Wertheim. Die kleine Pfütze im Kellerraum zeugt noch von der Überschwemmung. Zehn Zentimeter hoch stand das dampfende Wasser im Untergeschoss des Mietshauses in der Bestenheider Odenwaldstraße. „Die Feuerwehr Wertheim wurde telefonisch zu einem Wasserschaden alarmiert. In einem Keller war eine Warmwasserleitung undicht. Nachdem sämtliche Ventile zugedreht waren, ließ der Wasseraustritt nach und der Keller wurde mit dem Wassersauger leer gesaugt. Über die Hausverwaltung wurde ein Notdienst zum Abdichten der Leitung beauftragt“, heißt es in dem Kurzbericht über den Einsatz vom 28. Dezember auf der Internet-Seite der Wertheimer Floriansjünger. Was auf den ersten Blick wie Routine aussieht, hat eine Vor- und Nachgeschichte, denn in ein paar Mietshäusern mit zwölf Wohnungen in der Odenwaldstraße herrschen offenbar bedenkliche Zustände.
Undichte Wasserleitung führt zu Problemen
Schon Anfang November erreichte die Fränkischen Nachrichten ein Video, das zeigt, wie aus der Leitung an der Decke üppig Wasser ausläuft. Auf Anweisung des Hausmeisters, so hieß es damals, wurde eine Mülltonne darunter gestellt, um das Wasser aufzufangen. Mitte Dezember gab es dann einen Schaden in einer Wohnung im zweiten Obergeschoss.
Hier ist ein Paar zu Hause, in dessen Badezimmer eine Warmwasserleitung undicht war. Der alarmierte Hausmeister habe abgelehnt zu kommen: „Ich bin im Urlaub“, soll er gesagt haben. Hilfsweise wurde der Hahn abgedreht. Seit dem 18. Dezember gibt es deshalb schon kein warmes Wasser mehr in der Wohnung. Der Mann geht auf der Arbeit oder bei seiner Mutter unter die Dusche. Die Frau macht sich öfters Wasser auf dem Herd warm und belässt es gezwungenermaßen bei einer Katzenwäsche, wie sie erklärt.
In der Wohnung riecht es modrig. Feuchtigkeit liegt in der Luft. Der Laminatboden schlägt Wellen. Im Badezimmer sind an verschiedenen Stellen dunkle Flecken zu erkennen. Auf einem Regal im Flur steht eine Reihe mit Nasenspray-Fläschchen. Offenbar müssen die Bewohner öfter davon Gebrauch machen. Gefragt nach gesundheitlichen Beeinträchtigungen, sagt der Mann, er leide unter einer Allergie. Das Raumklima bekomme ihm nicht. Die Frau beklagt, sie leidet mittlerweile unter chronischem Husten.
Man habe immer wieder versucht, die Vermieter zu erreichen, damit sie für Abhilfe sorgen. Doch niemand gehe ans Telefon. Auch auf eine Beschwerde per E-Mail sei keine Antwort eingetroffen. Man lasse sie im Stich.
Es ist nicht einzige Problem-Wohnung in dem Mietshaus. Weiter oben wohnt Eva B. mit ihrer zweijährigen Tochter seit vier Monaten in einer Dreizimmerwohnung. Der Geruch hier ist nicht unangenehm, was daran liegt, dass in jedem Raum mindestens ein elektrischer Duftspender aktiv ist.
Zustand der Wohung
Beim Einzug sei der Zustand der Wohnung „eigentlich ganz gut“ gewesen, sagt Eva B. Nur in der Küche gab es kein Warmwasser, weil der Anschluss „komplett falsch verbaut“ war. Nun funktioniert die Heizung im Bad, in ihrem Schlafzimmer und in der Küche nicht mehr. Ihre Tochter sei schon mehrmals erkrankt, weil sie in dem kalten Badezimmer duschen müsse. Sie selbst stehe nachts des Öfteren auf, weil es im Schlafzimmer zu kalt sei. Jetzt stehe wegen des Vorfalls im Keller überhaupt kein warmes Wasser mehr zur Verfügung. Sie müsse mit ihrem Kind zu Verwandten ausweichen.
