Jugend trifft Politik

Schüler regen Mobilitätsgipfel an

Zwölf Schüler von vier Schulen diskutierten an „Thementischen“ mit Gemeinderäten und dem Oberbürgermeister für Jugendliche relevante Sachverhalte

Von 
Birger-Daniel Grein
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Sie nahmen sich des Themas der Bildungsgerechtigkeit an, bei dem der bauliche Zustand der Schulen zur Sprache kam: (von links) Die Gemeinderäte Richard Diehm (B90/Die Grünen), Ingo Ortel (SPD) und die Schüler Ian Nelleßen und Esila Percin. © Birger-Daniel Grein

Wertheim. In der zweiten Dialogrunde „Jugend trifft Politik“ zwischen Jugendlichen und Kommunalpolitikern gaben die Schülerinnen und Schüler die Themen vor. Im Arkadensaal fanden sich Schüler und Politiker an sogenannten Thementischen zusammen. Die Jugendlichen aus Gemeinschaftschule, Gymnasium, Berufsschulzentrum und Edward-Uihlein-Schule brachten dabei den Vertretern allen Fraktionen sowie Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez ihre Anliegen nahe und hörten sich deren Meinungen an.

Es wurden folgende Themen besprochen: Bildungschancengleichheit, Ausstattung der Wertheimer Schulen, geschützte Räume für queere Jugendliche, Steigerung der Aufenthaltsqualität am Wertheimer Bahnhof, Informationsfluss zur Kommunalwahl Kommunalwahl 2024 und Mobilität innerhalb Wertheims. In großer Runde wurden dann die von den Jugendlichen ebenso festgelegten Themen Wertheimer Krankenhaus und Mobilität über Wertheim hinaus diskutiert.

Am Beteiligungsformat „Jugend trifft Politik“ nahmen insgesamt zwölf Mädchen und Jungen teil, von jeder Schule jeweils drei Vertreter. Auf die Diskussion am Donnerstag hatten sich die Heranwachsenden in einem zusätzlichen Vormittagstreffen vorbereitet.

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Begleitet wird das Format von Uwe Schlör-Kempf, Kinder- und Jugendbeauftragter der Stadt Wertheim und Karola Kellner von der S&N Kommunalberatung (Gesellschaft für strategische Beratung). Schlör-Kempf erklärte, das Format habe man zusammen mit den Jugendlichen entwickelt.

Mit der zweiten Dialogrunde endete das diesjährige Format „Jugend trifft Politik.“ Die Jugendlichen wollen aber auch darüber hinaus den Kommunalpolitikern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Kellner erklärte im FN-Gespräch das Ziel des Beteiligungsformats. So wolle man die Sichtweise junger Menschen einbinden, vor allem bei gesamtgesellschaftlichen Themen. Aus diesem Grund sei es schön, dass sich Jugendliche aus verschiedenen Schularten, unterschiedlich alt und mit verschiedenem sozialem Hintergrund bereit erklärten hatten, mitzumachen. Schlör-Kempf betonte, das Format wird auch kommendes Schuljahr fortgesetzt.

Barrierefreiheit an der GMS

Dem Thema Ausstattung der Schulen nahm sich ein Duo von Schülern der Gemeinschaftsschule (GMS) und des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) an. „Wir haben den Politikern vorgeschlagen, die Schulen zu besuchen und sich ein Bild vom Handlungsbedarf zu machen,“ sagte Esila Percin (DBG). Zusammen mit Ian Nelleßen (GMS) verglich sie den Zustand der beiden Schulen. Mit Fotos und einer ausgearbeiteten Liste wiesen sie vor allem auf die baulichen Probleme an der GMS hin. Es ging unter anderem um fehlende Barrierefreiheit und eine Gefahr, die von der Eingangstür der Sporthalle ausgehe. Mit dem Interesse der Kommunalpolitiker zeigte sich Esila zufrieden. Sie seien verständnisvoll und der Oberbürgemeister habe zugesagt, ihre Anregungen mitzunehmen.

