FN-Gespräch mit Margarete Schmidt

Rauenbergs erste Ortsvorsteherin ist gerne „am Ohr der Bürger“

64-Jährige spricht über ihren Weg in die Kommunalpolitik und über das, was ihr wichtig ist

Lesedauer: 
Margarete Schmidt aus Rauenberg ist die erste Ortsvorsteherin eines Freudenberger Ortsteils seit der Eingemeindung vor 52 Jahren. Nach der Wahl übergab ihr Vorgänger Siegbert Weis (links) an sie symbolisch den Rathausschlüssel. Gratulationen gab es auch von Bürgermeister Roger Henning. © Birger-Daniel Grein

Rauenberg. Margarete Schmidt (CDU) ist die erste Ortsvorsteherin Rauenbergs und aller Freudenberger Ortsteile seit deren Eingemeindung vor 52 Jahren. Sie war bereits zehn Jahre Ortschafts- und Gemeinderätin. Zudem ist sie Sprecherin der Freudenberger Vereine und Vorsitzende des VdK Rauenberg. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten berichtete die 64-Jährige über ihren Weg in die ehrenamtliche Kommunalpolitik und über das, was ihr wichtig ist.

Man habe 2013 für Christa Hildenbrand, die für Ortschafts- und Gemeinderat nicht mehr kandidierte, eine Frau als Nachfolgerin gesucht. So kam der damalige Ortsvorsteher von Rauenberg, Siegbert Weis, auf Schmidt zu und fragte, ob sie kandidieren würde. „Ich sagte dann zügig zu, räumte mir aber wenig Chancen ein“, erinnerte sich Schmid im Gespräch. 2014 wurde sie dann in beide Gremien gewählt und gehört diesen seither durchgehend an. Zu ihrer Motivation, sich kommunalpolitisch zu betätigen, sagte sie: „Ich will Kernstadt und Ortsteile zusammenbringen.“ Außerdem sei sie gerne „am Ohr des Bürgers“.

Zu ihren persönlichen Höhepunkten in ihrer Laufbahn gehörte die Feier „50 Jahre gemeinsam“ zum Eingemeindungsjubiläum 2022 gefeiert wurde. Schön sei, dass man als Mandatsträgerin bei allen Veranstaltungen willkommen ist. „Ich bin gerne in allen Teilen der Gesamtstadt.“

Mehr zum Thema

Konstituierende Sitzung

Freudenbergs Gemeinderat vereidigt

Veröffentlicht
Von
bdg
Mehr erfahren
Ortschaftsrat

Weichen für Legislaturperiode in Oberbalbach gestellt

Veröffentlicht
Von
pm
Mehr erfahren
Kommunalpolitik

Verdiente Mandatsträger ausgezeichnet

Veröffentlicht
Von
bdg
Mehr erfahren

Auch viele politische Themen und Projekte verbindet sie mit guten Erinnerungen. Beispielhaft nannte sie das Mitgestalten der Stadtentwicklung, der Errichtung des Windparks und der Neugestaltung des Rauenberger Spielplatzes.

Doch es gebe auch weniger schöne Momente im Amt als Ratsmitglied, bekannte Schmidt: „Man wird ständig mit der Bundespolitik in Verbindung gebracht.“ Außerdem müsse man auch bei lokalen Themen Kritik vertragen. Ein Kommunalpolitiker bekomme viel zu hören, unter anderem dass die Ortsteile im Vergleich zur Kernstadt benachteiligt würden. „Man muss sehr viel Argumentations- und Überzeugungsarbeit leisten. Außerdem muss man sehr viel Vertrauen aufbauen.“

Durch Corona sei auch lokal viel Vertrauen in die Politik kaputt gemacht worden, stellte die Ortsvorsteherin fest. Dennoch gefällt ihr die ehrenamtliche Arbeit als Lokalpolitikerin. „Sonst hätte ich nicht mehr kandidiert.“

Nachdem Weis bekannt gab, dass er nicht das Amt des Ortsvorstehers abgeben möchte, hätten sie Bürger öfters angesprochen und gebeten, sie solle sich als seine Nachfolgerin zur Verfügung stellen, blickte Margarethe Schmidt weiter zurück. „Ich antwortete, man soll erstmal abwarten. Denn der neue Ortschaftsrat empfiehlt eine Person für das Amt an den Gemeinderat.“

Bei der Ortschaftsratswahl in Rauenberg im Juni erhielt Margarete Schmidt die meisten Wählerstimmen. „Dann fiel es mir nicht schwer, mich für das Amt bereit zu erklären“, sagte sie.

