das Grundwasser ist auf verschiedenen Tiefen im Buntsandstein in Verwerfungen eingeschlossen. Im Brunnen befindet sich ein Rohr mit Schlitzen an den Stellen mit Grundwasseransammlungen. Durch diese gelangt das Wasser ins Rohrinnere. In diesem befindet sich die Brunnensteigleitung. Durch diese wird das Grundwasser abgepumpt und dann zum Wasserwerk geleitet.
Wie Beier erklärte, sei momentan bei einem 100-jährigen Hochwasser des Aalbachs nicht sichergestellt, dass kein Oberflächenwasser in den Brunnen eintritt. Wie Friedrich ergänzte, haben die Brunnen einen Leerlauf in der Brunnenstube, wodurch Oberflächenwasser bei Hochwasser eindringen könnte. Er diene im Normalfall zum Beispiel der Entwässerung nach Tests.
Im Rahmen der Baumaßnahmen werden die Brunnenstube und der Brunnenkopf um bis zu einem Meter erhöht, damit sie hochwassersicher sind.
Auch die Brunnen selbst werden umfassend saniert. Denn, so die Stadtwerke-Vertreter, es bei einer Kamerabefahrung festgestellt worden, dass Teile des Rohrs mit den Öffnungen gerostet und Verbindungsstellen der Rohrteile teilweise undicht sind. Außerdem wird man bei allen Brunnen präventiv die Dichtung der Absperrung gegen Oberflächenwasser erneuern.
Abgerechnet wird die Maßnahme über den Zweckverband Aalbach Wasserversorgung. Der Finanzierungsanteil der Stadt Wertheim am Projekt liegt bei 87,58 Prozent, der von Freudenberg bei 12,42 Prozent. Ausschließlich der Maßnahmenteil der Hochwasserfreilegung wird durch ein Förderprogramm unterstützt. Wolf: „Wir haben die sechs Brunnen auf zwei Fördermittelanträge verteilt.“ Man erhalte zunächst für die ersten drei Brunnen 848 900 Euro. Zusätzlich bekomme die Stadt Freudenberg eine Förderung in Höhe von 184 800 Euro. Das ergebe in der Summe rund 1,034 Millionen Euro für die ersten drei Brunnen.
Während die beauftragte Fachfirma ein großes Bohrgerät über der Brunnenöffnung positionierte, berichteten die Stadtwerke-Verantwortlichen von den aktuellen Maßnahmen an Brunnen V. Im ersten Schritt wurde in den vergangenen zwei Monaten der Zufahrtsweg für Lkw zum Brunnen ausgebaut. Beier dankte der örtlichen Bevölkerung und den Grundstücksbesitzern für die Erlaubnis zur Straßenverbreiterung auf den betroffenen Flächen. Wenn es die Eigentümer wünschen, baue man den Weg nach Ende der Maßnahme zurück, wurde betont.
Weiter erfolgte der Rückbau des Zauns und des Brunnenabschlussbauwerks. Dieses Gebäude umfasst die Brunnenstube und den technischen Bereich für den Brunnen. Auch das Fundament des kleinen Gebäudes wurde entfernt. Belassen hat man den eigentlichen Brunnenkopf und den Schutz darum.
Aktuell ist die Brunnenbaufirma im Einsatz. Um das Rohr im Brunnen herum befindet sich Kies, der entfernt werden muss. Dazu wird das Rohr perforiert, damit der Kies hineinfallen kann. Mit Hilfe einer starken Pumpe und Wasser wird dieser dann herausgedrückt. Damit das Erdreich nicht nachrutscht, bringen die Experten ein großes Stahlrohr ein. Anschließend wird das Rohr mit den Schlitzen, das ausgetauscht werden soll, entfernt. An der gleichen Stelle erfolgt dann eine neue Bohrung. Der Bereich wird dann von Schmutz freigepumpt. Anschließend erfolgen die Neuvermessung der Grundwasseransammlungen und der Einbau des Rohrs mit den Schlitzen. All das soll insgesamt rund drei Monate dauern.
Effizientere Pumpe
Für das Gebäude darüber wird ein neues Fundament geschaffen, dass 50 Zentimeter höher ist als das bisherige. Danach folgen der Bau des neuen Brunnenabschlussbauwerks mit neuer Technik und die Herrichtung der Außenanlage. Zum Schluss bringen Stadtwerke-Mitarbeitende die neue Steigleitung mit Pumpe ein. Wie Wolf erklärte, man setze auf eine effizientere Pumpe. Der Wirkungsgrad sei etwa fünf Prozent höher als bisher. Beier ergänzte: „Das rechnet sich, da die Pumpe häufig läuft.“ Die Gesamtmaßnahme an Brunnen V soll im Herbst abgeschlossen sein. 2025 geht es dann mit dem nächsten Brunnen weiter.
Aus den Brunnen im Aalbachtal werden laut Geschäftsführer Beier pro Jahr durchschnittlich rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert. Verkauft werden davon 1,2 Millionen Kubikmeter. Der größte Teil der Restmenge diene zur Rückspülung der Wasserenthärtungsanlage im Wasserwerk, kleinere Mengen seien zudem Verluste im Netz. Aus allen Brunnen zusammen dürfe man laut wasserrechtlicher Genehmigung 90 Liter pro Sekunde entnehmen. Die Grundwasserspeicher seien aktuell so voll wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. Grund sei der Regen der letzten Monate.
Zur Ersatzwasserversorgung sagte er, bei der Leitung zur Fernwasserversorgung Mittelmain müsse man als letzten Schritt noch den Anschluss an den Hochbehälter Steigerholz zwischen Kembach und Dertingen umsetzen. Die Leitungen für den Anschluss nach Kreuzwertheim seien fertiggestellt. Aktuell laufen die Vorbereitungen am alten Hochbehälter Eichler Steige für ein neues Pumpwerk zur Anbindung.
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