„Slava Ukraine”

"Slawa Ukrajini": Hunderte protestieren in Wertheim gegen Russlands Angriffskrieg

Von 
Gerd Weimer
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Rund 400 Menschen kamen zur Kundgebung auf den Wertheimer Marktplatz. © Gerd Weimer

Wertheim. Etwa 400 Menschen trafen sich nach Schätzung der Polizei am Mittwochabend zu der Kundgebung gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf dem Wertheimer Marktplatz. Zu der Aktion hatten zahlreiche Organisation aufgerufen. Redner von Parteien sowie Glaubensgemeinschaften und Bürgermeister Wolfgang Stein als Stellvertreter des Oberbürgermeisters sprachen zur Versammlung, aber auch direkt Betroffene aus dem Kriegsgebiet ergriffen das Wort, berichteten über Angst, Flucht und die Grausamkeiten der Gewalt. Mit dem Slogan „Slawa Ukrajini“ („Ruhm der Ukraine“) schlossen sie ihre Beiträge und ernteten Beifall.

Anastasiia Wagner aus Urphar (Mitte) übersetzt den Bericht ihrer Mutter (links) über die Flucht aus Kiew. Blau-gelb © Gerd Weimer

Anastasiia Wagners Mutter lebte vor ein paar Tagen noch in Kiew und ist jetzt dank geglückter Flucht in Sicherheit. Unter Tränen schildert sie die ersten Tage des Krieges, die Nächte im Luftschutzbunker. Schwiegersohn Alex, in Russland aufgewachsen, übersetzt die bewegenden Schilderungen der Dame über die Flucht und die Zurückgebliebenen, die nun im Bombenhagel der russischen Armee um ihre Leben und die Heimat fürchten müssen.

"Stoppt den Krieg" © Gerd Weimer

„Russland tötet meine Nation – das ist ein Verbrechen“, ruft eine andere Frau, die aus der Ukraine stammt. Auch sie schließt mit „Slava Ukraine“ – und verneigt sich als Zeichen des Dankes für die Hilfe, die den Flüchtlingen in Deutschland zugutekommt. „Aber ich will in meine Heimat“, sagt sie verbittert.

Bürgermeister Wolfgang Stein spricht von einem „völkerrechtswidrigen Krieg“, der durch nichts zu rechtfertigen sei. Die Stadt bereite sich auf die zu erwartende Ankunft von etlichen Schutzsuchenden vor. Zugleich appellierte er an die Wertheimer „egal welcher Herkunft“: „Lassen Sie nicht zu, dass der Konflikt in unsere Stadtgemeinschaft hineingetragen wird.“

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Thomas Kraft von der SPD prangerte Putins Angriffskrieg auf die souveräne Ukraine an. Der russische Staatschef sei ein „Lügner, ein Kriegsverbrecher“. Die „Völker dieser Welt“ verurteilten den „schändlichen Überfall“. Man wolle den Frieden auch mit dem russischen Volk, das von Putin und seinem System unterdrückt werde.

Jochen Wältz sprach für die CDU und die FDP. Er prangerte die Kreml-Propaganda an, die behaupte, dass die Ukraine Schuld an dem Krieg habe. Putin habe den Marschbefehl gegeben. Er sei der einzige, der den Krieg schnell beenden könne. In Wahrheit habe dieser Krieg nur einen Grund: Die Angst des russischen Präsidenten vor Meinungsfreiheit und Demokratie im eigenen Land.

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Katharina Saur von den Grünen beklagte, dass laut aktueller Zahlen bereits mehr als 800 000 Ukrainer aus ihrer Heimat geflohen seien – mehr als etwa Frankfurt am Main an Einwohnern zählt. Sie würdigte die Hilfsbereitschaft der hiesigen Bevölkerung und rief dazu auf, notwendige Güter oder Geld zu spenden.

"Hände weg von der Ukraine" © Gerd Weimer

Nimet Seker von der islamisch-türkischen Gemeinde erinnerte an die Hilfsbereitschaft während der Flüchtlingskrise vor einigen Jahren, ebenso eine Vertreterin der Organisation „Willkommen in Wertheim“.

Schließlich gab es eine ökumenische Erklärung von der evangelischen Pfarrerin Verena Mätzke und dem katholischen Pfarrgemeinderat Christian Löser: „Jedes von Menschen durch Menschen vergossene Blut schreit zum Himmel. Gewöhnen wir uns nicht an die angebliche Notwendigkeit von Gewalt.“ In einem Gebet appellierten sie: „Setze Putins Macht eine Grenze. Stoppe diesen Krieg.“

Nach der rund einstündigen Versammlung hatten die Betroffenen Gelegenheit sich zu vernetzen. Auch die Übergabe von Sachspenden wurde beispielsweise besprochen.

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