Übertragung der Ratssitzungen

Elisa Spielmann (BSZ) war es wichtig, dass Jugendliche, die mit 16 Jahren wählen dürfen, ausreichend über die Ziele der Parteien und Listen sowie den Wahlablauf informieren werden. Sie wolle damit die Wahlbeteiligung der jungen Menschen erhöhen, sagte sie. Zufrieden zeigte sie sich mit den Ideen, welche die Kommunalpolitiker hatten. So schlugen diese vor, auf der Internetseite der Stadt eine Übersicht zur Wahl und den Listen mit ihrem jeweiligen Programm zu veröffentlichen. Außerdem wurde eine Vorstellungsveranstaltung der Kandidaten für Jugendliche mit allen Listen besprochen.

Sehr gut fand Elisa auch den Vorschlag, die Gemeinderatssitzungen zukünftig als Video zu übertragen. Dies könnte aus ihrer Sicht das Interesse der Jugendlichen an der Politik erhöhen. Es sei für die jungen Leute wegen des nicht ausreichenden Nahverkehrs nicht einfach, nach der Schule zu Gemeinderatssitzungen zu kommen. Zuhause zuzuschauen sei deutlich einfacher.

Mehr Kapazität im Busverkehr

Eine weitere Gruppe widmete dem Nahverkehr in Wertheim. Ihnen ging es vor allem um das Problem der überfüllten Busse. Ihr Ziel: sowie „CAD Mobil“ stärker in die Köpfe der Jugendlichen zu bringen. Fabian Schmidt (DBG) war von der Reaktion der Kommunalpolitiker positiv überrascht. Diese seien auf die Anliegen eingegangen. „Sie verstehen unsere Frustration“, sagte er.

Vorgeschlagen wurde, dass sich Stadt, Räte und Eltern gemeinsam für mehr Kapazitäten im Busverkehr einsetzen. Von den Räten wurde auch ein Mobilitätsgipfel zum Thema mit Vertretern der zuständigen Behörden und Unternehmen angeregt.

Videoüberwachung am Bahnhof

Bei der Gruppe, die sich des Theamas der Aufenthaltsqualität am Bahnhof angenommen hatte, ging es vor allem um ein herrschendes Unsicherheitsgefühl. Die Jugendliche wünschten sich deshalb eine verstärkte Videoüberwachung. Man wisse, dass die Problemlösung schwierig sei und Geld koste, aber die Stadt solle daran arbeiten, weil es wichtig ist, betonten Ajla Burgic (GMS) und Sofiat Aderogba (GMS). Beide hoffen, dass die Politik die Anliegen aufgreifen werde, die Umsetzung der Lösungen aber dauern werde.

Geschützen Raum schaffen

Der Themenkomplex wurde „Safe Space“ (gesicherter Raum) am Donnerstag von Paula Klomp (DBG) vertreten. Das Thema beschäftigt auch den aktuellen „8er-Rat“. Ein solcher soll gemäß aktuellem Projektstand im Jugendhaus entstehen. Paula nutzte den Dialog, um bei den Politikern für Unterstützung zu werben. „Ich möchte darauf aufmerksam machen, weil dieses Thema auch in Wertheim wichtig ist.“

Vor-Ort-Termin angeregt

Gemeinderat Axel Wältz betonte, mit den Vorschlägen der Jugendliche könne man konkret etwas anfangen. „Geschildert wurden uns zum Beispiel die Nachteile, die der schlechte Bauzustand der Gemeinschaftsschule auf den Unterricht und die Aufenthaltsqualität hat. Wichtig ist, die Instandhaltung und Sicherheit des Standorts muss gewährleistet werden.“ Wältz ist der Meinung, dass Instandhaltungsarbeiten trotz geplantem Neubau notwendig sind, aber keine Großinvestitionen mehr möglich seien. Dies habe er auch den Schülern vermittelt. Gut fand er den Vorschlag einer Vor-Ort-Besichtigung mit Gemeinderat oder Bauausschuss. Die anwesenden Kommunalpolitiker sagten zu, die Ideen der jungen Menschen in die Regionalpolitik hineinzutragen.

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