Eva B. hat fast täglich bei den Vermietern angerufen. Vom Hausmeister sei keine Hilfe zu erwarten. „Es rührt sich niemand. Keiner kümmert sich“, beklagt sie im Gespräch, das kurz nach Neujahr stattfand. Mehrere Male habe sie sich per E-Mail beschwert. Keine Reaktion.
Das hat sich geändert – einen Tag nachdem die Fränkischen Nachrichten bei den Vermietern nachgefragt haben. „Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck an der Wiederherstellung/Mängelbeseitigung“, heißt es in einer Mail des Unternehmens ZBVV – Zentral Boden Vermietung und Verwaltung an Eva B.. Die ZBVV hat keinen guten Leumund, was den Umgang mit Missständen in ihren Wohnungen angeht.
ZBVV hat keinen guten guten Ruf
Gibt man den Unternehmensnamen bei Google ein und wählt die Kategorie „News“ spuckt die Internet-Suchmaschine massenhaft Ergebnisse aus. „Schimmel und keine Heizung: Mieter in Chorweiler protestieren gegen Wohnungsgesellschaft“, lautet eine Überschrift des Kölner Stadt-Anzeigers. „Heizung seit drei Monaten kaputt: Mieter sind verzweifelt“, heißt es bei der WAZ über ein Haus in Duisburg. Im NDR lief ein TV-Beitrag des Magazins Panorama mit dem Titel: „Hilflose Mieter: Problemimmobilien in Norddeutschland.“ Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.
Bundesweit ist die ZBVV für 62 000 Wohneinheiten zuständig, heißt es in dem NDR-Bericht. In der Bestenheider Odenwaldstraße sind es sechs Mehrfamilienhäuser, die von der ZBVV verwaltet werden. Die Gesellschaft ist laut NDR eine Tochter des Unternehmens „Zentral Boden Immobilien Gruppe“ in Erlangen.
Miete geht an Immobilienfonds der Union Investment
Auf der Internetseite heißt es, man sei einer der „führenden Spezialisten für deutsche Wohnimmobilien“. Seit dem Jahr 2002 konzipiere das Emissionshaus „erfolgreich Immobilienfonds für private und institutionelle Anlegerinnen und Anleger“. Die ZBI Gruppe verfolge die „Stärkung von Teilhabe, Langfristigkeit und Verbindlichkeit“ in Form einer neuen „Wertgemeinschaft für Investments und Wohnen“.
In den Mietverträgen der Wohnungen in Bestenheid steht als Zahlungsempfänger die „ZBI Fondsmanagement AG handelnd auf Rechnung des Sondervermögens Unilmmo“. Dabei handelt es sich um einen offenen Immobilienfonds, an dem sich Anleger beteiligen können und den die Union Investment aufgelegt hat. Hauptanteilseigner dieser Fondsgesellschaft ist die DZ Bank, das Spitzeninstitut der genossenschaftlichen Finanzgruppe, zu der die Volks- und Raiffeisenbanken gehören.
Vermieter: „Nehmen Gefahr ernst“
Der Bestenheider Fall sei bei der ZBVV bekannt, hieß es auf Anfrage der FN. „Aufgrund einer Häufung der Mängel im Wasserleitungssystem wurde eine aufwendige Ursachenuntersuchung durchgeführt, unter Einbindung von Fachplanern hat sich herausgestellt, dass eine Strangsanierung notwendig ist“, so ein Sprecher. Es müssen also sämtliche Wasser- und Abflussrohre ersetzt werden. Die Sanierung in den Gebäuden werde „im ersten Quartal 2024 beginnen“, schreibt er. Dabei würden auch die von Schimmel betroffenen Wohnungen saniert.
„Wir nehmen die Gefahr möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen ernst und werden versuchen, den betroffenen Mietern kurzfristig Ausweichwohnungen zur Verfügung zu stellen“, wird Hilfe in Aussicht gestellt.
Ob es in den nächsten Wochen und Monaten tatsächlich zur Beseitigung der Missstände kommt, bleibt abzuwarten. Die FN werden berichten.
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