Wertheim-Hofgarten. Die 15 jährige Sophia Malina steht seit ein paar Minuten vor dem Schlösschen im Hofgarten. Gemeinsam mit ihrem Vater Kolos Malina wartet sie auf Wibke Klomp. Die beiden sind gute Bekannte der Initiatorin der Pflanzaktion, Martina König. Einen kurzen Moment später kommt die Dekanin mit einem kleinen Körbchen voller Blumenzwiebeln. Gemeinsam wollen sie an diesem Tag die Werbetrommel für eine Pflanzaktion im Garten des Schlösschens rühren. Dafür hat Sophia sogar eine kleine Schaufel mitgebracht.
Gepflanzt werden sollen am Samstag ab 11 Uhr mindestens 1000 Blumenzwiebeln, die dann im Frühjahr ein Meer aus blauen Krokussen ergeben.
Husumer Park dient als Vorbild
Die Idee dazu hatte Martina König. „Als Kind war ich einmal im Husumer Park. Das hat mich scheinbar nachhaltig beeindruckt“, sagt sie. Im Gespräch erinnert sie sich an die Bilder vom verwilderten Schlösschenpark, als die Stadt das Areal und Gebäude übernahm. Es wurde entschieden, einen Landschaftspark anzulegen. Lediglich ein paar Traubenhyazinthen sind im Frühjahr zu sehen. Zum ursprünglichen Barockgarten zurückzukehren wäre ein zu hoher finanzieller Aufwand – auch wegen der sehr hohen Unterhaltskosten. Martina König ist Mitglied im Vorstand im Förderverein Schlösschen im Hofgarten. Dort trug sie ihre Idee von der Belebung des Gartens vor. „Wir tun mit der Bepflanzung etwas für die Natur und beleben ein Stück weit den Park. Außerdem zeigen wir den Menschen, dass wir nicht immer Geld benötigen sondern selber auch mal die Ärmel hochkrempeln.“ Mit Kunst und Kultur erreiche man immer nur einen Teil der Bevölkerung. Mit dem noch entstehenden Blumenmeer wolle man diesen Besucherkreis vergrößern, so König.
Bei Wibke Klomp fiel die Idee sofort auf fruchtbaren Boden. „Als Martina König auf mich zukam und meinte, es wäre doch so schön, wenn der Park bunt wäre, sagte ich, dass dies genau meine Vorstellung sei. Im Schlösschengarten blüht nichts im Frühjahr und das ist doch schade.“ In jedes Pfarrhaus, in das sie gezogen ist, habe sie den Pfarrgarten mit Krokussen bepflanzt. „Das machen wir jetzt. Das kriegen wir hin“, lautet seitdem die Devise der beiden Frauen.
Die Wahl fiel folgerichtig und entsprechend des Husumer Vorbilds ganz bewusst auf Krokusse: „Weil es Frühblüher und für die Bienen die erste Nahrung sind. Außerdem sieht es einfach schön aus, und wir können mit der Krokusblüte im Schlosspark werben“, so Klomp. Bevor die erste Rasenmahd ansteht, sind sie verblüht. Bei den zu pflanzenden Krokussen handelt sich sogar um die gleiche Sorte, wie die, die alljährlich in Husumer Schlosspark für die große Blütenpracht sorgt und immer wieder zum Touristenmagnet wird. Die Blumenzwiebeln werden über die Bio-Gärtnerei Haas bezogen. Das Besondere an der Sorte: Sie sät sich selbst aus, wird also ohne Zutun immer mehr. Entstehen soll am Ende ein „Wertheimer Blütenwunder“ – also ein Blütenteppich ringsherum um das Schlösschen.
Helfer sind willkommen
Nun hoffen die Dekanin, Martina Klomp und die beiden Malinas darauf, dass sie am Samstag tatkräftige Unterstützung bei der Pflanzaktion erhalten. Auch wenn der Impuls für diese Aktion aus dem Förderkreis kommt, so könne doch jeder, der Lust hat und ein Schäufelchen mitbringt, mitmachen, versichert Wibke Klomp. Es sei ja schließlich auch eine Aktion für die Stadt. Eine Anmeldung sei nicht nötig. Als Anreiz gibt es für jeden Helfer ein zünftiges Vesper. Geplant ist, dass spätestens um 15 Uhr alle 1000 Zwiebeln in der Erde sind – und zwar auf der Seite rechts vom Schlösschen.
Dieser Platz sei ganz bewusst gewählt, erklärt die Dekanin vor Ort. Denn die Gäste, die im Helmut-Schöler-Saal einer Veranstaltung beiwohnen, sollen durch die bodentiefen Fenster einen schönen Blick auf das Blütenmeer haben.
Irgendwann, davon gehen Martina König und Wibke Klomp fest aus, soll dann der ganze Garten mit Krokussen übersät sein.
Die Kosten für diese erste Pflanzaktion tragen übrigens die beiden Frauen selber – sind also eine „blühende Spende“ der Initiatorinnen.
Wenn es gut läuft, soll der gärtnerische Einsatz im kommenden Jahr wiederholt werden, damit man dem Husumer Vorbild immer näher kommt. Und vielleicht gibt es ja in ein paar Jahren dann auch ein Krokusblütenfest – genau wie seit 25 Jahren in Husum.
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