In der konstituierenden Sitzung am 15. Juli schlug sie der Ortschaftsrat einstimmig als Ortsvorsteherin vor. Ihr Stellvertreter Torsten Ullrich hatte bei der Kommunalwahl das zweitbeste Ergebnis erzielt. Beide wurden auch einstimmig vom Gemeinderat als Ortsvorsteherin beziehungsweise stellvertretender Ortsvorsteher bestätigt.

Die Reaktion aus der Bevölkerung auf ihre Wahl zur Ortsvorsteherin sei sehr positiv gewesen, so Schmidt. Ständig riefen Leute bei ihr an und gratulierten, berichtete sie. Auch aus anderen Ortschaften – sogar außerhalb von Freudenberg – seien viele Glückwünsche bei ihr angekommen. „Sehr oft fiel das Wort Frauenpower und ,Frauen an die Macht’.“ Glückwünsche kamen sowohl von Frauen als auch von Männern, wobei die Frauen in der Mehrheit waren.

Nun sei sie in der Einarbeitungsphase, berichtete sie. „Als Ortsvorsteherin bist du Mädchen für alles.“ Kurz nach der Wahl gab es bereits den ersten Sterbefall im Dorf. Sie habe sich daher schnell mit dem Thema Gräbervergabe beschäftigen müssen. Auch Grüngut am Container in der Ortschaft habe sie schon angenommen. Außerdem repräsentierte Rauenberg bei einem Termin unter anderem zusammen mit dem Landrat zur Sanierung der Kreisstraße nach Boxtal.

In der ersten Woche habe sie bereits gemerkt, wie zeitaufwendig die Arbeit als Ortsvorsteherin ist. Verlasse man das Haus und treffe Bürger, erhalte man immer Hinweise zu Dingen, die im Ort angegangen werden sollen. Außerdem gebe es sehr viele Aufgaben zusätzlich zur politischen Arbeit. „Einer meiner bisherigen Lieblingsaufgaben war die Gratulation zum 75. Geburtstag eines Rauenbergers im Namen der Stadt.“ Hierbei vertrat sie Bürgermeister Roger Henning.

Zu ihren Zielen für die nächsten fünf Jahre im Amt sagte Margarete Schmidt: „Mein Wunsch als Ortsvorsteherin ist es, alle Generationen von Rauenberg sollen sich hier im Ort wohlfühlen.“ Dazu gehöre, dass die Nah- und die medizinische Versorgung der Dorfbewohner nicht auf der Strecke bleiben. Weitere wichtige Themen seien die Verbesserung der ÖPNV-Anbindung, die Feuerwehr, die Förderung des ehrenamtliches Engagement, ein stärkeres Zusammenwachsen der Vereine und das Einbeziehen der Bürgerschaft. Gefördert werden sollen auch das Miteinander von Senioren, Familie und Jugend und deren Verständnis füreinander durch Begegnungen und gemeinsame Aktionen.

Eine bedeutende mögliche Ursache dafür, dass es weniger Frauen im Ortsvorsteher-Amt in der Region gibt, sei der hohe Zeitaufwand dafür, glaubt Schmidt. Frauen seien oftmals auch stärker im familiären Kontext zeitlich eingespannt, sagte sie. „Man braucht auch einen Partner oder eine Partnerin, die einen Unterstützen. Und den habe ich.“ Lob zollte sie auch ihren Ortschaftsratskollegen: „Wir sind ein tolles Team.“

Frauen sollten sich auf jeden Fall politisch engagieren, ist Margarete Schmidt überzeugt. „Nur wenn sie das tun, können wir auch schneller etwas bewegen.“ Schön wären auch mehr junge Menschen in den Gremien. „Damit können sie das Dorf, in dem sie leben, mitgestalten.“ Es sei eine spannende Aufgabe und auch als junger Mensch gut machbar, wie sich bei jungen Ortschaftsräten zeige. „Junge Leute bringen frischen Wind ins Gremium.“

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten