Wertheim. Vielleicht ist ein Konzert zweier Klavierklassen an der örtlichen Musikschule kein typischer Anlass für einen Bericht in der Zeitung. Aber etwa zwanzig Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 19 Jahren (und deren Eltern), die an einem unangenehm schwül-warmen Abend 90 pausenlose Minuten aufmerksam in einem Saal sitzen, ohne zwischendurch auf ein Handy zu starren oder es sonst wie zu benutzen – das ist eine Notiz wert. Denn an irgendetwas muss es liegen, dass so etwas heutzutage überhaupt möglich ist.
Zu Recht stolz
Und so soll es hier nicht um die sehr vielen richtigen und ganz wenigen falschen Töne gehen, die im Saal des Wertheimer Kulturhauses von den Schülern der Klavierklassen von Fedra und Stefan Blido gespielt wurden. Es soll – wie übrigens auch bei diesem Konzert – nicht um teilweise wettbewerbsprämierte Leistungen einzelner gehen, die hier zu hören waren. Denn diese Wettbewerbserfolge, auf die die Musikschule und die Lehrkräfte zu Recht stolz sein können (und die immer einen Zeitungsbericht wert sind), sind eigentlich ein Nebenprodukt der nicht immer mühelosen, aber stets mit großer Sorgfalt und Liebe zur Musik und zu den Kindern erbrachten Arbeit, die an der Musikschule geleistet wird.
Kurz anmoderiert
In einer kurzen Anmoderation zur ältesten Schülerin des Abends, die vor ihrem Medizinstudium jahrelang etliche Kilometer gefahren wurde, um in der Main-Tauber-Stadt Wertheim Klavierunterricht zu nehmen, sagte Fedra Blido, worauf es eigentlich ankommt: „Es geht darum, bei den Kindern und Jugendlichen eine Liebe zur Musik zu wecken, die ein Leben lang hält.“
Diese Liebe kann man nur wecken, in dem man die eigene Liebe zur Musik weitergibt. Und das ist in jedem Moment des Abends zu erkennen: An der großen Ernsthaftigkeit, mit der die jüngste Spielerin darauf vorbereitet wird, aus selbst geschriebenen großen Kullernoten ein einstimmiges Kinderlied zu spielen. An der Freude, die die Lehrer zeigen, wenn ein Vortrag gut gelungen ist. An der erkennbaren inneren Bewegung und Begeisterung, wenn es beim Klavierduo richtig fetzt. An der Vielfalt der ausgewählten Musik von den Klassikern wie Bachs C-Dur-Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier über Mozart Sonatensätze, Beethovens „Für Elise“ bis hin zu modernen und schmissigen Klängen von Vicetone& Tony Igys „Astronomia“ oder Robert Vandalls Jazz-Sonatina. Und nicht zuletzt daran, wie zugewandt und vertraut sich die Schülerinnen und Schüler von beiden Blidos in die Ferien verabschieden und wie sie verabschiedet werden.
Verdienter Applaus
Und so galt der Applaus der rund 50 Zuhörer nicht nur den Kindern und Jugendlichen, sondern auch und ganz besonders Fedra und Stefan Blido und letztlich all den anderen Lehrkräften, die sich an der Wertheimer Musikschule mit großem Engagement für die Musik und für „ihre“ Kinder einsetzen.
Nicht zuletzt mit Hinweis auf die integrative Kraft des Unterrichts an der Musikschule für Kinder unterschiedlichster Herkunft, kann die Unterstützung dieser Arbeit denjenigen, die über die kommunalen Geldmittel entscheiden, gar nicht deutlich genug ans Herz gelegt werden.
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