Wartberg. Es war das erste öffentliche Treffen der Bewohner des Wartberges seit März 2019. Für Samstagvormittag hatte der Stadtteilbeirat um seinen Vorsitzenden Olaf Nadler einen Gang durchs Quartier angesetzt. Besucht wurden besondere Brennpunkte oder Bereiche, in denen Veränderungen anstehen – wie beispielsweise am Tannenberg, wo 84 Wohneinheiten entstehen werden. „Genießen Sie noch einmal die schöne Aussicht“, führte Nadler die Teilnehmer der Sitzung in das Thema ein. Auf den noch unbebauten Grundstücken wollen Investoren Wohnhäuser mit mehreren Wohneinheiten errichten.
„Der schöne Blick ins Tal ist dann natürlich weg“, bedauerte Nadler. Der Stadtteilbeirat sieht vor allem in der engen Anliegerstraße ein Problem und die Pflasterung werde durch die Baufahrzeuge sicher auch nicht besser. Hier stehe man schon in Verbindung mit der Stadt, die nach der Baumaßnahme den Belag sanieren will.
Schwierigkeiten werde es auch mit der Parkplatzsituation geben, ist sich Nadler sicher. Obwohl die Auflagen der Stellplatzsatzung der Stadt mit 1,5 Parkplätzen je Wohneinheit erfüllt werden, teils oberirdisch, teils unterirdisch, sieht der Stadtteilbeirat deutlich mehr Bedarf. Das zeige sich schon jetzt bei der bisherigen Bebauung.
Weiter ging der Rundgang zum Berliner Ring. Auch dort ist der Verkehr das beherrschende Thema. Hier fordert der Stadtteilbeirat schon seit Jahren eine Tempo 30-Zone. Der Antrag dazu sei auch rechtzeitig über die Stadt beim Regierungspräsidium in Stuttgart gestellt worden, „aber man hat wohl Probleme die einjährige Testphase zu genehmigen“, ärgerte sich Nadler über die Behörde, welche die Straße als Ortsverbindungsstraße sieht und nicht als Wohnstraße.
Durch die Wegnahme der auf der Straße eingezeichneten Parkplätze durch die Stadt und das gleichzeitige absolute Halteverbot hätte sich die Lärmentwicklung durch abstoppende und anfahrende Autos wesentlich verbessert, ebenso die Übersichtlichkeit bei der Ausfahrt aus den Grundstücken. Von Bürgerseite wurde beim Rundgang allerdings angeregt, die teilweise sehr breiten Grünstreifen mit Rasengittersteinen für eine Parkmöglichkeit zu versehen. Hier will der Stadtteilbeiratsvorsitzende auf die Stadt zugehen und auch auf die Grundstückseigentümer der dahinter liegenden Häuser, ob überhaupt Bedarf besteht und ob man sich vorstellen kann, Parkplätze anzumieten.
In einem sehr schlechten Zustand befindet sich der Straßenbelag trotz der kürzlich durchgeführten Flickasphaltierung. Die „Kamelbuckel“ beim Haus der Begegnung seien noch immer vorhanden. Das Haus selbst sei dank des Einsatzes der Stadtteilkoordinatorin Tatjana Gering und ihrer Helfer in den letzten Monaten „aufgehübscht“ worden. Sobald es die Corona-Pandemie es wieder zulässt, sollen die bisherigen Nutzer wie Senioren, Bauchtanzgruppe, Schachfreunde oder Jugendliche ihr Haus wieder verwenden können. Für Sitzungen des Stadteilbeirates hofft Nadler auf eine Räumlichkeit in der „Neuen sozialen Mitte“.
Nächste Station war das Gemeindezentrum, die Otfried-Preußler-Schule und die verbindende Mensa. Hier wartete schon Abteilungsleiter Hochbau Christian Melzer auf die Gruppe. Er lieferte die neuesten Nachrichten zu dem größten derzeitigen Bauprojekt der Stadt, mit einer Kostenberechnung von 12,5 Millionen Euro. Seit Januar 2020 werden die bestehenden Gebäude entkernt und der aktuellen Situation angepasst. Das Projekt war nicht unumstritten, erinnert sich Olaf Nadler. „Bis jetzt waren immer nur die Ortsteile dran, jetzt sind wir mal dran“. Vor allem das in die Jahre gekommene Gebäude der Kirchen als zukünftiges Gemeinschaftszentrum wird sehnlichst von den Bewohnern des Wartberges erwartet.
Immer informiert sein
Probleme mit Nachschub
Aktuell, so Melzer, liege man noch gut im Zeitplan. Aber die Nachschubprobleme im Baubereich seien immer mehr zu spüren. Geplant ist die Fertigstellung des gesamten Areals Ende 2022. Bis die Außenanlagen jedoch fertig sind, ist nochmals ein halbes Jahr einplant, so dass man erst Mitte 2023 das gesamte Areal nutzen kann.
„Die Idee des Projektes ist die Gemeinsamkeit“, sagte Melzer auf die Frage nach größeren Räumlichkeiten für eine Nutzung durch die verschiedenen Vereine und Organisationen am Wartberg. Vom Kirchenraum über die Sporthalle bis hin zu kleineren Einheiten werde alles nutzbar sein, so der Hochbau-Experte. Man habe gute Strukturen vorgefunden, auf denen man aufbauen kann. Die Sanierung sei „gelebte Nachhaltigkeit mit cleveren Konzepten“.
In der Schule musste ein neues Treppenhaus eingezogen werden, mit einem Aufzugsschacht für inklusive Beschulung. Außerdem wurde bereits der temporäre Zugang zu den Lehrerumkleiden erneuert. Derzeit erfolgen an der Schule die Dacharbeiten und im Herbst soll mit den Außenanlagen begonnen werden.
Parallel wird das Gemeinschaftszentrum teilweise rückgebaut und dem heutigen Stand angepasst. „Es tut sich wahnsinnig viel“, betonte Melzer nochmals. Das ortsprägende Holzkreuz soll erhalten werden und müsste in Eigeninitiative einen neuen wetterfesten Anstrich erhalten, forderte Olaf Nadler seine Stadtteilbewohner auf, sich zu beteiligen. In der Umbauphase werde das Kreuz wahrscheinlich kurzzeitig abgebaut werden müssen, aber man habe bereits im vierwöchigen Jour Fixe mit allen Beteiligten vereinbart, dass das Kreuz erhalten werden soll.
Dankbar ist Nadler für alle Anregungen und die erklärenden Worte von Christian Melzer. Er wisse, dass es schwer sei, am Wartberg mit seinen Einwohnern aus 51 Nationen eine Gemeinsamkeit aufzubauen und hofft, dass die neue soziale Mitte dazu ein Baustein sein wird.
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