Wertheim. Die Mitglieder der Bezirkssynode des evangelischen Kirchenbezirks Wertheim trafen sich zu ihrer Herbsttagung im Stiftshof in der Main-Tauber-Stadt.
Beginn war mit einem Gottesdienst unter dem Motto „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“, den Dekanin Wibke Klomp und Pfarrerin Heike Kuhn in der Stiftskirche gestalteten. Für die Musik sorgte Bezirkskantor Wiedemann-Hohl. Im Stiftshof stellte sich nach der Eröffnung durch den Synode-Vorsitzenden Ekkehard Hüneburg Referent Pfarrer Rainer Heimburger vor. Er arbeitet beim Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe im Referat Gottesdienst mit dem Schwerpunkt Kasualien.
Wie es im Bericht der Verantwortlichen weiter heißt, ging es um sogenannte „Moderne Kasualien“. So werde in der Feier der Kasualien (Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung) Menschen der Segen Gottes zugesprochen. Viele Menschen würden gerade um dieser Segensfeiern Willen ihrer Kirche treu bleiben. Doch die Kirche sei mitten im Umbruch. Kirchliche Kasualien seien nicht mehr so attraktiv wie früher. Die Lebenssituation der Menschen habe sich verändert.
Pfarrer Heimburger stellte fest, die postmoderne Gesellschaft habe einen nachhaltigen Individualisierungsschub erlebt. Gegenüber freien Kasualien hätten kirchliche Kasualien das Image, unflexibel und wenig individuell zu sein. Doch Menschen wünschten heute eine einmalige individuelle Gestaltung ihres Festes. Doch auch die Kasualien der Kirche böten individuelle Betreuung und große Gestaltungsfreiheit. Die Herausforderung für das Handeln der Kirche bei den Kasualien sei, eine an den Grundlagen des christlichen Glaubens orientierte und zugleich zugewandte Atmosphäre entstehen zu lassen. Das fordere die Kirche dazu heraus, die Lebensrelevanz ihrer Angebote immer wieder zu bedenken und die Angebote zu verändern.
Am Nachmittag ging es um das Patenamt. Viele Synodalen berichteten, wie sie ihr Patenamt gestalten. Es wurde deutlich: Es ist eine Ehre, als Pate gefragt zu werden, und hat für die Eltern und den Paten auch eine emotionale Bedeutung. Der Pate ist eine weitere Ansprechperson für den Täufling und soll die Eltern bei der christlichen Erziehung unterstützen. Pfarrer Heimburger betonte: „Wichtig ist, zu hören, was das Bedürfnis der Menschen ist und sie dann in ihrer Sehnsucht nach Gott oder vielleicht nur einer Ahnung nach dem Mehr des Glaubens zu begleiten.“
Weiter wurde festgestellt, dass zu den klassischen Kasualien auch neue wie etwa Schwangerensegnung, Kindergarten- oder Schulbeginn und -abschied, Jubiläumskonfirmationen oder Segensfeiern zum Umzug hinzugekommen seien. Mittlerweile gebe es auch in Deutschland „Pop-up-Feiern“, etwa bei Hochzeiten, oder die spontane „Taufe to go“ („Drop-in-Taufe“). Dies sei ein Versuch der Anpassung an Kommunikationsformen der Gegenwart. „Es gibt ein Bedürfnis nach Segen, da müssen wir als Kirche nah bei den Menschen sein,“ so Heimburger weiter. Die Gestaltung könne unterschiedlich sein. Wichtig sei, dass die Kirche offen ist für die Bedürfnisse der Menschen und das Evangelium zum Leuchten bringt: „Kasualien bergen eine große missionarische Chance, die wir nicht ungenutzt lassen dürfen.“
Anschließend wurde über die Arbeitsfelder des Kirchenbezirks informiert. Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl berichtete über die Veranstaltungen des Bezirkskantorats. Nach den Händel-Werken „Brockes-Passion“ und „Messias“ ist Rossinis Messe sein drittes großes Projekt in Wertheim. Der Stifts- und Projektchor bereitet mit Wiedemann-Hohl die Aufführung in der Stiftskirche in Wertheim am 10. Dezember um 17 Uhr vor. Außerdem unterrichtet der Bezirkskantor Schüler im Orgelspiel und im Dirigieren. Helmut Wießner äußerte sich über die Themen der Landessynode in Bad Herrenalb, bei der unter anderem die Einzelfallstudie über sexualisierte Gewalt vorgestellt und der der Doppelhaushalt 2024/25 verabschiedet wurden. Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks, Aleit-Inken Fladausch-Rödel, betonte, dass die Fragen „Welche Angebote sollen wir planen und wie können wir sie finanzieren?“, drängender würden.
Dekanin Wibke Klomp berichtete aus dem Bezirkskirchenrat. Im Kirchenbezirk Wertheim werde keine Kirche geschlossen beziehungsweise verkauft – außer der nicht mehr genutzten Michaelskirche auf dem Reinhardshof, betonte sie. Die Personalsituation im Kirchenbezirk sei gut. Es gebe den Kooperationsraum Wertheim und den Kooperationsraum Süd. Die Kooperation mehrerer Gemeinden in der Konfirmandenarbeit laufe gut. Einzelne Punkte müssten nachjustiert werden.
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